Eine Frau, die sich in einer ehemaligen Männerdomäne behauptet: Christine Niedersüß ist Unternehmerin des Monats
ROHRBACH-BERG. Einen alteingesessenen Familienbetrieb zu übernehmen, diesen weiterzuführen und mit den Anforderungen der Zukunft zu verknüpfen - das war für Christine Niedersüß, Geschäftsführerin der Sattlerei Niedersüß, die größte Herausforderung in ihrer Selbständigkeit. Sie meistert das Ganze mit großem Erfolg und wurde dafür von Frau in der Wirtschaft als „Unternehmerin des Monats Mai“ ausgezeichnet.
Sichtlich gerührt nahm die Jungunternehmerin heute Vormittag die Auszeichnung entgegen. Diese gebühre aber nicht ihr allein, betonte sie: „Ohne meine Familie würde es nicht gehen, wir helfen alle zusammen. Die Auszeichnung gehört der ganzen Familie.“ Gemeinsam mit ihrem Bruder Markus und mit dem Rat und Tat der Eltern Karl und Rosa leitet Christine Niedersüß die Sattlerei - ein klassisches Handwerksunternehmen, das auf eine 300-jährige Firmengeschichte zurückblicken kann.
Familienbetrieb seit acht Generationen
Diese lange Geschichte hob auch FidW-Landesvorsitzende Margit Angerlehner hervor. “Es ist für mich eine besondere Ehre, jemanden auszuzeichnen, der einen Familienbetrieb in achter Generation übernommen hat. Das ist eine Seltenheit.“ Angerlehner lobte ebenso das Bekenntnis zur Regionalität, die in der Rohrbach-Berger Sattlerei, mitten im Herzen der Bezirkshauptstadt, gelebt wird.
Ins selbe Horn stieß Klara Pöschl, Bezirksvorsitzende von Frau in der Wirtschaft: „Christine ist in ihrer Heimat verwurzelt, auch im sozialen Leben. Wir sind glücklich, eine Unternehmerin in der Region zu haben, die so großen Wert darauf legt, hier zu produzieren. Unternehmerinnen wie Christine Niedersüß geben ihrer Region viel zurück, nämlich Arbeit, Wohlstand und Lebensqualität.“
800 Sättel, die in alle Welt gehen
In der Niedersüß-Werkstätte werden jedes Jahr an die 800 Sättel für Hobbyreiter bis zum Olympioniken in mühevoller Handarbeit produziert, damit ist das Rohrbacher Unternehmen die größte Sattlerei Österreichs. Die Exportquote liegt bei 80 Prozent. „Fast ein Drittel der Sättel gehen derzeit nach Japan, Ende Mai wird wieder eine größere Bestellung ausgeliefert“, verrät die frisch gekürte Unternehmerin des Monats. Niedersüß-Sättel sind aber auch in Australien, Spanien oder Deutschland beliebt. Für die Qualität der Sättel made im Mühlviertel spricht deren lange Lebensdauer von bis zu 30 Jahren. „Es ist aber auch wichtig, dass diese vor Ort gut angepasst werden. Deshalb wird es bei uns nie einen Internetverkauf von Sätteln geben“, sagt die 31-Jährige.
Augenmerk auf Forschung und Entwicklung
Einer der Erfolgsfaktoren des Traditionsbetriebs ist die hauseigene Forschung und Entwicklung, für die Markus Niedersüß verantwortlich zeichnet. Gerade tüftelt er an einem neuen, modernisierten Damensattel und auch an einem leichteren Sattelbaum-Kern.
Mitarbeiter gesucht
Nicht zuletzt tragen die Mitarbeiter zum Erfolg bei. „Unsere 20 Mitarbeiter haben Freude bei der Arbeit und das merkt man in der Qualität unserer Produkte. Uns ist wichtig, den Produktionsstandort zu erhalten und hier Arbeitsplätze zu schaffen“, bekräftigt Christine Niedersüß. Stichwort Arbeitsplätze: Momentan sucht die Sattlerei Niedersüß neue Mitarbeiter, auch Lehrlinge, die das Traditionshandwerk von Grund auf lernen wollen, werden aufgenommen.
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