BAD HALL. Lehrerin Susanne Sonnleitner vermittelt in Workshops Schülern der dritten Klasse der MS Bad Hall die Grundlagen des Journalismus. Eine Gruppe hat ein Interview mit Vizebürgermeister und Sozialreferent Mario Madurski (SPÖ) geführt.
„Ich komme eigentlich aus dem Kommunikationsbereich, habe viele Jahre Verlags- bzw. Redaktionserfahrung“, erzählt Deutschlehrerin Susanne Sonnleitner, die ihr Wissen in Workshops an die Schüler weitergibt und erklärt, was es braucht, bis ein Artikel entsteht. Das Erlernte wird gleich in die Praxis umgesetzt, zuletzt wurde ein Interview mit Mario Madurski geführt. Der Bad Haller Vizebürgermeister ist seit acht Jahren Obmann des Sozialausschusses. Beruflich hat sich Madurski, gelernter Tischler, mit 40 Jahren noch einmal umorientiert. Er machte die Ausbildung zum Sozialpädagogen. Seit 2015 ist Madurski Trainer am BFI Wels für Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren.
Herr Madurski, warum setzen Sie sich für Kinder, Jugendliche und Familien in der Stadt ein?
Mario Madurski: Das war mir immer schon ein großes Anliegen. Als Tischler habe ich jahrelang Lehrlinge begleiten dürfen, und ich habe auch ehrenamtlich viel gemacht für Jugendliche. Außerdem bin ich Obmann der Kinderfreunde Bad Hall. Die Jugendarbeit wollte ich auch politisch weiterführen, daher habe ich mich für den Sozialausschuss entschieden.
Für uns Jugendliche gibt es natürlich ein paar Themen, die uns besonders interessieren. Eines davon ist die Gastronomie: Wir würden uns ein weiteres Angebot wünschen, am liebsten einen McDonald's. Gibt es von Ihrer Seite Überlegungen in diese Richtung oder finden Sie, dass es für junge Leute genug Imbissmöglichkeiten gibt?
Mario Madurski: Wir haben heuer im September eine Veranstaltung gehabt. Jugendliche ab zwölf Jahren wurden eingeladen. Wir wollten ihre Wünsche erfahren. Bei dieser Veranstaltung war auch McDonald's ein großes Thema, die Jugendlichen wünschen sich das. McDonald's ist ein großer Konzern. Dass der nach Bad Hall kommt, halte ich nicht für ausgeschlossen, weil wir ein großes Einzugsgebiet haben. Wir haben in der Stadt alleine 370 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren. Allerdings muss ich sagen, das ist keine gemeindepolitische Angelegenheit. Normalerweise überlegt der Konzern, welcher Standort in sein System passt und fragt bei den Gemeinden an. Tatsächlich war das sogar einmal Thema bei uns in Bad Hall. Vor ein paar Jahren hat sich McDonald's für das alte Bahnhofsareal interessiert, dort, wo heute das Einkaufszentrum ist, aber daraus ist dann nichts geworden. Wir als Gemeinde sind natürlich sehr froh, wenn Gebäude innerorts belebt werden. Wenn ein Betrieb zusperrt, ein Kebabstand oder ein Cafe, sind wir bemüht, dass wieder wer reinkommt. Dazu gibt es auch Förderungen. Aber bei so großen Konzernen wie McDonald's läuft das anders.
Wir haben gehört, dass ein Club für Jugendliche geplant ist. Können Sie uns mehr über dieses Projekt erzählen?
Mario Madurski: Es ist schon lange ein Thema, für Jugendliche etwas zu schaffen. Momentan ist der Kindergarten ausgelagert in ein Containerdorf. Der Plan ist, ein, zwei oder drei Container von dort abzuziehen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, um einen Ort für Jugendliche zu schaffen. Das ist in der Planung für nächstes Jahr. Jetzt suchen wir gerade mögliche Standorte.
Wir finden, im Vergleich zu anderen Städten, zB. Steyr, hat Bad Hall weniger für Jugendliche zu bieten. Gibt es irgendwelche Pläne für neue Freizeiteinrichtungen?
