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Schädlinge wie der Borkenkäfer bringen unsere Baumarten in Gefahr

Elena Auinger, 07.05.2019 10:56

BEZIRK SCHÄRDING. Im Vorjahr hat der Borkenkäfer im Bezirk Schärding massive Schäden angerichtet. Im Winter folgte mit dem Schneedruck der nächste schwere Schlag für die Waldbesitzer. Im Tips-Interview erklärt Hanspeter Haferlbauer, Leiter der Bezirksforstinspektionen Ried und Schärding, unter anderem, welche Auswirkungen die extreme Trockenheit auf den Wald hat, welche Schädlinge die größte Bedrohung darstellen und welche Gemeinden des Bezirkes am meisten betroffen sind.

Hanspeter Haferlbauer, Leiter der Bezirksforstinspektion, ist überzeugt, dass die Erwärmung des Klimas zu Veränderungen in der Forstwirtschaft führen wird. (Foto: privat)

Tips: Welche Auswirkungen auf den heimischen Wald hat die extreme Hitze im Vorjahr, sowie die bereits auch heuer wieder langanhaltende Trockenheit?

Hanspeter Haferlbauer: Die Trockenheit verursacht Stress für die Bäume. Sie können sich daher gegen Schädlinge weniger wehren.

Tips: Welche Schädlinge können sich bei dieser Witterung besonders gut vermehren?

Haferlbauer: Die überdurchschnittlich warme Witterung begünstigt vor allem Insekten, also etwa die Borkenkäfer bei der Fichte.

Tips: Wie viel Waldfläche sind im Vorjahr dem Borkenkäfer im Bezirk Schärding zum Opfer gefallen?

Haferlbauer: Darauf gibt es keine zahlenmäßige Antwort. Die Käferbäume fallen teils flächig, teil einzeln an. Damit kann man keine Fläche nennen. Jedenfalls gab es 2018 so viel Schadholz wie nie zuvor. Betonen möchte ich, dass nicht der Bestand des Waldes oder das Flächenausmaß gefährdet ist, sondern einzelne Baumarten, besonders die Fichte.

Tips: In welchen Gemeinden waren die größten Borkenkäfer-Schäden zu verzeichnen?

Haferlbauer: Besonders betroffen sind die Gemeinden im Norden des Bezirkes, also Schardenberg, Freinberg, Esternberg der Donau entlang bis Waldkirchen. Diese Gemeinden waren auch durch den Herbststurm 2018 vorbelastet.

Tips: Warum konnte sich der Borkenkäfer derart rasant vermehren und dadurch auch so große Schäden anrichten und warum befällt der Borkenkäfer hauptsächlich Fichten?

Haferlbauer: Fichten sind bei uns nicht heimisch, sie kommen aus dem Gebirge. Dort sind die warmen Jahreszeiten für die Borkenkäfer kürzer, es werden weniger Käfer reif zur Vermehrung, weniger Fichten sterben am Befall. Jede Baumart hat ihre Schädlinge, jede Nadelbaumart hat ihre Borkenkäfer.

Tips: Ist auch heuer wieder mit einem Borkenkäferbefall zu rechnen?

Haferlbauer: Meine Prognose ist sehr skeptisch. Vom hohen Bestand des letzten Jahres haben viele Borkenkäfer den Winter überlebt und die bisherige Witterung bremst die Schädlinge nicht. Die Gemeinden mit Schneebruchschäden sind zusätzlich gefährdet, da die abgebrochenen Wipfel sehr attraktiv für die Borkenkäfer sind.

Tips: Apropos Schneedruck: Kaum war, was den Borkenkäfer betrifft, etwas Ruhe eingekehrt, zeigte sich der Winter von seiner grausamen Seite und ließ Bäume aufgrund des Schneedrucks wie Streichhölzer knicken oder ganz umfallen. Wo waren hier die größten Schäden zu verzeichnen?

Haferlbauer: Schneedruckschäden gab es ab 600 Meter Seehöhe und das wieder in den nördlichen Gemeinden von Schardenberg bis Waldkirchen. Besonders schwer betroffen sind St. Roman und Kopfing.

Tips: Welche Hilfsmaßnahmen gibt es für Waldbesitzer, die vom Schneedruck aber auch vom Borkenkäferbefall betroffen sind? An wen können sich diese Waldbesitzer wenden?

Haferlbauer: Es gibt Beihilfen für die Aufarbeitung der Schneebrüche und Förderungen für die Aufforstung. Grundsätzlich gibt es umso mehr Geld, je weniger Fichten aufgeforstet werden. Die Anträge müssen vor Arbeitsbeginn bei den Bezirksförstern Landbauer und Reifinger gestellt werden.

Tips: Wie sieht die Aufforstung sowohl bei den Borkenkäfer-Schadflächen als auch bei den Schneedruck-Flächen aus? Ich habe gehört, dass wieder mit Fichten aufgeforstet wird: Stimmt das und warum wird das so gemacht?

Haferlbauer: Warum wieder mit Fichten aufgeforstet wird, verstehe ich auch nicht. Das Risiko damit schätze ich als sehr hoch ein.

Tips: Welche Bedrohungen richten im Bezirk zusätzlich Schäden für Waldbesitzer an?

Haferlbauer: Ein großes Problem ist das Eschentriebsterben (Anm. d. Red.: aufgrund eines Pilzes). Damit sterben wahrscheinlich alle unsere Eschen. Die europäische Forstwirtschaft bemüht sich sehr, resistente Eschen zu finden, die dann vermehrt werden und angesetzt werden können.

Tips: Welche Prognosen können Sie für die Zukunft unseres Waldes stellen?

Haferlbauer: Künftige Schäden kann ich nicht prognostizieren. Damit könnte ich reich werden. Ich bin überzeugt, dass sich mit der Erwärmung des Klimas die Forstwirtschaft in den nächsten zehn bis 20 Jahren deutlich ändern wird.


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