CLR Sauwald Cofain 699 siegt beim Race Around Austria im 2er Team
ST. ROMAN. Das Race Around Austria ist eines der wenigen Radrennveranstaltungen, welche im Jahr 2020 durchgeführt werden konnten. Dabei wird die Außengrenze Österreichs im Uhrzeigersinn, mit Start und Ziel in St. Georgen im Attergau, Solo, im 2er oder im 4er Team abgefahren. Das Team CLR Sauwald Cofain 699 aus St. Roman stellte mit Amadeus Lobe und Markus Eichinger ein 2er Team, um die 2.200 Kilometer und 30.000 Höhenmeter zu bewältigen.
Die zwei nicht unbeschriebenen Blätter (Sieg im 4er Team 2018 mit Christoph Mühringer und Patrik Harner) wurden dabei von einer 16-köpfigen perfekt organisierten Crew unter der Teamleitung von Bernhard Lindner und Martin Haas um Österreich betreut.
Erklärtes Ziel: Sieg
Mit etwa 16.000 Trainingskilometern in den Beinen und der Erfahrung aus den vergangenen Jahren war es das erklärte Ziel, erneut den höchsten Punkt des Podestes zu erlangen und eine schnelle Zeit um Österreich abzuliefern. Dabei erwartete die beiden Radrennfahrer teilweise starker Gegenwind im Mühlviertel, extreme Temperaturen in den steilen und unrythmischen Straßen der südsteirischen Weinstraße und schließlich enorme Niederschläge in Kombination mit starkem Gegenwind im berüchtigten Lesachtal.
Eine Stunde Schlaf in drei Tagen
Die Strategie, um eine sehr schnelle Zeit für dieses Ultraradrennen zu erreichen, war es, die Radfahrer mit sehr kurzen Wechselzyklen mit weniger als 20 Minuten Fahrzeit abwechselnd einzusetzen. Dies bewirkt eine minimale Ermüdung und Übersäuerung der Muskulatur, führt jedoch dazu, dass keine Schlafphasen durchgeführt werden können. Im gesamten Rennen wurde lediglich für zwei kurze Powernaps von dieser Strategie abgewichen, womit jedem der Fahrer nach knappen drei Renntagen etwa eine Stunde Schlaf gegönnt wurde.
Um diese physische und psychische Belastung so erträglich wie möglich zu machen und die Motivation hochzuhalten, spielte die Betreuermannschaft sämtliche Karten aus. So verwandelten sich die Betreuer Alexander Luger und Thomas Mayr teilweise in einen T-Rex oder einen Bananenmann, um die Athleten die steilen Berge in Tirol und Vorarlberg wie dem Großglockner, der Silvretta Hochalpenstraße, dem Faschinajoch oder dem Hochtannberg in Tirol und Vorarlberg hochzutreiben. Zusätzlich wurden die beiden durch die Allzeitklassiker von Gigi d´Agostino und lustigen Anekdoten von Stefan Haas aufgeheitert. Neben Stefan Haas und Martin Haas komplettierte Dominik Haas (alle drei als Hoga bekannt) das Trio Infernale der Betreuermannschaft. Die Navigation und Rennplanung im Betreuerbus teilten sich die beiden Team Chef Urgesteine Bernhard Lindner und Philipp Berrer auf. Diese koordinierten zusätzlich sämtlichen Fahrerwechsel und die Auswahl des geeignetsten Rennrads für den nächsten Wechselzyklus (Rennrad oder Zeitfahrrad). Um den Rennradfahrern auch in den steilen Abfahrten mit dem Betreuerbus folgen zu können, wurde den Männern am Steuer als auch dem Fahrzeug alles abverlangt. Wie geschaffen für diese Aufgabe zeigte sich wieder einmal das Vater-Sohn-Duo Hubert und Fabian Eichinger, welche sich die gesamte Strecke teilten. Schnell war klar, die Wertung für den schnellsten Betreuerbus in den technisch anspruchsvollsten Abschnitten geht eindeutig an das Team CLR Sauwald.
Während dem gesamten Rennen hatten beide Radfahrer durchgehende Kommunikation mit dem Navigator im Pace Car, wodurch auch bei größeren Ermüdungserscheinungen komplizierte Verkehrssituationen wie etwa die Durchfahrt durch Innsbruck hervorragend gemeistert wurden. Zusätzlich wurde dadurch während dem Rennen die Zeitfahrposition in den flachen Passagen korrigiert (Kopf runter, Luftwiderstand verringern), auf eine effizientere Trittfrequenz hingewiesen oder die Kurvensituation in den Bergab-Stücken genau beschrieben, um diese so schnell wie möglich zu befahren. Mit der beinahe erschreckenden Streckenkenntnis des Teamchefs Martin Haas, der Erfahrung aus dem Jahr 2018 als Radfahrer von Patrik Harner und den Rallye-tauglichen Autofahrkünsten von Christian Laufer waren so nach etwa 50 Stunden Fahrzeit Geschwindigkeiten um die 90km/h bergab möglich.
Ermüdungserscheinungen sowohl geistig als auch muskulär
Nachdem die Radfahrer Markus und Amadeus auch nur Menschen sind, kamen mit fortlaufendem Renngeschehen neben den geistigen auch muskuläre Ermüdungserscheinungen zum Vorschein. Mit einem Dauereinsatz von beinahe 45 Stunden von Christoph Mühringer zunächst als Betreuer und dann als Team-Physiotherapeut konnten jedoch auch diese bis zum Zieleinlauf unter Kontrolle gebracht werden.
Zieleinfahrt nach zwei Tagen und 23 Stunden
Nachdem sich gegen Rennende eine Zielzeit unter drei Tagen als möglich errechnet wurde, wurden ab Bischofshofen noch sämtliche Energiereserven aktiviert – die sogenannte zweite Luft. Thomas Mayr, selbst einer der schnellsten Triathleten Österreichs und Trainer vieler junger Talente, trieb die Radrennfahrer bis ans Maximum ihrer Leistungsfähigkeit während Fabian Eichinger dem Betreuerbus alles abverlangte. Mit einem fulminanten Zeitfahrfeuerwerk konnten Markus und Amadeus am Ende nach zwei Tagen 23 Stunden und 45 Minuten und einem Schnitt von über 30km/h mit der zweitbesten Zeit (Bestzeit Christoph Strasser und Lukas Kienreich), die jemals auf dieser Strecke im 2er Team erreicht wurde, das Race Around Austria im 2er Team gewinnen. Überglücklich wurden die beiden mit einer Sektdusche und unzähligen Umarmungen von Vereinskollegen und der Betreuermannschaft im Ziel empfangen. Durch eine sensationelle Teamleistung, die Unterstützung von Freunden, Bekannten und Fans entlang der Strecke sowie von Sponsoren und Unterstützern vor- und nach dem Rennen konnte der CLR Sauwald wieder einmal zeigen, dass Ultraradsport im Innviertel auf sehr hohem Niveau betrieben wird.
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