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Mehr Eigenkapital, maximale Kreditraten und beschränkte Laufzeiten: Neue Regeln für Immo-Kredite

Sebastian Wallner, 16.03.2022 07:00

BEZIRK ROHRBACH. Ab Juli gelten für die Vergabe von Immobilienkrediten neue Vorschriften. Josef Peer, Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Donau-Ameisberg, und Peter Werner und Christian Terink vom Vorstand der Sparkasse Mühlviertel-West erklären die Details.

Foto: Wodicka
Foto: Wodicka

Die harten Fakten lauten: Kreditnehmer müssen mindestens 20 Prozent des Kreditvolumens in Form von Eigenkapital nachweisen können, die Kreditrate darf höchstens 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens ausmachen und die Laufzeiten werden auf 35 Jahre begrenzt.

„Die Kriterien gelten für sämtliche Wohnimmobilien“, erklären Werner und Terink von der Sparkasse, also nicht nur für Kredite für den Kauf von Häusern, sondern auch für Häuslbauer. Gewerbeimmobilien sind nicht betroffen. Für viele nicht ganz klar: „Zum Eigenkapital zählen nicht nur Spar- und Kontoguthaben sowie Bargeld, sondern genauso Versicherungen mit Rückkaufswert, vorhandene Immobilien und Grundstücke.“ Man kann also weiterhin ohne 100.000 Euro auf dem Konto ein Haus bauen, wenn man andere wertbeständige Besitztümer vorzuweisen hat.

Kriterien schon jetzt erfüllt

Derzeit werden in Österreich laut Nationalbank bei mehr als der Hälfte der vergebenen Kredite die ab Juli verpflichtenden Kriterien nicht erfüllt. Zumindest für den ländlichen Bereich geben die heimischen Banken aber Entwarnung: Sowohl Raiffeisen als auch Sparkasse betonen, dass die allermeisten ihrer Kunden diese Kriterien schon in der Vergangenheit erfüllt haben. Werner und Terink von der Sparkasse geben allerdings zu bedenken: „In Regionen mit deutlich höheren Grundpreisen werden diese starren Regeln zwangsläufig vor allem jungen Menschen die Schaffung von Eigenheim deutlich erschweren und sogar unmöglich machen.“

Für junge, gut qualifizierte Menschen wären die Kreditraten statt der Miete leistbar, „genau diesen Menschen verwehrt man aber mit den neuen Regeln den Aufbau von Vermögen und damit den Zugang zu Wohlstand. Natürlich treten wir als Sparkasse mit unserem Gründungsgedanken, Wohlstand zu ermöglichen, dagegen auf.“

Steiniger Weg zum Eigentum

Ähnlich, wenn auch nicht ganz so kämpferisch, sieht es Josef Peer von der Raiffeisenbank Donau-Ameisberg: „Eigentum zu schaffen wird schwieriger, obwohl es eigentlich die beste Vorsorge wäre.“ Er zeigt gleichzeitig Verständnis für die neuen Regeln. „Immobilienkredite müssen auf sicheren Beinen stehen, außerdem schaffen die neuen Regelungen den Hausverstand nicht ab. Wir betrachten weiterhin den ganzen Menschen und seine Umstände. Soft Facts wie das bisherige finanzielle Verhalten und die jeweilige Lebenssituation spielen weiter eine Rolle. Es gibt außerdem Spielraum für die Banken: 90 Prozent der vergebenen Kredite sollen die Kriterien erfüllen.“

Ehrlichkeit gefragt

Was Peer eher Sorgen macht: die Preisexplosion am Bau und die nach wie vor labilen Lieferketten. „Wir haben vereinzelt Kunden, die ihre Projekte jetzt auf Eis legen, weil ihnen die Kosten davongaloppieren oder ihnen das Bauen jetzt zu unsicher ist. Ich kann der Meinung „billiger wird's nicht“ durchaus etwas abgewinnen, aber es soll kein finanzielles Abenteuer werden. Die Kunden müssen in diesem Zusammenhang ehrlich zu sich selbst sein: Man kann schnell sagen, dass man die nächsten 20 Jahre nicht mehr in den Urlaub fährt, aber wie realistisch ist das wirklich?“, gibt Peer zu denken.

Wohnbauförderung nutzen

Außerdem bricht er eine Lanze für die Wohnbauförderung des Landes: „Ja, es gibt viele Auflagen und man muss sich etwas durchkämpfen, aber man sieht gerade jetzt, dass diese Auflagen, Stichwort Energiepreise, langfristig gesehen Sinn machen. Ich empfehle jedenfalls, die Wohnbauförderung nicht schon von Haus aus auszuschließen.“


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