Das neue Haus der Geschichte eröffnet mit einer Schwerpunktausstellung über die Erste Republik
ST. PÖLTEN. Am 10. September öffnet das Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich mit einem Sonderprogramm für die ganze Familie seine Pforten. Das Haus versteht sich als ein offenes Forum, in dem sich Wissenschaft und Öffentlichkeit begegnen sowie als Schnittstelle zwischen Forschung und Vermittlung. Tips bat Matthias Pacher, den Geschäftsführer des Museums NÖ, zum Interview.
Tips: Wie sieht das Konzept hinter dem Museum Niederösterreich zukünftig aus?
Pacher: Das Museum basiert auf den beiden Themen Geschichte und Natur - Themen, die Niederösterreich sehr stark geprägt haben. Geschichte passiert durch den Menschen, Natur ist die Umwelt, in die sich der Mensch bewegt. Daher haben die zwei Begriffe eine sehr starke Verbindung zueinander. Die beiden Häuser des Museums Niederösterreich ergänzen sich sehr gut und passen gut zueinander.
Tips: Was haben die beiden Häuser gemeinsam?
Pacher: Im Haus der Natur haben wir immer eine permanente Präsentation und jedes Jahr eine Sonderausstellung. Auch im Haus der Geschichte zeigen wir eine umfassende Dauerpräsentation, die die Geschichte Niederösterreichs als Kernland Österreichs gemeinsam mit seinen vielen zentraleuropäischen Bezügen zeigt. Wir veranschaulichen dabei 40.000 Jahre im Schnelldurchlauf. Zu dieser Dauerpräsentation zeigen wir anlässlich des 100 Jahr-Jubiläums der Ersten Republik die Schwerpunktausstellung „Die umkämpfte Republik Österreich 1918-1938“.
Tips: Was bedeutet es für Sie, dass das Haus der Geschichte das erste seiner Art in Österreich ist?
Pacher: Nächstes Jahr wird auch in Wien ein Haus der Geschichte eröffnet, allerdings mit anderen inhaltlichen Schwerpunkten. Ich persönlich bin stolz darauf, dass es kein Museum der Geschichte, sondern ein Haus der Geschichte ist. Das Haus steht auf drei Säulen: Austellung, Forschung und Vermittlung. Es ist eine Ausstellung, eine Präsentationsfläche und zugleich eine Einrichtung, die stark mit Forschung zu tun hat. Es geht nicht nur um die Präsentation von Objekten, sondern auch um deren Vermittlung. Ich verstehe darunter eine pädagogische Präsentation, die an ein breites Zielpublikum gerichtet ist – vom Kindergarten angefangen bis zu älteren Menschen, Fachgruppen und Besuchern, die sich in erster Linie nicht für Geschichte interessieren.
Tips: Warum ist Geschichte wichtig?
Pacher: Für mich ist Geschichte nicht das, was einmal war und abgeschlossen ist, sondern es ist wichtig, dem Besucher zu zeigen, welche „G“schichtln“ hinter den geschichtlichen Werken stehen. Ich bin der Meinung, dass Geschichte bildet. Heutzutage, wo die Menschen von so vielen Medien und Meinungen beeinflusst werden, ist es wichtig, den Mut zu haben, sich selbst eine Meinung zu bilden. Dazu braucht man aber Hintergrundwissen. Die Vermittlung dieses Wissens ist eines unserer Kernaufgaben. Zum anderen wollen wir auch als Servicestelle agieren. Wenn Menschen eine Frage haben oder einen historischen Fund machen, können sie bei uns anrufen. Wir werden ihr Anliegen für sie weitervermitteln.
Tips: Mit wem kooperiert das Haus der Geschichte?
Pacher: Ich sehe das Haus der Geschichte als zentrale Institution, in der das Wissen kompakt gebündelt, aber nicht alles im Detail aufgearbeitet und vor Ort gezeigt wird. Wir sind nur so stark wie die Forschungs- und geschichtlichen Institutionen, die über ganz Niederösterreich verteilt sind. In Niederösterreich haben wir Museen zu allen möglichen Kernthemen wie zur Römerzeit, dem Barock, dem Mittelalter oder der Zeitgeschichte. Wir wollen als zentrale Zweigstelle agieren, in der die Menschen erfahren können, wo man sich zu einem gewissen Thema näher informieren kann. Damit ist ein Haus der Geschichte mehr als eine Ausstellung und einzigartig in Niederösterreich.
Tips: Welche Ausstellungen sind nach „Die umkämpfte Republik Österreich 1918-1938“ geplant?
Pacher: Die Themen der Schwerpunktausstellungen ab März 2019 – so lange läuft die erste Schwerpunktausstellung – sind noch in Planung. Im Haus der Natur gibt es ab März 2018 eine Sonderausstellung, in der es um die Geschichte des Gartenbaus geht. Es geht darum, was der Mensch von der Steinzeit bis heute aus seinem Umfeld gemacht hat. Der Untertitel der Ausstellung ist „Lust - Last - Leidenschaft“.
Tips: Was passiert sonst in naher Zukunft im Haus der Geschichte?
Pacher: Ein Hauptpunkt, dem wir uns widmen werden, ist der Blick des Künstlers auf die Themen Geschichte und Natur. Hier haben wir ein Riesen-Entwicklungspotential. Ich bin auch sehr gespannt, wie das Haus der Geschichte von den Besuchern angenommen wird. Man muss bei der Veranstaltungsprogrammatik sehr flexibel sein und darauf achten, was die Leute sehen wollen. Durchhaltevermögen braucht es ebenfalls, da man dem Haus natürlich auch Zeit geben muss. Aber das Potential dahinter ist wie gesagt sehr groß.
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