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Prognose bescheinigt massiven Bedarf an 24-Stunden-Betreuung

Leserartikel Philipp Hebenstreit, 31.05.2017 12:23

ST. PÖLTEN. Seit dem Jahr 1994 lässt das Land alle fünf Jahre wissenschaftlich fundierte Bedarfs- und Entwicklungsprognosen für das Älterwerden machen. Die wichtigsten Prognosen mit Bezirkszahlen gibt es hier.

Foto: Wodicka
Foto: Wodicka

Die wichtigsten Ergebnisse und Prognosen aus dem neu vorliegenden „Altersalmanach“ hat Sozial-Landesrätin Barbara Schwarz (ÖVP) heute gemeinsam mit Franz Kolland vom Institut für Soziologie der Universität Wien präsentiert.

Auf Bezirksebene werden sich folgende Änderungen ergeben: Bis 2020 wird die Anzahl pflegebedürftiger Personen in den Bezirken Baden, Gänserndorf, Krems-Land und Lilienfeld um rund 13 Prozent ansteigen. Ebenfalls hohe Zuwächse (jeweils um die zehn Prozent) sind in den Bezirken Amstetten, Mistelbach, Scheibbs und Wiener Neustadt-Land zu erwarten. Die niedrigsten Steigerungsraten bis 2020 haben die Bezirke Krems-Stadt (-9,7 Prozent!), Melk, St. Pölten Stadt und Land, Wiener Neustadt-Stadt, Waidhofen/Thaya und Waidhofen/Ybbs.

Massive Zuwächse bei 24-Stunden-Betreuung

Hinsichtlich der 24-Stunden-Betreuung ist bis ins Jahr 2030 eine Steigerung von 121 Prozent zu erwarten. Differenziert nach Bezirken zeigt sich, dass Waidhofen/Thaya und Waidhofen/Ybbs jene Bezirke darstellen, in denen besonders starke Zuwachsraten erwartet werden, gefolgt von den Bezirken Zwettl, Korneuburg, Amstetten, Melk, Mistelbach, Wr. Neustadt-Land, Horn und Tulln. In folgenden Bezirken fällt die prognostizierte Zunahme unterdurchschnittlich aus: Gmünd, Krems-Stadt, St. Pölten-Stadt und Wiener Neustadt-Stadt.

Schwarz: „Nachfrage ändert sich“

„Aufgrund zahlreicher Entwicklungen und Veränderungen in unserer Gesellschaft ändert sich auch die Nachfrage nach künftigen Pflege- und Betreuungsangeboten. Um den zukünftigen Versorgungsbedarf abdecken zu können, stellen wir bereits im Vorfeld die entsprechenden Weichen. Dazu ist eine umfassende Prognose und Planung unerlässlich. Anhand der Ergebnisse des Altersalmanachs ist es uns möglich, die Pflege- und Betreuungsversorgung der niederösterreichischen Bevölkerung unter möglichst effizientem Einsatz der vorhandenen Mittel zu gewährleisten“, so Schwarz.

NÖ-Gesamtbevölkerung wächst

Laut Altersalmanach wird die Gesamtbevölkerung Niederösterreichs bis zum Jahr 2030 auf 1,74 Millionen anwachsen, der Anteil der 75-Jährigen oder älteren Personen wird dabei auf 11,6 Prozent ansteigen und die Anzahl der Singlehaushalte wird um 22 Prozent anwachsen. Auch die Zahl der Pflegegeldbezieher im Bundesland, prognostiziert bis 2025, wird sich von aktuell knapp über 90.000 auf nahezu 108.000 Personen erhöhen: „All das sind Faktoren, die ausschlaggebend für den weiteren Anstieg des Pflegebedarfs in unserem Bundesland sind. So erwarten wir bis zum Jahr 2025 bei der stationären Pflege einen weiteren Bedarf an Pflegeplätzen von 15 Prozent (+1313 Betten) und bei den mobilen Diensten einen Anstieg der betreuten Personen pro Monat von 13 Prozent (+2236 Klienten). Ein deutlicher Anstieg wird bei der 24-Stunden-Betreuung vorausgesagt, wir erwarten eine Erhöhung um bis zu 80 Prozent (+4.536 Betreute) bis zum Jahr 2025. Diese Prognosen würden einen Anstieg der Sozialhilfekosten des Landes Niederösterreich um rund 42 Prozent mit sich bringen“, fügt Schwarz an. Beim damit einhergehenden Personalmehraufwand vor allem bei der 24-Stunden-Betreuung sieht die Landesrätin kein großes Problem.

Viele Angehörige pflegen

Kolland ergänzte: „Die Mehrheit der betreuungs- und pflegebedürftigen älteren Menschen wird weiterhin von Angehörigen betreut beziehungsweise gepflegt, nämlich rund zwei Drittel. Für die nicht-familiär organisierte Pflege braucht es für die Zukunft Konzepte, die über den bisherigen Ansatz „mobil vor stationär“ hinausgehen und nicht nur zu einer integrierten Versorgung, sondern zu einer durchlässigen Pflege führen. Das Ziel sollte die „sorgende Gemeinschaft“ sein, die individuelle und kollektive Lebensführung integriert. Starke Veränderungen werden auch für die stationäre Pflege erwartet. In dieser wird ein fundamentaler Umbau von einer „Krankenhaus“-Kultur hin zu einer Wohnkultur und zu einer Personenzentrierung stattfinden.


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