
ST. MARTIN. Das veränderte Kundenverhalten und die zunehmende Spezialisierung sorgen bei den Raiffeisenbanken für eine Straffung des Filialnetzes. In der Region Neufelden werden drei Bankstellen auf Selbstbedienungs-Möglichkeiten umgestellt; die Region Rohrbach legt vier Bankstellen zusammen.
Es geht dabei nicht ums Einsparen, sondern darum, „den schleichenden Rückgang an Kompetenz zu stoppen“, stellt Ludwig Kapfer, Geschäftsleiter der Raiffeisen Region Rohrbach, klar und erklärt gleich näher: „Jeder einzelne Kunde wird durch die Zusammenfassung besser beraten. Denn das Bankfachgebiet ist viel zu breit gefächert, als dass einer in der Lage wäre, alles abzudecken.“
Mit Eröffnung der neuen Raiffeisen-Zentrale in Ulrichsberg Mitte April kommen die jetzigen Bankstellen Schwarzenberg, Klaffer und Julbach nach Ulrichsberg. Auch die Mitarbeiter werden künftig hier im größeren Team arbeiten.
Geografische Nähe ist nicht entscheidend
In der Region Neufelden wird Kleinzell noch vor dem Sommer geschlossen; Kirchberg und St. Johann folgen im Sommer 2023. Nachdem Neufelden schon vor einigen Jahren auf SB-Möglichkeit umgestellt wurde, werden somit vier der insgesamt neun Bankstellen unbesetzt sein. „Unsere Kunden brauchen Bankdienstleistungen auf einer anderen Ebene. Nähe wird weniger mit geografischer Nähe, sondern mit persönlicher Kompetenz, Vertrauen und Problemlösungs-Orientierung in Verbindung gebracht“, betont Vorstandsvorsitzender Franz Erlinger. Seit 2012 hätten sich Bargeschäfte mehr als halbiert, 97 Prozent der Bankgeschäfte mache sich der Kunde selbst am PC oder Handy und „er ist für größere Beratungen auch gerne bereit, in die nächste Bankstelle zu fahren“, ergänzt der Banker. Auch er sieht es so wie Kapfer, dass eine kleine Bankstelle nicht alles abdecken kann. „Zudem fehlt der Austausch: Wir haben im Vorjahr sechs neue Mitarbeiter aufgenommen und diese wollen alle in einem größeren Team arbeiten.“
Neue Zentrale öffnet im Juli
Weitere Mitarbeiter sind übrigens noch gesucht – auch mit Blick auf die neue Zentrale, die derzeit in St. Martin entsteht. Die Arbeiten laufen planmäßig, Mitte Juli soll der Betrieb in den Räumlichkeiten starten und die Übersiedlung der Gesamtbank mit 25 Mitarbeitern von St. Peter nach St. Martin erfolgen. Im selben Gebäude werden Musikkapelle und die Pfarre ein neues Zuhause finden. Das Obergeschoß wurde bereits an andere Firmen vergeben.
Nachnutzung geplant
Für die Raiffeisen-Gebäude in Kleinzell, Kirchberg und St. Johann wird übrigens eine Nachnutzung mit zusätzlicher Wertschöpfung angestrebt. „Wo jetzt ein, zwei Leute drinnen sitzen, sollen mehr Arbeitsplätze vor Ort entstehen“, sagt dazu Erlinger. Zudem wolle Raiffeisen beim Sponsoring – von Schulen über Pensionisten bis zum Sport – noch aktiver werden.