Wasserretter sorgen für Sicherheit an den Badeseen und beim Frequency
ST. PÖLTEN. Seit Mitte Mai sind die Wasserretter des Abschnitts St. Pölten-NÖ-Zentrale wieder an Badeseen, Flüssen und bei Festivals im Einsatz. Wer glaubt, dass es sich um einen gemütlichen Job in der Sonne handelt, der irrt. Die ehrenamtlichen Mitglieder tragen stets größte Verantwortung.
Schon die Grundausbildung bei der Wasserrettung ist kein Honiglecken. Zu dieser gehören neben einem 16-stündigen Erste- Hilfe-Kurs der Helfer- und der Retterschein. „Dabei geht es darum, Rettungstechniken anzuwenden und im Wasser mit einer Person gewisse Distanzen zurückzulegen. Man muss also schon ein guter Schwimmer sein“, sagt Abschnittsleiterin Doris Horvath, die seit 30 Jahren bei der Wasserrettung ist. Zusätzlich dazu gibt es Ausbildungen für Rettungsgeräte wie dem Stifneck (Halswirbelsäulenschiene) oder der Sauerstoffflasche. Nach der Grundausbildung kann man sich weiter spezialisieren zum Schwimm- oder Rettungsschwimmlehrer. Möglich ist auch die Fließwasser- und Wildwasserrettungsausbildung. Für den Dienst am Ratzersdorfer See ist zumindest ein abgeschlossener Retterschein oder eine Lifesaver-Ausbildung notwendig.
Notrufnummer 144
Der gesamte Einsatzbereich des Abschnitts St. Pölten umfasst neben der Landeshauptstadt den Bezirk St. Pölten-Land und Teile der Bezirke Scheibbs, Melk, Tulln und Krems. 500 Mitglieder hat der Abschnitt insgesamt, von denen rund 50 aktiv sind. Die Einsätze beim Ironman 70.3, am Viehofner See und bei Veranstaltungen wie dem Summer Blues Festival am Ratzersdorfer See oder dem Frequency dauern oft bis nach Mitternacht. Beim Frequency gehen drei Personen entlang der Traisen Streife. Über die Nummer 144 sind weitere Mitglieder der Wasserrettung auf Bereitschaft erreichbar. „Meistens handelt es sich um Sucheinsätze, bei denen der Gesuchte irgendwann von selber wieder auftaucht“, berichtet Horvath schmunzelnd. Ein großes Gefahrenpotenzial bergen vor allem die Wehren an der Traisen oder übertriebener Alkoholgenuss.
Baywatch unrealistisch
Bei einem Einsatz an der Traisen machte Horvath bisher ihre schlimmste Erfahrung. Zwei junge Erwachsene wurden aus dem Fluß gerettet und reanimiert, verstarben jedoch später im Krankenhaus. Nur selten kommt es am Ratzersdorfer oder Viehofner See zu Einsätzen, bei denen Personen vor dem Ertrinken gerettet werden müssen. Wie im Fernsehen läuft es in der Realität nicht ab. „Ich finde es faszinierend anzuschauen, wenn eine Person dreimal beatmet und ihr aufs Herz gedrückt wird, und sie spuckt das Wasser aus und steht sofort auf. Das ist krank“, schüttelt Horvath über Szenen wie in Baywatch den Kopf. Großteils haben die Wasserretter mit Bienenstichen bei Allergikern, Verletzungen, Herzanfällen oder der Rettung kleiner Kinder zu tun. Die Übersicht über das Geschehen am und im See zu halten ist nicht gerade einfach. „Mit der Zeit kennt man aber seine Pappenheimer“, sagt Horvath. Obwohl die Wasserretter bei den meisten Badegästen gerne gesehen sind, kommt es manchmal auch zu negativen Erfahrungen. „Einmal gab es eine Beschwerde im FKK-Bereich, weil wir uns im Einsatz nicht ausgezogen haben“, erzählt Ferialpraktikant Clemens Hochmayr.
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