„Und wenn es doch Corona war?“ Ein Antikörpertest bringt es ans Licht
ST. STEFAN-AFIESL. Eines frage ich mich ja schon die ganze Zeit: Könnte Covid-19 mich auch schon erwischt haben, könnten ich und meine Familie vielleicht Teil der ominösen Dunkelziffer in Österreich sein? Vieles spricht dafür, einiges aber auch dagegen. Zeit für die Rohrbacher Tips-Redakteurin Petra Hanner, einen Antikörper-Test zu machen.
Im Februar und März lag meine Familie flach. Mein Mann fing an damit, hatte halt eine „Grippe“. Sogar unsere Katze hustete und hatte Fieber. Die Tierärztin meinte noch scherzhaft zum kleinen Sohn, wir mögen dem Papa doch ausrichten, dass er wohl den Kater angesteckt hätte.
Dann erwischte es den Großen, 7-Jährigen. Zwei Tage sehr hohes Fieber, dann weniger hohes, Durchfall, Husten, sehr müde und eine Woche lang war er schlapp.
Während sich der noch erholte, fing es schließlich beim Kleinen (5) an und bei dem ging es richtig zur Sache: tagelanges Fieber jenseits der 40 Grad, drei Besuche bei Ärzten, zweimal holten wir den hausärztlichen Notdienst, weil es ihm so schlecht ging. Und für mich das Schlimmste: Atemnot.
Bronchitis, oder...?
Die Diagnose lautete: Influenza mit obstruktiver Bronchitis, wir müssten sofort ins Krankenhaus falls sich der Zustand nur ein bisschen verschlechtere. Der Bub verbrachte die Nächte mehr auf als neben mir, konnte kaum schlafen vor Husten und mehr als einmal dachte ich, wir enden wirklich im Spital. Doch mit Inhalieren und starken Medikamenten überstanden wir es, der Husten blieb noch lange zu Gast bei ihm.
Warum damals mein Kleiner trotz allem nicht auf Covid-19 getestet wurde, fragt man sich rückblickend vielleicht. Doch spulen wir zurück: Die ersten offiziellen Corona-Fälle in Österreich wurden am 25. Februar bekannt, weit weg in Innsbruck. Die nächsten Fälle kamen aus Wien. Auch weit weg. Im Bezirk Rohrbach wird Corona-Patient Nummer eins erst am 13. März registriert. „Es kann also gar nicht Covid-19 sein, oder?“, dachte ich damals. Zumal wir in keinem der „Risikogebiete“ waren, ja den ganzen Jänner und Februar nicht einmal irgendwohin verreist waren.
Ich will es wissen
Nur ich blieb gesund, hatte nur ein bisschen Halsweh. Kein Wunder, dachte ich, ich hatte ja schon Ende Jänner die Grippe, bin also vielleicht schon immun. Und doch frage ich mich heute: „War“s viellecht doch der Coronavirus? Wer sagt, dass der nicht doch schon früher bei uns herumgeisterte und ich eine von jenen Infizierten war, die die Erkrankung nicht oder kaum bemerkten?“ Sollte es wirklich Covid-19 gewesen sein, ich hätte mich bei der Virenlast in unserem Haus hundertprozentig auch angesteckt. Aus, vorbei – ein Test muss her!
Meine Hausärztin Gisela Wohleser in Helfenberg bietet zufälligerweise seit ein paar Tagen in ihrer Praxis einen Schnelltest an. Nicht, dass es viel ändern würde – so oder so –, es geht mir eigentlich nur um Gewissheit.
Ein kleiner Stich
Ein bisschen skeptisch bin ich aber auch, zugegeben. Immer wieder liest man ja, dass diese Antikörpertests noch nicht ganz sicher sind und dass sie vielleicht sensibel auf Antikörper von Erkrankungen mit Coronaviren anderen Typs reagieren, sie also sogar „falsch positiv“ anzeigen könnten. Auch meine Ärztin sagt mir das gleich zu Beginn. Das Testkit sei aber von einer bekannten Firma, die sie für sehr zuverlässig und gut halte. Das kleine Risiko nehme ich in Kauf.
Es geht dann schnell. Die Frau Doktor zieht sich die Handschuhe an und nach dem kleinen Stich in die Fingerspitze kommen ein paar Tropfen Blut auf das Schnelltest-Kit. Alle sind gespannt. Sogar die Schwester meiner Ärztin, die ebenfalls in der Praxis arbeitet, kommt dazu und wir warten, bis die Flüssigkeit bis zum Ergebnisfeld hinaufwandert. Nach ein paar Minuten steht es fest: Nur ein einziger Strich erscheint, der Kontrollstrich.
Negativ.
Nicht nachlässig werden
Ich hatte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch keine Covid-19-Infektion. Und – davon geht meine Ärztin aus – das Ergebnis könne man mit ebenfalls hoher Wahrscheinlichkeit auf meine gesamte Familie umlegen. Also war unsere Grippewelle wohl wirklich eine Grippewelle.
Ich bin nicht enttäuscht. Ich bin froh, dass ich den Test machen lassen habe, denn jetzt muss ich nicht mehr grübeln und umso mehr werde ich wieder auf die Schutzmaßnahmen achten. Da bin ich in letzter Zeit zugegebenermaßen schlampiger geworden. Und ich weiß jetzt auch, dass Homeoffice immer noch eine gute Option für mich ist.
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