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„Corona-Krise als Chance für heimische Landwirte“

Omer Tarabic, 31.03.2020 12:38

BEZIRK SCHÄRDING. Regionalität bedeutet Sicherheit: Österreichs Landwirte versorgen die Menschen mit Lebensmitteln, auch wenn die Grenzen geschlossen sind.

Dank der vielen Landwirte wird es in Österreich zu keiner Lebensmittelknappheit kommen. (Foto: Wodicka)

Ein Überblick über den Selbstversorgungsgrad bei heimischen Lebensmitteln zeigt: In weiten Teilen kann die heimische Landwirtschaft den Tisch von Herr und Frau Österreicher gut decken. Keine Angst brauchen die Österreicher haben, dass Kartoffeln, Zucker, Milch- und Milchprodukte, Fleisch und Fleischprodukte, Bier, Wein und Getreide knapp werden könnten. Niedriger fällt der Wert der Selbstversorgung beim Obst und Gemüse aus.

Keine Selbstversorgung bei Obst und Gemüse

„Die Inlandsversorgung von Obst liegt bei 40 Prozent, jene von Gemüse bei 55 Prozent“, berichtet Michaela Langer-Weninger, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Und weiter: „Der Grund für die niedrige Selbstversorgung beim Obst ist, dass sehr viele tropische und Zitrusfrüchte nach Österreich importiert werden. Insgesamt werden in Österreich jährlich über 250.000 Tonnen Zitrusfrüchte und Tropenfrüchte verbraucht.“

Achillesferse

Der sehr wichtige Bereich Ölsaaten und pflanzliche Öle ist die Achillesferse in der Eigenversorgung. „Sowohl in der Eigenversorgung mit Ölsaaten selbst aber auch klarerweise beim Pflanzenölverbrauch kann die heimische Landwirtschaft den Inlandsbedarf nicht decken“, stellt Langer-Weninger klar.

Krise als Chance für die Landwirtschaft

„Die dramatische Situation rund um den Coronavirus zeigt innerhalb weniger Tage auf, wie wichtig eine eigenständige Versorgung mit Lebensmitteln ist. Das garantieren in Österreich derzeit noch unsere Bauern“, berichtet Klaus Wimmesberger, Pädagoge an der Neuen Mittelschule Raab, Kamerrat des Unabhängigen Bauernverbandes (UBV) und Landwirt. Laut Wimmesberger würde der österreichische Selbstversorgungsgrad noch höher ausfallen, wenn die Handelsabkommen der vergangenen Jahre, schlechte Preise sowie hohe Sozialversicherungsbeiträge nicht viele Landwirte zum Aufgeben gezwungen hätten. Dennoch glaubt der Kamerrat der UBV, dass die Corona-Krise eine Chance für die heimische Landwirtschaft sein könnte. „Die Corona-Krise kann für die heimischen Landwirte eine Riesenchance sein. Nämlich dann, wenn die Bürger jetzt Lebensmittel aus Österreich kaufen.“ Damit dies auch tatsächlich passiert, müsse laut Wimmesberger auch die Politik mitspielen. „Ohne der Hilfe der Politik wird es nicht gehen. Wir brauchen Gesetze, die unserer heimischen Landwirtschaft eine Chance geben, eine echte Herkunftskennzeichnung und eine Co²-Abgabe für ausländische Produkte. Und natürlich keine weiteren Handelsabkommen, sondern stattdessen eine Stärkung der regionalen Landwirtschaft.“ 

Bisher kein Vorteil

Weniger optimistisch ist Peter Gumpinger, Schärdings Bauernbund-Obmann: „Seit unseren Demonstrationen vor einigen Wochen hat sich die Situation für die Landwirte nicht verbessert. Auch in Zeiten von Corona werben Lebensmittelketten mit ausländischen Produkten. Solange sich dies nicht ändert, werden wir keinen Vorteil aus der aktuellen Situation ziehen.“ Nebenbei haben laut Gumpinger die Landwirte damit zu kämpfen, dass die Fleischindustrie aktuell keine Arbeiter hat. „Wenn unsere Tiere nicht geschlachtet werden können, dann führt dies zu einem Preisverfall“, meint Gumpinger. Weiters stößt Gumpinger sauer auf, dass, wie zum Beispiel in Schärding, der Bauernmarkt kurzfristig abgesagt wurde. „Damit geht unseren Landwirten eine weitere Einnahmequelle ab.“ 


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