Ehrenamtliche Trainer halten Deutschkurse für Asylwerber im Saal der Begegnung St. Pölten
ST. PÖLTEN. Im Saal der Begegnung gleich neben dem Hauptbahnhof finden montags, dienstags und freitags jeweils von 10 bis 12 Uhr kostenlose Deutschkurse für Asylwerber statt. Diese werden von ehrenamtlich tätigen Trainern wie Jürgen Gruber abgehalten.
Jürgen Gruber ist zertifizierter DaZ/DaF (Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache)-Trainer. Seit zwei Jahren unterrichtet der St. Pöltner regelmäßig Asylwerber verschiedener Altersschichten in den Niveaustufen A0 (absoluter Anfänger) bis A1 (geringe Kenntnisse). Da viele Kursbesucher in ihren Herkunftsländern eine andere Schrift verwenden, kann es vorkommen, dass zuerst eine Alphabetisierung gemacht werden muss. Darunter versteht man, dass die Teilnehmern erst die lateinische Schrift erlernen müssen.
Viele Praxisstunden
Ursprünglich wollte Gruber, der früher als Foto-Kaufmann und bei der Post gearbeitet hat und derzeit arbeitslos ist, Mathematik und Geschichte unterrichten. Beim Magistrat St. Pölten wurde ihm aber die ehrenamtliche Tätigkeit im Saal der Begegnung vorgeschlagen, was er nicht bereut. „Ich habe mich jetzt schon ein bisschen in die Deutschkurse verliebt“, gesteht er. Mittlerweile hat Gruber um die tausend Praxisstunden gesammelt. Mit noch etwas mehr kann er sich für bezahlte Deutschkurse im WIFI oder an der Volkshochschule bewerben.
Religion, Krieg und Sexualität sind tabu
Im September sind wieder viele neue Teilnehmer zu Grubers Anfängerkurs gestoßen. Die meisten zeigen sich kooperativ und sehr motiviert. Behandelt werden in den Kursen vor allem Alltagssituationen wie Dialoge über das Wetter. Die Themen Religion, Krieg und Sexualität sind tabu. Um den Asylwerbern das deutsche Vokabular beizubringen, setzt Gruber stark auf den Einsatz von Mimik, Gestik und Bildern. Viel Augenmerk liegt auch auf der Aussprache, denn den Teilnehmern bereiten oft die Umlaute Ö und Ü oder die Laute Ch und R Probleme.
Unzufrieden mit der Regierung
Dass sich Gruber ehrenamtlich als Deutschtrainer für Asylwerber engagiert, versteht nicht jeder. „Es gibt immer wieder Querulanten, die sagen: „Die brauchen wir nicht, die können heimfahren“. Die meisten verstehen aber, dass Flüchtlinge da sind, die Deutsch lernen wollen“, sagt Gruber. Mit der türkis-blauen Regierung ist er nicht zufrieden. Da das Budget für Deutschkurse gestrichen werde, gebe es weniger Kurse im Angebot. Dabei sei in den vergangenen Jahren ein großer Andrang bei den Kursen bemerkbar. Gruber wünscht sich daher neben einer bezahlten Anstellung eine bessere Grundversorgung und mehr Sozialarbeiter zur Unterstützung.
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