Bestatter in Corona-Zeiten: „Sorgfalt ist nötig, aber wir haben schon mehr Herausforderungen gemeistert“
BEZIRK ROHRBACH. Die Pandemie bringt seit einem Jahr nicht nur im Alltag Einschränkungen, sondern auch im Todesfall für Angehörige. Wichtige Ansprechpersonen sind in dieser Situation die Bestatter, die bei der Einhaltung aller Richtlinien eine besondere Sorgfalt an den Tag legen müssen. Dennoch weiß Bezirksobermeister Wilhelm Wuschko: Aufs und Abs bei den Sterbefall-Zahlen gab es immer.
Im Alltag des Bestatters habe sich nicht wirklich viel verändert, denn die Arbeit sei grundsätzlich gleich geblieben, sagt Wuschko: „Es gibt und gab im Beruf des Bestatters immer Zeiten, wo extrem viel zu tun war und Wochen, wo genau nichts zu tun ist. Auch Herausforderungen gab es in früheren Jahren immer wieder, egal worum es ging, etwa in Zeiten von HIV.“
Obwohl der Bezirk im Herbst zum „Hotspot“ der Pandemie wurde, sei die Zahl der Sterbefälle insgesamt über einen längeren Zeitraum in den von Wilhelm Wuschko betreuten Pfarren nicht sonderlich gestiegen: „Von Januar bis November lagen die Sterbezahlen dort bei einem Plus von genau 6,3 Prozent, das sind in absoluten Zahlen 8 Todesfälle. Das liegt – soweit ich informiert bin – im Österreichschnitt von 2020. Natürlich waren da auch Verstorbene dabei, die mit Covid-19 infiziert waren.“ Es hätte auch früher schon in den Pfarren Abweichungen von mehr als 50 Prozent der Sterbezahlen pro Jahr gegeben, so wie im letzten Jahr auch.
Strenge Vorschriften
Für den Umgang mit Corona-Toten gibt es strikte sanitätspolizeiliche Vorschriften und Verordnungen, so der Bezirksobermeister: „Das Ankleiden ist verboten, der Verstorbene muss in einer Sanitätshülle versargt werden, die dann desinfiziert wird, wir betreten das Gebäude, in dem sich der Verstorbene befindet, in kompletter Schutzausrüstung mit Schuhüberzieher, Schutzanzug, Schutzbrille, doppelten Handschuhen und FFP2-Maske. Dazu gibt es eine genaue Anleitung, wie man sich nach unserem Einsatz dieser Schutzausrüstung entledigt, um niemanden zu gefährden. Hierzu kommen natürlich noch die Vorschriften bei der Aufbahrung eines an C-19 Verstorbenen bis hin zur Fahrzeugdesinfektion, die ich nach jeder Überführung durchführe, um auf Nummer sicher zu gehen. Soweit ich informiert bin, hat sich bis dato kein einziger meiner Kollegen im Bezirk infiziert. Das zeigt, wie bewusst und sorgfältig gearbeitet wird.“
Übrigens gibt es keine Vorschrift oder Empfehlung für die Art von Bestattung bei Corona-Toten. Die Entscheidung ob Erd- oder Feuerbestattung treffen alleine die Hinterbliebenen oder es ist der letzte Wille des Verstorbenen zu erfüllen.
Trauerfamilien tragen Last
Besonders groß sind die Belastungen derzeit für Trauerfamilien. Nicht nur Einschränkungen bei der Teilnahme an Begräbnissen müssen beachtet werden, auch für manche Trauerrituale ist derzeit kein Platz. Wilhelm Wuschko erlebt trotz allem gefasste Angehörige: „Mein besonderer Dank gilt allen Trauerfamilien, die sich in dieser furchtbaren Zeit diesen Einschränkungen beugen müssen und dies mit außerordentlicher Disziplin in einer der schwierigsten Zeiten ihres Lebens auch ohne viel rumzujammern tun.“
An Gerüchten ist nichts dran
Wäre da noch die Frage, ob denn Bestatter für Covid-Tote mehr Geld bekommen, wie es Gerüchten zufolge der Fall sei. Da kann Wilhelm Wuschko klarstellen: „Blödsinn! Natürlich wurde ich auch schon von Hinterbliebenen gefragt, wo man denn ansuchen muss, um einen Zuschuss dafür zu beantragen. Es gibt eben viele Leute, die einfach ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Beim Bestatter belaufen sich die Mehrkosten zwischen 100 und 200 Euro für den Mehraufwand aufgrund der sanitätspolizeilichen Vorschriften, Sanitätsversargung mit Sanitätssack, Schutzausrüstung, kompletter Fahrzeugdesinfektion und Hygienematerial. Es gibt für Covid-Tote keinen Cent mehr für einen Bestatter von öffentlicher Stelle!“
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