Geheimnisse um den mumifizierten Leichnam von St. Thomas gelüftet
ST. THOMAS AM BLASENSTEIN. Der mumifizierte Leichnam des sogenannten „Luftg“selchten Pfarrers“ ist nach umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen in München nach einem Jahr Abwesenheit ins Mühlviertel zurückgekehrt.
Am Sonntag, 4. November 2018 wurden alle nun vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse im Kulturraum der Volksschule in St. Thomas am Blasenstein der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Die Expertise ist eindeutig: Es handelt sich bei der Mumie tatsächlich um Franz Xaver Sydler von Rosenegg. Als wahrscheinlichste Todesursache wurde ein Blutsturz bei Lungentuberkulose angegeben – es gibt keinen Hinweis auf eine Gewalteinwirkung.
(Gift-)Kugel erwies sich als Rosenkranzperle
Die ominöse Kugel, von der angenommen wurde, sie könnte für den Tod des Priesters verantwortlich sein, stellte sich als Rosenkranzperle heraus, die bei der Ausstopfung der Leibeshöhle mit hochwertigen Stoffen im Füllmaterial in den Körper gelangt ist. „Es ist unglaublich und ich freue mich unheimlich, dass diese Untersuchung stattfinden konnte und unser Luftg“selcheter Pfarrer wieder in St. Thomas ist“, sagt Kulturvereinsobmann Johannes Nenning. Er hatte bereits die Hoffnung aufgegeben, dass die Mumie erhalten werden könnte. Die geschätzten Kosten in Höhe von rund 70.000 Euro für Sanierungsmaßnahmen der Gruft bzw. für wissenschaftliche Untersuchungen und konservatorische Maßnahmen hätte den finanziellen Rahmen gesprengt.
Geheimnisse gelüftet
„Dass die Mumie wieder in der Gruft der Pfarrkirche St. Thomas zu sehen ist, haben wir vor allem Gerlinde Schachinger zu verdanken“, sagt Nenning. Die ehemalige Pfarrgemeinderats-Obfrau hatte in einem Kurs für Kirchenpflege Judith Wimmer vom Kunstreferat/Diözesankonservatorat der Diözese Linz kennengelernt. Nach einem Gespräch mit ihr kam wieder Bewegung in die Sache. Sie und andere Projektbeteiligte, vor allem der Münchner Pathologe und Mumienexperte Andreas Nerlich sowie der Rechtsmediziner und Konservierungsbeauftragte für den „Ötzi“ Oliver Peschel und Peter Hofer vom Institut für Rechtsmedizin der Uni München stellten sich der Herausforderung. „Es war ganz viel Glück im Spiel, dass so etwas entstehen konnte“, freut sich Gerlinde Schachinger. Die Münchner Wissenschaftler führten begeistert und unentgeltlich – mit Unterstützung von assoziierten Instituten – die Befundung sowie die konservatorischen Maßnahmen an der Mumie durch. Begleitet wurde das Projekt durch das Kunstreferat der Diözese Linz.
Mumie am ursprünglichen Standort zu besichtigen
Ab sofort ist die Mumie wieder in einem zweiten Gruftraum, der auch ihrem ursprünglichen Aufstellungsort entspricht, zu betrachten. „Sie hat mit heutigem Tag eine Wiederauferstehung und ein Gesicht erfahren“, sagte Andreas Nerlich bezugnehmend auf die Gesichtsrekonstruktion der Mumie von St. Thomas.
Spende an Pfarre
Zum Abschluss bekam die Pfarre einen Scheck über 3.000 Euro überreicht, die für die Sanierung des Gruftraums und die weitere Erhaltung der Mumie verwendet werden. Michael Leimer, Besitzer der Rieglmühle in St. Thomas, hat hier die Spenden, die er beim Tag des Denkmals 2018 lukrieren konnte, noch selbst großzügig aufgerundet und als Geschenk an die Pfarre weitergegeben.
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