Technikexpertin und Feuerwehrfrau: „Es braucht Mut, aber es lohnt sich“
ANDORF. Die Andorferin Melanie Kleinpötzl (36) ist als Digitalisierungsexpertin nicht nur Teil des Führungsteams der international tätigen Frauscher Sensortechnik GmbH, sondern engagiert sich auch leidenschaftlich als Feuerwehrfrau. Wie sie sich in diesen beiden Männerdomänen durchsetzt und wo es Parallelen gibt, darüber sprach sie im Interview mit Tips.
Tips: Sie sind als Chief Digital Officer in einer Führungsposition in einem technischen Unternehmen tätig – einer Branche, in der Frauen nach wie vor unterrepräsentiert sind. Welche Erfahrungen haben Sie auf Ihrem Weg gemacht?
Melanie Kleinpötzl: Ich war schon immer an Technik interessiert, daher stand für mich früh fest, dass ich einen technischen Beruf ergreifen möchte. Dass es dann schlussendlich die Eisenbahnbranche geworden ist, war mehr dem Zufall geschuldet. Bei Frauscher habe ich von Anfang an immer wieder die Chance bekommen, neue, spannende Herausforderungen zu übernehmen – unabhängig von Geschlecht oder Alter.Natürlich braucht es manchmal ein bisschen Mut, diese Möglichkeiten zu ergreifen, aber es hat sich immer gelohnt. Die Eisenbahnbranche ist noch immer stark von „alten weißen Männern“ geprägt, auch wenn sich das langsam ändert. Es kam schon vor, dass ich zunächst für die Assistentin gehalten wurde, doch ich habe gelernt: Mit Fachwissen, klarer Kommunikation zur eigenen Rolle und einem ausgeprägten Selbstbewusstsein kann man dem entgegentreten.
Tips:Welche Fortschritte sehen Sie in der Gleichstellung von Frauen in der Technikbranche – und wo gibt es noch Nachholbedarf?
Kleinpötzl:In den letzten Jahren hat sich viel getan: Es gibt mehr Frauen in technischen Studiengängen, Unternehmen setzen stärker auf Diversität, und weibliche Vorbilder in Führungspositionen werden sichtbarer. Dennoch gibt es noch Nachholbedarf – gerade in männerdominierten Branchen wie der Eisenbahnbranche. Frauen sind in technischen Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert, und unbewusste Vorurteile spielen oft noch eine Rolle.
Tips: Welche Maßnahmen könnten Unternehmen ergreifen, um mehr Frauen für technische Berufe und Führungspositionen zu gewinnen?
Kleinpötzl: Es braucht weiterhin eine Kultur, die Vielfalt nicht nur akzeptiert, sondern aktiv lebt. Frauen sollten sich gegenseitig stärken und vernetzen, um Erfahrungen zu teilen und sich zu unterstützen. Junge Frauen und Mädchen sollten den Mut haben, ihren Weg in der Technik zu gehen, Führungsaufgaben zu übernehmen und sich selbst etwas zuzutrauen.
Tips:Sie sind nicht nur in einer anspruchsvollen beruflichen Position, sondern engagieren sich auch ehrenamtlich. Wie gelingt es Ihnen, diese verschiedenen Rollen miteinander zu vereinbaren?
Kleinpötzl: Genau, ich engagiere mich in meiner Freizeit bei der Feuerwehr Pimpfing in meiner Heimatgemeinde Andorf. Dort kann ich nicht nur meine Leidenschaft für Technik und Digitalisierung einbringen, sondern auch ständig an meiner Weiterbildung arbeiten – sowohl fachlich als auch im Führungsbereich. Zusätzlich bin ich in der Ausbildung auf Bezirksebene aktiv und unterstütze andere bei ihrer Entwicklung. Besonders stolz bin ich, ein Mitglied in einer noch eher seltenen reinen Damenbewerbsgruppe zu sein, in der wir uns auch bei Feuerwehrleistungsbewerben mit Männergruppen messen und dabei sehr erfolgreich sind. Der Feuerwehrbereich ist nach wie vor noch sehr „männerlastig“, obwohl speziell im Jugendbereich schon sehr viele Mädchen dabei sind und die Tendenz ist steigend.
Tips: Sehen Sie Parallelen zwischen Ihrer Arbeit in der Technik und der Feuerwehr?
Kleinpötzl: Mein Beruf bringt viel Verantwortung mit sich. Auch bei der Feuerwehr trägt man Verantwortung – vor allem im Einsatz, sich selbst, seinen Feuerwehrkameraden, aber auch dem Verunfallten und der Gesellschaft gegenüber. Es gibt sehr viele Parallelen zwischen Führungsaufgabe im Beruf und bei der Feuerwehr. Diese reichen von der Notwendigkeit guter Organisation, der Fähigkeit zu klarer Kommunikation und Teamwork bis hin zu der Anforderung, schnell Entscheidungen zu treffen.
Tips: Was möchten Sie persönlich in den nächsten Jahren bewegen?
Kleinpötzl: Beruflich möchte ich in den nächsten Jahren weiterhin dazu beitragen, die Digitalisierung in der Eisenbahnbranche voranzutreiben und innovative Lösungen zu entwickeln, die den Bahnbetrieb verbessern. Ich möchte meine Führungsposition nutzen, um mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern und sie auf ihrem Weg zu unterstützen. Gesellschaftlich hoffe ich, viele junge Menschen für das Engagement im Ehrenamt zu gewinnen. Die Erfahrungen, die man dabei sammelt, sind unglaublich wertvoll – nicht nur in der praktischen Arbeit im Einsatz, sondern auch im gesellschaftlichen Miteinander.
Tips: Welche Botschaft möchten Sie Frauen mit auf den Weg geben?
Kleinpötzl: Glaubt an euch selbst und traut euch, eure Träume zu verfolgen – egal, wie herausfordernd der Weg erscheinen mag. Denn am Ende zählt nicht das Geschlecht, sondern Kompetenz, Leidenschaft und der Wille, etwas zu bewegen.
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