Von den "Viechern" im Nationalteam und schmerzenden Kreuzen
JULBACH. Vermutlich hat es Florian Gabriel derzeit wetter-technisch besser als wir im Mühlviertel. Ist alles nach Plan gelaufen, bereitet sich Gabriel in Marokko gerade auf die Rallye du Maroc vor, die am 1. Oktober beginnt. Der Julbacher ist als Physiotherapeut im Therapiezentrum Oberes Mühlviertel (THOM) tätig, macht gerade seinen Master in Sport-Physiotherapie und betreut außerdem noch Sportmannschaften, wobei er ganz schön umherkommt.
„Die Rallye in Marokko ist Neuland für mich. Im Motorsport habe ich bis jetzt noch nicht gearbeitet, ich bin auch selbst nicht unbedingt ein großer Motorsport-Fan“, erzählt Gabriel kurz vor dem Abflug. Er ist für die Rennwoche Teil des Teams „X-Raid“ auf dessen Fahrer über 1.500 Kilometer Schotter, Sand und Dünen warten. Gabriels Job ist es unter anderem, die Fahrer nach dem Wertungsprüfungen wieder fit für den nächsten Tag zu machen. „Ohne Vorbereitung geht das für mich als 'Rookie' natürlich nicht. Ich hab mich bei Kollegen schlau gemacht, welche 'Baustellen' auf mich warten. Die meisten Beschwerden werden bei den Fahrern wohl rund um den Nackenbereich und die Lendenwirbelsäule auftreten. Einerseits bedeutet der Helm zusätzliches Gewicht, das von der Muskulatur gehalten werden muss, andererseits werden die Fahrer im Gelände ordentlich durchgeschüttelt.“
Für Gabriel ist es ein Probearbeiten; denn rund um den Jahreswechsel steht für das Team X-Raid die Rallye Dakar an. „Bei der Dakar dabei zu sein wär natürlich ein Wahnsinn. Diese Rallye sagt wohl jedem was, egal ob Motorsportfan oder nicht, das ist einfach eines der größten Sport-Events.“
Bei Österreichs Basketballern
Fix angestellt beim Team X-Raid ist Gabriel nicht, die Betreuung der Sportmannschaften läuft quasi „nebenbei“. „Man muss auf jeden Fall gut vernetzt sein, vieles läuft über Kontakte und oft sind kurzfristige Aushilfen gefragt.“ Arbeitserfahrung und eine gute Ausbildung sind Grundvoraussetzung. Neben seinem Rallye-Debüt war Gabriel bis jetzt vor allem in Spielsportarten im Einsatz, wie etwa beim österreichischen U18 Basketball Nationalteam, unter anderem bei der EM in Rumänien vergangenen August. „Die U18-Spieler haben teilweise Profiverträge und sind richtige 'Viecher'. Im Nationalteam bekommt man die Burschen wenig zu Gesicht, meist gibt es vor einem Turnier ein Trainingslager und das wars dann. Meine Aufgabe dort liegt fast zu 100 Prozent im Bereich Regeneration. Aber die Burschen haben ihre genauen Trainingspläne, wissen was zu tun ist und kommen topfit an.“
Erfolgreiche Physio braucht Eigeninitiative
Das „Täglich Brot“, die Arbeit im THOM, bietet da einen gewissen Kontrast dazu. „Die allermeisten Leute kommen mit Kreuzschmerzen. Wir versuchen dann, unser Möglichstes zu tun, wir sind aber keine Heiler. Für eine erfolgreiche Physiotherapie muss der Patient selbst was tun. Das heißt nicht, dass er jeden Tag im Fitnessstudio schwitzen muss, aber wer zum Beispiel jeden Tag zehn Minuten in seine Rumpfstabilität investiert, der braucht wahrscheinlich bald überhaupt keine Physiotherapie mehr, weil die Kreuzschmerzen weg sind.“
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