Freitag 29. März 2024
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ST.PETER/AU. Ibrahim Günes ist etwas gelungen, was viele Nutzer und Firmen auf Facebook vergeblich versuchen. Er hat inzwischen über 33.000 Fans, die verfolgen, was er zu sagen hat.

Ibrahim (r.) mit einem Freund am Bahnhof Amstetten am Weg zur Spendenverteilung nach Wien.  Foto: facebook.com
photo_library Ibrahim (r.) mit einem Freund am Bahnhof Amstetten am Weg zur Spendenverteilung nach Wien. Foto: facebook.com

Ibrahim Günes wurde 1993 in Waidhofen/Ybbs geboren und ist eines von drei Kindern türkischer Immigranten. Seine Kurdischen Eltern kamen 1989 nach Österreich. Aber obwohl Ibrahim Österreicher ist, fühlt er sich als Ausländer. Und das hat weniger mit seiner Abstammung, sondern vielmehr damit zu tun, wie er von Österreichern wegen seines Äußeren behandelt wird. „In der Schulzeit war ich zur Geburtstagsfeier eines Schulfreundes eingeladen. Am nächsten Tag hat mich der Freund aber wieder ausgeladen, weil sein Vater keine Ausländer mag“, schildert Ibrahim. Diese Erinnerung schmerzt ihn.

Auch später in seinem Laben kam es immer wieder zu fremdenfeindlichen Übergriffen. Während seiner Ausbildung zum Elektriker in einem Betrieb in Waidhofen/Ybbs wurde er in eine Mülltonne gesteckt und wegen seiner türkischen Abstammung verspottet. Den Höhepunkt bei einem Montageauftrag in Wien bildete dann der Übergriff, wo er im Schlaf von einem Kollegen angezündet wurde. Das war dann das Ende seiner Tätigkeit dort und er kam nach Kematen, wo er einen Betrieb fand, der ihn auch menschlich anerkannte.

So schlimm die Geschehnisse sind, die der 23-Jährige erzählt, hat er dennoch immer ein freundliches Lächeln im Gesicht. Der eigentliche Beginn seiner Facebook-Aktivitäten war im Februar des heurigen Jahres. Seine 32-jährige Cousine wurde bei einem Sprengstoffattentat der Kurdischen TAK in Ankara getötet. Damals begann er zu schreiben und sich aktiv auf der sozialen Plattform zu betätigen. Und diese Aktivitäten ließen viel andere aufhorchen. Ein zweites Video ließ seine Followerzahlen dann nach oben schnellen. Eine ehemalige Gefangene aus dem Konzentrationslager Auschwitz erzählte von ihren Erinnerungen und mahnt darin für die Zukunft.

Und weil Ibrahim nicht verstehen konnte, warum sich meist wohlhabende Menschen darüber beschwerten, warum Asylanten zuerst behandelt würden und die „einheimischen Obdachlosen“ nichts bekämen, hat er in einer Aktion zu Spenden aufgerufen. „Und genau die, die sich vorher beschwert haben, haben dann nichts gespendet“, resümiert er. Aber er ist dann mit zwei Freunden, 100 T-Shirts und 100 Getränkeflaschen nach Wien gefahren, um es dort an Bedürftige zu spenden. Was sie nicht verteilen konnten, haben sie in die Obdachlosenunterkunft „Die Gruft“ gebracht.

Ibrahim Günes ist seit Beginn des Jahres aktiver auf der Social Media Plattform „Facebook“ tätig. Der Tod der eigenen Cousine durch ein Sprengstoffattentat hat ihn auf dieser Plattform aktiv werden lassen. Seitdem postet er Videos, Bilder und seine eigenen Statements. Warum sich einige seiner Postings als echte Fanmagneten erweisen, kann er sich selbst nicht erklären. Vielleicht erkennt er die Stimmungen der Zeit und postet einfach das Richtige zur richtigen Zeit.

Manchmal werden aber auch Posts von Menschen geteilt, die selbst über hohe Fanzahlen verfügen. Diesen Fall gab es bei einem Post, den Ibrahim eigentlich auf seine Fanseite gesetzt hatte, um radikalen Muslimen vor Augen zu führen, was ihre Radikalität auslösen kann. Er postete also ein Video von Farkhunda Malikzada, einer Frau, von der behauptet wurde, sie hätte einen Koran verbrannt. Ein aufgebrachter Mob in Kabul, Afghanistan, hat die Frau daraufhin gesteinigt und umgebracht. Dieser Kommentar, den Ibrahim gepostet hatte, wurde sogar von H. C. Strache (FPÖ) geteilt, um die Gefährlichkeit des Islam anzuklagen. Daraufhin tummelten sich viele rechtsorientierte und rechtsradikale Fans auf Ibrahims Seite. Er musste sogar extra nochmals darauf hinweisen, dass der ursprüngliche Beitrag von einem „Ausländer“, nämlich ihm, geschrieben wurde.

Seine Einstellung zu rechtslastiger Politik äußert sich auch im jetzigen Präsidentschaftswahlkampf: „Ich will, dass Alexander Van der Bellen Präsident wird. Nicht, weil ich glaube, dass alle Hoferwähler (Anm., Norbert Hofer, FPÖ) Rechtsradikale und Nazis sind, sondern weil alle Rechtsradikalen Hofer wählen.“Bei seinem sozialen Engagement und seinen Aktivitäten ist es für ihn kaum möglich unpolitisch zu bleiben.

So geht ihm auch die türkisch-kurdische Auseinandersetzung nahe. Er versteht nicht, dass viele Türken „sozial“ wählen, aber den Kurden den Tod wünschen. Er wünschte sich lieber kurdische und türkische Fahnen in einem autonomen Gebiet, als tausende Tote. Und obwohl er seiner Ansicht nach schon viele Türken zum Umdenken gebracht habe, ist ihm bei türkischen Demonstrationen durchaus mulmig. „Aber ich werde meine Meinung trotzdem weiter sagen“, gibt er sich entschlossen. Das ist in Anbetracht der vielen Morddrohungen, die ihn über das Internet schon erreicht haben, durchaus mutig.

Den vorerst jüngsten starken Anstieg seiner Fanzahlen, verursachte das Foto eines Rehs in Kanada, das sein Kitz auf der Straße säugt, während Menschen in einer Autoschlange geduldig warten. Knapp 61.000-mal wurde das Foto geliked und 21.550-mal geteilt. Vier Millionen Fans haben dieses Foto gesehen. Das ist durchaus beeindruckend.

Ibrahim Günes stellt an sich den Anspruch mehr für das „Miteinander“ zu tun. Er sucht deshalb Gleichgesinnte, die mit ihm soziale Aktionen planen und durchführen

Kontakt:

ibrahim.guenes@gmx.at

www.facebook.com/IBRAHIMGUENESS


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