Brückenbauer zwischen den Kulturen: Pielachtaler Priester berichtet in Seitenstetten über Hilfsprojekte in Nigeria
SEITENSTETTEN. Seit über 20 Jahren ist Emeka Emeakaroha Pfarrer in Österreich und leistet in seinem Heimatdorf Umunohu in Nigeria nachhaltige Entwicklungshilfe. Das Bildungszentrum Seitenstetten lädt zu einem Filmabend mit dem Geistlichen ein. Mit Tips sprach Emeakaroha über sein Leben „zwischen“ zwei unterschiedlichen Kulturen.
„Nach meiner Kindheit und Jugend in einem nigerianischen Dorf bin ich vor 25 Jahren nach Österreich gekommen, um an der Philosophisch Theologischen Hochschule in Sankt Pölten zu studieren. Der Unterschied war gewaltig. Es war jedoch kein Schockerlebnis, sondern ein spannendes Erlebnis, so als ob ein vierjähriges Kind auf einmal die große Stiftskirche von Melk betritt“, erinnert sich Emeakaroha.
Vom kleinen Dorf in eine moderne Großstadt
Von einem kleinen Dorf sei er 1995 in eine moderne Stadt gekommen. „In Wien bin ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Sankt Pölten gefahren. Begonnen hat das Staunen gleich im Autobus, der mit zehn Personen besetzt war und losgefahren ist. In Afrika muss ein Bus voll sein, damit er abfahren darf. In Österreich arbeitet man eher nach der Uhrzeit. Es wäre für uns unsinnig, mit halb vollem Bus zu fahren“, so der Pfarrer, der noch von vielen kulturellen Unterschieden berichten kann.
Sparsam mit Worten
So saß der Geistliche etwa einmal mit sechs Menschen in einem Zugabteil. „Ich habe mit meinem Kollegen geplaudert, die restlichen vier Leute haben nichts miteinander geredet. Das war für mich verunsichernd und ich habe auch zu reden aufgehört. Ich dachte, es sei verboten, im Zug zu sprechen. Ich habe nicht verstanden, dass es möglich ist, dass vier Leute auf engstem Raum zusammen sind, ohne einander etwas zu fragen. In Österreich ist man sparsam mit Worten.“
Beiderseitige Integration
Auf Einladung der Pastoralen Dienste begann Emeakaroha, über die „Erfahrungen eines Afrikaners in Österreich“ zu sprechen. Bald wurde der Geistliche gebeten, seine Vorträge als Buch zu veröffentlichen. Dies sollte eine Integrationshilfe darstellen – für Menschen aus Afrika und Österreich.
„Handbuch der Begegnung“
„Heute hat sich mein Buch fast zu einem Handbuch für die Begegnung zweier verschiedener Kulturen entwickelt“, freut sich Emeakaroha. Der Erlös aus dem Buchverkauf geht an soziale Projekte. So hat der Pfarrer, abgesehen von einem Spitalsprojekt, ein Patenschafts-Programm entwickelt, mit dem Kindern aus armen Familien in Nigeria der Schulbesuch ermöglicht werden soll. „Die materielle Not macht es noch heute in Nigeria vielen Menschen unmöglich, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Bildung ist jedoch der Schlüssel im Kampf gegen Armut und Elend.
Pateneltern ermöglichen Schulbesuch
Pateneltern können mit einer Summe von 100 Euro pro Jahr einem Kind den Schulbesuch für ein Jahr ermöglichen“, erklärt Emeakaroha. Über ihn können die Pateneltern mit ihren Patenkindern auch in Kontakt treten. „Die Pateneltern erhalten ein Foto vom Kind, den Namen, die Adresse. Ich reise mehrmals im Jahr nach Nigeria und kann dem Kind Geschenke mitbringen. Im Gegenzug erhalten die Pateneltern eine Kopie der Zeugnisse des Kindes. Im Rahmen einer Kulturreise im Sommer – einer Begegnungsreise – besteht auch die Möglichkeit, die Kinder vor Ort zu besuchen und kennenzulernen“, erklärt der Pfarrer, der auch gemeinsam mit Pateneltern und anderen engagierten Menschen eine Vereinsschule errichtet hat. Ziel sei es, dass möglichst viele Kinder ein Grundwissen erhalten.
„Brückenbau-Arbeit“
Durch die Patenschaften entstehen Emeakaroha zufolge auch Freundschaften. „Das ist eine unglaubliche Brückenbau-Arbeit. Beiderseits fällt die Hemmung und man kann einander ohne Vorbehalte begegnen“, so der Pfarrer. Wichtig sei es, die Menschen vor Ort zu unterstützen. „Wenn sie zu Hause eine Chance sehen, dann steigen die Leute nicht in ein Boot und überqueren unter Lebensgefahr den Ozean. Die Lebensbedingungen in Afrika sollten so gut sein, dass die Menschen zumindest zweimal überlegen müssen, ob sie wirklich in eine ungewisse Zukunft aufbrechen wollen“, so Emeakaroha.
Österreich als zweite Heimat
In den Energieferien und im Sommer reist der Pfarrer nach Nigeria. „Heimat bleibt Heimat. Der Abschied von Nigeria fällt mir immer schwer. Aber Österreich ist für mich eine zweite Heimat geworden“, so Emeakaroha. Negative Erfahrungen würden sich auch in Grenzen halten. „So mancher Polizist konnte es nicht glauben, dass auf meinem Ausweis vor meinem Namen einige Titel stehen, und hat das extra kontrolliert, aber mir ist nichts Boshaftes passiert“, betont er. Als Pfarrer im Pielachtal sei er sehr gut eingebunden.
Filmvorführung
Mitte Februar stellt das Bildungszentrum St. Benedikt Emeakarohas Hilfsprojekte anhand des Films „Emeka Emeakaroha, Hilfe für Nigeria“ vor. Dieser veranschaulicht das Bemühen des Priesters, Brücken zwischen Kulturen und Menschen zu bauen. Optische Brillen und Sonnenbrillen können beim Filmabend für Nigeria gespendet werden
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