Mittwoch 27. März 2024
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STEYR. Mit 32 Jahren ist der aus Steyr stammende Leopold Jürgen Baumberger frisch geweihter Priester. Wie sein Weg zur Berufung verlief, was er über Zölibat und kontroverse Tendenzen innerhalb der Kirche denkt, hat er Tips verraten.

Leopold Jürgen Baumberger mit seinen Eltern nach der Priesterweihe Foto: Reinhold Sigl
Leopold Jürgen Baumberger mit seinen Eltern nach der Priesterweihe Foto: Reinhold Sigl

Tips: Sie haben ursprünglich ein Studium zur Pharmazie gemacht, traten erst dann ins Priesterseminar ein. Hatten Sie einen Ruf?

D. Leopold Baumberger: Ab der Firmung bin ich in die Pfarre Resthof hineingewachsen, parallel kam die Idee einer Berufung auf. Bis zur Matura war die Zeit dafür aber nicht reif. Gegen Ende des Pharmaziestudiums rüttelte ein „Zufall“ die Berufung wach. Ich fuhr mit einer jungen Architektin aus der Pfarre zu einem Kommunionhelferkurs. Bei der Heimfahrt sagte sie beiläufig: „Wenn man sich das so anhört, bekommt man richtig Lust, Theologie zu studieren!“ Bei mir war reflexartig die Frage da: Warum mache ich das eigentlich nicht? Es folgte ein inneres Ringen, an dessen Ende mein Eintritt ins Priesterseminar der Diözese Linz stand. Die junge Architektin ist mittlerweile Pastoralassistentin – auch sie wurde vom Ruf erfasst.

Wie hat Ihr Umfeld reagiert?

Die Reaktionen reichten von Freude bis Unverständnis. Meine Eltern standen dem Ganzen neutral gegenüber. Ihnen war wichtig, dass es für mich das Richtige ist.

Welche Eigenschaften oder Haltung muss man für ein Leben als Priester mitbringen?

Grundsätzlich haben viele Charakterzüge Platz, weil damit (später) eine Breite an verschiedenen Menschen angesprochen werden kann. Als zentrale Haltungen kann man die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe sehen. Man braucht jedenfalls die nötige Ausdauer, um die lange Ausbildung durchzuhalten und die nötige Entschlossenheit, um die Entscheidung dauerhaft als Lebensentscheidung zu treffen.

Abgesehen von der Ausbildung: Wie bereitet man sich vor? Was sind die Herausforderungen?

Wesentlich ist, an der persönlichen Beziehung zu Gott beständig zu arbeiten. Herausforderungen gibt es viele: die eigene Unvollkommenheit, Schicksalsschläge, Zweifel, Durststrecken, das Auseinanderklaffen von Anspruch und Realität der Kirche, ermüdende und nicht zielführende innerkirchliche Diskussionen ...

Was ist Gott für Sie?

Gott ist derjenige, der immer da ist (Ex 3,14). Er geht alle Wege mit und möchte, dass wir das Leben in Fülle haben, zum Blühen bringen, was er uns an Talenten und Möglichkeiten mitgegeben hat. Leider gelingt uns das oft nicht, weil das Leben nicht geradlinig verläuft, sondern Umwege, Brüche und Verletzungen aufweist. Mein Primizspruch lautet „Bete zu Gott, denn Er heilt!“ (Sir 38,9b).

In der Kirche ist immer wieder von Priestermangel die Rede. Wie nehmen Sie die Entwicklung wahr?

Ich halte nicht viel von der Rede vom Priestermangel. Ich sehe vielmehr einen Mangel an gelebtem Glauben. Wie sollen Berufungen zum Priester wachsen, wenn sie auf unfruchtbaren Boden fallen, also kein Umfeld vorfinden, in dem Glaube und Kirche positiv und überzeugend erlebt werden? Jeder Einzelne muss sich die Frage stellen: Lebe ich meinen Glauben so, dass er für andere zum glaubhaften Zeugnis wird?

Hat Sie der Gedanke an den Verzicht auf Familie je zögern lassen?

Der Zölibat ist ein Geschenk für die Kirche. Natürlich stellt man sich die Frage, ob man auf Frau und Kinder verzichten kann. Doch die Frage müsste eigentlich lauten: Wenn ich meiner Liebe zu Christus und seiner Kirche nichts vorziehe, würde ich dann die Familie nicht ständig an die zweite Stelle verweisen? Jeder von uns kennt Menschen, die mit ihrem Beruf geradezu „verheiratet“ sind und in vielen Fällen leidet die Familie darunter. Als Priester zähle ich keine Arbeitsstunden – ich bin da, wenn ich gebraucht werde. Ich soll ein intensives Gebetsleben führen, flexibel sein und bei Bedarf meinen Einsatzort kurzfristig ändern. Als Priester ist man zudem gewissermaßen ständig in der Auslage – das würde auch die Familie betreffen. Sie wäre der große Verlierer.

In der Kirche gibt es dieses Spannungsfeld zwischen moderner und konservativer Ausrichtung. In welche Richtung muss es künftig gehen?

Mich stört das gegenseitige Ausspielen von „konservativ“ und „progressiv“. In der Kirche gab und gibt es immer Dinge, die es lohnt zu bewahren und solche, wo wir fortschreiten müssen. Ich fürchte allerdings, einige der derzeitigen Forderungen auf kirchenpolitischer Ebene führen nicht zur Problemlösung, sondern in die Spaltung. Was in der Diskussion oft übersehen wird: Kirche umfasst die Glaubenden auf der ganzen Welt. Christus ist das Haupt seiner Kirche. Gelingt es, uns immer neu an ihm auszurichten, geht die Kirche auf gutem Weg in die Zukunft.

Wie möchten Sie künftig gestalterisch möglichst viele Menschen in die Kirche einbeziehen?

Die Sehnsucht nach Gott liegt in jedem Menschen. Es geht meiner Meinung nach darum, durch ein authentisches Leben des eigenen Glaubens die Sehnsucht in den anderen zu wecken. Dafür braucht es keinen Aktionismus, kein besonderes Programm. Es reicht, die von Gott geschenkten Fähigkeiten gut einzusetzen.

Zur Person

D. Leopold(1) Jürgen Baumberger, geboren 1987 in Steyr, ging in St. Anna und am BRG zur Schule. Er studierte Pharmazie in Graz sowie Theologie in Innsbruck und absolvierte das Priesterseminar der Diözese Linz. 2019 wurde Baumberger im Dom St. Jakob zum Diakon und in der Stiftskirche Wilten zum Priester geweiht. Zu Hause ist er im Prämonstratenser-Chorherrenstift Wilten (Innsbruck).

(1)=Ordensname


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