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Sorge wegen Betreuungsgebühr wächst: „Der Kindergarten hat jetzt schon viel zu wenig offen“

Martina Gahleitner, 20.02.2018 06:02

BEZIRK ROHRBACH. Der Tips-Bericht über den Elternbeitrag hat viele, vor allem Mütter hellhörig gemacht. Denn die Auswirkungen der wieder eingeführten Betreuungsgebühr sind momentan noch nicht dramatisch spürbar, weil sich viele Gemeinden bemühen, das derzeitige Angebot aufrecht zu halten. Auf Dauer allerdings wird sich das nicht finanzieren lassen.

Der Kindergarten ist ein wertvoller Ort des Lernens. 	  Foto: Weihbold
Der Kindergarten ist ein wertvoller Ort des Lernens. Foto: Weihbold

Sandra Weilnböck, Mutter von drei Kindern aus St. Martin, bringt es auf den Punkt: „Ich glaube, dass wir alle für die Öffentlichkeit zu wenig Radau machen. Denn ich weiß echt nicht, wie ich alles unter einen Hut bringen soll, wenn der Kindergarten noch kürzere Öffnungszeiten hat.“ Sie muss zwar erst in einem Jahr wieder arbeiten, macht sich aber natürlich schon ihre Gedanken – zumal die Situation nicht besser oder einfacher wird. „Ich brauche fix einen Babysitter in der Früh, weil mein Mann und ich um 7 Uhr Arbeitsbeginn haben, der Kindergarten aber erst um diese Zeit aufsperrt.“ Beide sind Pendler, das heißt: eine Stunde Fahrzeit pro Strecke. „Der Kindergarten hat jetzt schon viel zu wenig offen. Statt einer Ausweitung der Öffnungszeiten kann es aber passieren, dass er noch später aufmacht, weil nur mehr 30 Stunden vom Land bezahlt werden. Dann bleibt für mich kaum mögliche Arbeitszeit über“, ärgert sich die St. Martinerin. Für sie ist klar: Der versprochene Ausbau der Betreuungseinrichtungen berifft nur den städtischen Bereich, am Land ist davon nichts spürbar.

Zurück an den Herd?

Sandra Weilnböck muss bis Juli ihrem Arbeitgeber Bescheid geben, ob und mit wievielen Stunden sie wieder zurückkommen kann – „oder ob ich meinen guten, fixen Job mangels Alternativen kündigen muss. So wie es die meisten Mütter der vorherigen Generation gemacht haben und die jetzt bei der Pensionsreform durch die Finger schauen.“

Realität schaut bitter aus

Wie dramatisch teilweise die Situation ist, weiß Christiane Seufferlein aus Julbach, die auf Facebook (“Spielzimmerprotest“) betroffene Familien, Mütter und Kindergartenpädagoginnen vernetzt. Einerseits um Lösungen zu finden, andererseits um zu zeigen, dass die Realität bitter ausschaut. „Wenn wir wollen, dass Frauen mehr Kinder bekommen, müssen diese Frauen mit flexibler Kinderbetreuung unterstützt werden. Wenn wir wollen, dass die Wirtschaft weiter wächst, müssen die Menschen Geld zum Ausgeben haben. Mehr Geld bedeutet mehr arbeitende Menschen in einer Familie“, schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite.

Vorletzter Platz bei Kinderbetreuung

Schon jetzt ist Oberösterreich Vorletzter bei der Kinderbetreuung im österreichweiten Bundesländervergleich, zeigt der neue Regionalkoordinator der NEOS, Martin Leibetseder auf. Allerdings sei die Landesregierung nicht gewillt, Geld in die Hand zu nehmen. „Mit der Einführung kostenpflichtiger Nachmittagsbetreuung steigen die Barrieren noch weiter an: Landgemeinden bleiben mit den vollen Gebühren über, wenn beispielsweise gleichzeitig Städte wie Linz (minus 50 Prozent gegenüber Landestarif) und Wels den Bürgern günstigere Modelle verschaffen. Das Angebot an Einrichtungen, das ohnehin schon schlechter ist, als in der Stadt, wird weniger; die Öffnungszeiten sind nicht zeitgemäß, sodass sich Familie und Beruf noch schlechter vereinbaren lassen“, zeigt er auf.

Überproportional betroffen seien Familien mit geringem Einkommen oder Teilzeit arbeitende Eltern. Dabei sind Kindergärten ein wichtiger Ort des Lernens, der gerade mit der wachsenden Zahl an Einzelkindern und der Zunahme von Kleinfamilien wichtig sei, ergänzt der Autohändler aus Niederwaldkirchen, der selbst Vater von zwei Kindern ist. Und das oft vorgebrachte Argument, dass der Kindergarten früher auch kostenpflichtig war, lässt er gar nicht gelten: „Die Lebensumstände haben sich in den letzten Jahren massiv verändert. Heute nehmen viel mehr Frauen am Arbeitsmarkt teil, als noch vor 20 Jahren – und diese Frauen erbringen auch entsprechende Steuerleistung“, betont Leibetseder.


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