Musiker sehnen sich nach Gemeinschaft
BEZIRK SCHÄRDING. Seit rund einem halben Jahr dürfen Musikkapellen nicht mehr proben. Tips hat bei Christoph Sauer, Obmann des Bezirksblasmusikverbandes, und Gerald Karl, Bezirks-Kapellmeister, nachgefragt, wie es den Musikvereinen im Moment geht.
Tips: Wie geht es den Musikkapellen nach so einem langen Stillstand?
Christoph Sauer: Das ist für uns eine sehr frustrierende Tatsache. Wir sind seit einem halben Jahr zum absoluten Nichtstun gezwungen und auch davor war es nur sehr eingeschränkt möglich, musikalisch aktiv zu sein. Die Vereine erwarten ja gar nicht, dass nun sofort alles ermöglicht wird. Was aber wie in vielen anderen Bereichen auch wichtig wäre, ist eine Perspektive. So wären wir schon froh, wenn wir zumindest mit der Probenarbeit in kleinen Ensembles oder mit Proben im Freien wie z. B. Marschproben beginnen könnten.
Tips: Wäre eine Musikprobe Ihrer Meinung nach möglich?
Gerald Karl: Ab 17. Mai ist in Landesmusikschulen wieder Präsenzunterricht in Kleingruppen bis fünf Personen unter den vorgeschriebenen Maßnahmen (MNS, tagesaktuelle Testung und 2 bis 3 m Abstand) erlaubt. Dies wäre auch bei den Musikvereinen denkbar. Es wäre wichtig, dass wir zumindest im Ensemblebereich wieder unsere musikalische Arbeit aufnehmen dürfen. Im Innenbereich kann ich mir derzeit keine Gesamtprobe vorstellen, weil wir die Mindestabstände in den meisten Probeheimen nicht einhalten können. Anders ist es im Außenbereich, und da hoffen wir, dass wir mit anderen Freizeitbereichen gleichgestellt werden. Was die Musikvereine brauchen, ist Planbarkeit. Wir brauchen eine Vorbereitungsphase, um die Musiker wieder fit für Ausrückungen zu machen. Das ist wie im Sport, ohne Training kein Match.
Tips: Glauben Sie, dass es für Musikkapellen bald wieder möglich sein wird, zu proben?
Gerald Karl: Ich hoffe sehr, dass sich durch eine erhöhte Durchimpfungsrate die Lage entspannt. Ich wünsche mir eine Art Stufenplan, um unsere Arbeit wieder aufnehmen zu können. Wir sind bereit, alle Sicherheitsmaßnahmen mitzutragen, wenn wir nur proben dürfen. Die Musiker sehnen sich nach Gemeinschaft und gemeinsamen musikalischen Zielen.
Tips: Wie sieht es mit dem Musikernachwuchs aus?
Gerald Karl: In allen Musikvereinen wird kreativ und innovativ versucht, neue Jungmusiker zu gewinnen. Viele haben tolle Videos für die Vorstellung der Instrumente gedreht und den Volksschulen zur Verfügung gestellt. Diese werden gerade auf unserem Youtube-Kanal des Blasmusikverbandes Schärding gesammelt, um einer noch breiteren Öffentlichkeit zu zeigen, was in den Vereinen trotz Stillstand passiert. Dass dieser Aufwand nicht umsonst ist, zeigen die jetzt eintreffenden Anmeldungen in den Landesmusikschulen, wenngleich auch gemäßigter als sonst. Die Jugendarbeit ist derzeit sehr eingeschränkt möglich. Wir hoffen aber auch in diesem Bereich, dass Lockerungsmaßnahmen folgen werden. Für all jene, die noch im Unterricht sind, wurde die Zeit mit Fernunterricht gut überbrückt. Es haben erstaunlicherweise nicht mehr Jungmusiker aufgehört als in anderen Jahren, was wir der guten Arbeit in den Landesmusikschulen zu verdanken haben. Es wird aber eine große Herausforderung für die Vereine sein, diese Jungmusiker weiter in den Reihen zu halten, und je länger die Phase des Stillstandes dauert, desto schwieriger wird es.
Zu Redaktionsschluss fanden Verhandlungen bezüglich der Öffnungsschritte für Blasmusikkapellen statt.
Nähere Informationen zu den Öffnungsschritten findet man hier: https://www.tips.at/nachrichten/linz/land-leute/533869-auch-erleichterungen-fuer-choere-und-musikvereine-die-details-zur-oeffnung-am-19-mai
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