Mario Madurski: In diesem Bereich sind tatsächlich Neuerungen geplant. Wir bemühen uns um einen Pumptrack, also eine Fahrbahn für Fahrrad, Scooter, Skateboard. Ein Standort wird gerade gesucht. Da die Errichtung relativ teuer ist, starten wir mit einem Versuch. Im Rahmen einer Veranstaltung im nächsten Jahr wollen wir einen Pumptrack mieten, das kostet 3.000 Euro, um zu sehen, wie das angenommen wird. Die Bahn würde zwei bis drei Tage da stehen, mit Sprungschanzen, Rampen, Kurven, Hügeln, allem, was dazugehört. Das Finish wäre, dass man selbst so was baut, was aber sehr kostspielig ist. Dann haben wir auch noch die große Verbauungsdichte. Wir müssten wieder ein Feld oder eine offene Fläche versiegeln.
Wie sieht es mit einem Motocrosspark für Bad Hall aus? Der Aufwand ist nicht so groß. Man braucht den Platz und Erde muss aufgeschüttet werden. Was halten Sie von der Idee?
Mario Madurski: Fände ich gut, wäre wahrscheinlich günstiger als der Pumptrack. Man kann ihn aber nur benutzen für motorisierte Maschinen, Elektro oder Benzin, und müsste einen Platz außerhalb des Ortes suchen. Im Umland hat Bad Hall leider nur wenige Gründe, die gehören den Bauern. Ob die einen Grund für eine Motocrossstrecke hergeben wollen, ist fraglich.
In Bad Hall gibt es mehrere Parks bzw. Spielplätze, die Treffpunkte für die Jugendlichen sind. Im Kurpark ist es allerdings - gerade abends - für Jugendliche nicht so angenehm, weil immer wieder komische Gestalten anzutreffen sind, auch Betrunkene. Was tun Sie, um das Problem in den Griff zu bekommen?
Mario Madurski: Wir kennen das Problem und schauen, dass vermehrt Maßnahmen ergriffen werden. Das heißt, die Polizei und Sicherheitskräfte werden stärker patrouillieren. Das kostet natürlich viel Geld, das muss man im Hintergrund haben. Wir nehmen die Sache aber ernst.
Was würden Sie sagen, wo sich Jugendliche in Bad Hall treffen sollten?
Mario Madurski: Gute Frage! Ich würde mir wünschen, von euch Ideen zu kriegen, wo ihr euch gerne treffen würdet. Wir wissen, es gibt verschiedene Standorte, wo sich Jugendliche treffen, zB. in der Eduard-Bach-Straße, nähe Park. Und der Skaterplatz wird genutzt. Jugendliche brauchen einen Platz, an dem sie chillen und miteinander reden können. Da bin ich wirklich für eure Ideen offen!
In Bad Hall gibt es auch viele ältere Menschen, zB. durch die Kurgäste. Finden Sie, dass das Zusammenleben zwischen Jung und Alt hier gut funktioniert?
Mario Madurski: Es gibt immer wieder Veranstaltungen, wo wir mit Senioren unterwegs sind. Wir haben nun eine Initiative gestartet, die Wünsche der Leute einzuholen. Da geht es auch um das Miteinander mit den Jugendlichen. Es gibt die Tagesheimstätte, wenn ihr das Bedürfnis habt, ihr möchtet dort mal vorbeischauen, kann ich euch nur ermuntern, das zu tun. Das gleiche gilt für‘s Altersheim. Die Senioren freuen sich über euren Besuch, mit euch Karten zu spielen oder einfach nur zu reden.
(Anmerkung der Interviewer: An der Mittelschule Bad Hall gibt es aktuell ein Projekt, bei dem Schüler mit einer Lehrkraft soziale Einrichtungen der Stadt besuchen und in Kontakt mit den Bewohnern und Mitarbeitern kommen.)
Welche Möglichkeiten haben Jugendliche in Bad Hall, ihren Ort mitzugestalten?
Mario Madurski: Sehr viele, wenn ihr nur wollt. Wir versuchen viel, aber es muss auch was von den Jugendlichen kommen. Große Ideen sind oft nicht so leicht zu bewerkstelligen, weil sie teuer sind, aber kleinere Wünsche kann man immer äußern. Wir haben immer ein offenes Ohr. Dazu gibt es den Sozialausschuss, der die Ideen verwirklicht, aber die Ideen müssen von euch kommen.
Autoren: Die Schüler der dritten Klassen der MS Bad Hall unter Anleitung von Susanne Sonnleitner
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