Trainingssimulator von Nekonata soll Fahrschüler fit für den Straßenverkehr machen
ST. PÖLTEN. 38.466 Unfälle mit Personenschaden gab es im Jahr 2016 auf Österreichs Straßen. 432 Menschen wurden dabei getötet (Quelle: Statistik Austria). Um für mehr Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen und Fahrschülern bessere Übungsmöglichkeiten anzubieten, entwickelt das St. Pöltner Startup „Nekonata“ einen realitätsbezogenen Fahrschul- und Trainingssimulator.
Das Vorgängerprojekt der Gründer von Nekonata hieß „Motex“, ein Fahrschulsimulator, der 2015 an der FH St. Pölten entwickelt wurde. Obwohl Motex ein großes Medieninteresse 2015 erweckte und prämiert wurde, war es schwierig in diesem hoch regulierten Markt zu starten. „Der Fahrschulmarkt ist klein, und diverse Entwicklungen im Bereich des autonomen Fahrens verursachten Unsicherheiten, die sich in der Investitionsbereitschaft der Fahrschulen widerspiegelten“, erklärt Martin Wagner von Nekonata.
Lösungen für Phänomen Motion Sickness
Wagner gründete das Startup gemeinsam mit Patrick Kolar und Alex Kopciak, ehemaligen Studenten des Master Studienganges Digitalen Medientechnologie an der FH St. Pölten, sowie Lukas Stranger, einem Kollegen aus der Wirtschaftsuniversität Wien. Nekonata ist federführend im Bereich der „Motion Sickness“ und hat bereits diverse Lösungen für das Phänomen, bei dem Virtual Reality-Brillen durch grafische Halluzinationen Übelkeit erregen, gefunden.
Fahren in virtuellen Welten
Nekonata setzt die Grundideen von Motex im Rahmen einer Produktlinie weiter um, hat aber ein breiteres Verständnis für den Mobilitätsbereich. Bei der Simulation sitzt man in einem echten Auto, für das eine eigene Trainings-Software, eine ideale Hardware-Ausstattung und ein Sensorkit entwickelt wurden. Per Virtual Reality-Brille kann man Trainingsfahrten in virtuellen, in der Realität tatsächlich existierenden Umgebungen unternehmen. Bisher wurden Umgebungen, die der Seestadt Aspern und dem Wiener Prater ähneln, virtuell nachgebaut. In der Fahrschule Sauer, die den Simulator bereits im Dezember 2017 getestet hat, gibt es reges Interesse, diesen in den Fahrschulalltag zu integrieren und ganz St. Pölten virtuell befahrbar zu machen.
Vorbereitung für schwierige Fahrsituationen
Der Fahrschulsimulator kann schwierige Situationen, die von Fahrlehrern schwer oder gar nicht vermittelt werden können, nachstellen und Fahrfehler dokumentieren. „In der Simulation treten unerwartete Ereignisse wie eine Rettungsgasse, unterschiedliche Witterungen (Schnee, Regen, Nebel) und gefährliche Situationen auf, um die häufigsten kritischen Unfallsituationen zu vermeiden. Manchmal sind auch Notbremsungen notwendig“, erklärt Wagner. Fahrschüler sollen in Zukunft dadurch mehr Erfahrung im Straßenverkehr erhalten und besser auf die Umgebung, in der sie später unterwegs sind, vorbereitet sein.
Ergänzung zum Fahrlehrer
Dass der Simulator als Konkurrenz zu Fahrschulen gesehen werden könnte, glaubt Wagner nicht. Vielmehr sei er eine Ergänzung zum herkömmlichen Training mit den Fahrlehrern. Dieselbe Meinung teilt auch Richard Mader von der Fahrschule Sauer: „Der Einsatz von Technologien wie Simulatoren wird den Fahrlehrer nicht ersetzen, diese wird den Fahrlehrer aber perfekt ergänzen. Wir freuen uns schon auf den Herbst, wo wir die Technologie wieder im Einsatz haben.“
Suche nach neuen Partnern
Neben der Fahrschule Sauer ist Nekonata auch mit anderen Fahrschulen und der Automobilindustrie zu den Themen virtuelle Testfahrten für den stationären Autohandel und Messeanwendungen im Gespräch. Derzeit versucht das Team, den Simulator technologisch weiterzuentwickeln und bereits internationale Partner zu finden, da der höchste Mehrwert der Technologie außerhalb Österreichs liege und Verkehrsunfälle die Nummer 1-Todesursache im Alter zwischen 14 und 29 Jahren seien. Als wichtigste nationale Partner nennt Wagner den Thinkport Vienna (Labor güterlogistische Innovationen in Wien), Pioneers“18 (internationales Netzwerk) und die Initiative Vision Zero (staatenübergreifende Initiative zur Reduktion von Verkehrstoten). Unbedingt ins Boot holen will man noch weitere etablierte Verkehrssicherheitsorganisationen wie den ÖAMTC, das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) und den ARBÖ.
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