STEYR. 1979 nahm der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky den Spatenstich für das BMW Motorenwerk in Steyr vor. Heute sind dort 4.500 Menschen beschäftigt.
„Damals wusste niemand, dass die Steyr Werke finanziell aus dem letzten Loch gepfiffen haben“, erinnert sich der damalige Bürgermeister Franz Weiss (98) an das Jahr 1978, wo die Verhandlungen um eine Betriebsansiedlung von BMW in Steyr begannen. „Es hat sich bei der Förderung durch das Land gespießt“, so Weiss. Auch Wien und die Steiermark rollten dem Weltkonzern den roten Teppich aus, die Entscheidung fiel aber auf Steyr.
Facharbeiter als Trumpf
„Weil wir hier mit Steyr-Daimler-Puch einen Partner hatten, auf der grünen Wiese ein Unternehmen aufbauen konnten, die Nähe zu unseren Werken in Bayern gegeben war und vor allem die Qualität der Facharbeiter da war“, erklärt Volker Doppelfeld, erster BMW-Werksleiter in Steyr. An den Spatenstich im Juni 1979 kann sich Altbürgermeister Weiss noch gut erinnern. „Es war eine Befreiung für die Stadt und für mich.“ BMW investierte in den kommenden Jahrzehnten kräftig und wurde zum größten Arbeitgeber der Stadt, aktuell sind 4.500 Menschen dort beschäftigt. „Steyr ist ohne BMW gar nicht mehr vorstellbar“, so der aktuelle Bürgermeister Gerald Hackl.
490.000 Euro täglich
Seit der Werksgründung 1979 wurden rund 7,1 Milliarden Euro in den Standort Steyr investiert – also durchschnittlich über 490.000 Euro pro Tag. Ein Erfolgsfaktor war, dass man den Diesel auf Basis des Otto-Motors gebaut hat und Steyr damit zum mit Abstand weltweit größten Motorenwerk innerhalb der BMW Group wurde. Im Jahr 2018 verließen in Steyr über 1,2 Millionen Motoren die Montagebänder – davon 624.464 Einheiten Dieselmotoren, 594.097 Einheiten Benzinmotoren.
„Haben nie betrogen“
Alleine im Dieselmotoren-Entwicklungszentrum in Steyr sind 700 Mitarbeiter beschäftigt, geleitet wird es von Fritz Steinparzer, der fest an die Zukunft dieser Antriebsform glaubt. „Es gibt für uns keinen Diesel-Skandal, wir haben nie betrogen“, betont Steinparzer. Dennoch habe man Einbrüche bei den Stückzahlen gehabt, mittlerweile haben sich die Zahlen stabilisiert. Anfang 2020 bringt BMW eine neue Diesel-Generation auf den Markt, durch die Ingenieursleistung in Steyr sei es gelungen, die Emissionen weiter zu senken.
Gerüstet für die Zukunft
„Steyr ist ein Aushängeschild für BMW“, sagt der aktuelle Werksleiter Christoph Schröder, der seit knapp zwei Jahren die Führung des Motorenwerkes inne hat. „Bei Veränderungen werden wir auch in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen.“ Auch Oliver Zipse, Vorstand der Produktion der BMW AG, gibt eine Standortgarantie ab. „Das Werk ist unser mit Abstand größter und wichtigster Motorenstandort. Vor allem aber ist es auch unser flexibelster. Egal ob 3-, 4- oder 6-Zylinder, egal ob Otto- oder Dieselmotor: Steyr kann es liefern. Daneben entwickeln und fertigen wir am Standort auch hochkomplexe Komponenten für die Elektromobilität. Das ist eine einzigartige Leistung.“
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