Landeshauptmann Stelzer hat keine Zweifel - MAN zieht Schließung in Steyr durch
STEYR. Nach einer dringliche Anfrage der SPÖ wurde am Donnerstag im Landtag über das Thema MAN-Zukunft in Steyr diskutiert.
„Es ist moralisch verwerflich und wirtschaftlich falsch. Es geht nur um Profitmaximierung und einen Wettbewerb nach unten. Arbeitskräfte werden gegeneinander ausgespielt“, kritisierte SPÖ-Klubobmann Michael Lindner das Vorgehen der Verantwortlichen von MAN bzw. dem VW-Konzern. Von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) wollte die SPÖ in einer dringlichen Anfrage wissen, was das Land zur Rettung des Standortes in Steyr unternimmt bzw. welche Förderungen in der Vergangenheit Richtung MAN geflossen sind.
Viele VW-Fahrzeuge im Landes-Fuhrpark
Das Land unterstützte MAN seit 2011 mit 67.547 Euro für Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Vom Bund floss eine Forschungsförderung in Höhe von zwei Millionen Euro. „Da wird gerade geprüft, ob diese zurückgezahlt werden muss“, sagt Stelzer, der auch auflistete, wie viele Fahrzeuge aus dem VW-Konzern im Fuhrpark des Landes sind. Es sind 711 von insgesamt 1.210 Fahrzeugen, darunter 53 MAN-Lkws. Bei den Landesbetrieben kommen 548 von 1.300 Fahrzeugen aus dem VW-Konzern.
„Es war ein Schock“
„Es war im September 2020 ein Schock, dass sich MAN entschieden hat, den Standort Steyr zu schließen“, betont Landeshauptmann Stelzer. Telefonisch habe ihn damals ein MAN-Vorstand informiert, „dass die Würfel gefallen sind“ und Steyr geschlossen wird. Er habe damals sofort Unterstützung des Landes OÖ angeboten, um eine Schließung abzuwenden. Die Antworten damals und in vielen weiteren Gesprächen in den folgenden Monaten waren immer die gleichen: MAN schätzte was Land und Stadt machen, aber die Entscheidung werde nicht mehr abgeändert.
Öffentliche Beteiligung keine Option
„Das Werk in Steyr schreibt zwar für sich schwarze Zahlen, ist aber nur ein Teil einer Produktionskette“, betont Stelzer. Schon alleine deshalb sei eine Beteiligung der öffentlichen Hand - wie von der SPÖ vorgeschlagen - nicht sinnvoll bzw. machbar. Außerdem sei der Staat als Industriebetrieb in der Vergangenheit sowohl in Linz als auch in Steyr gescheitert. „Eine Staatsbeteiligung in der heutigen Industriewelt ist eine Idee von gestern“, so der Landeshauptmann.
Laufend Gespräche
Gemeinsam mit Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner habe sich Stelzer in vielen Gesprächen mit den Betriebsräten und den Verantwortlichen der Stadt Steyr immer wieder eng abgestimmt. „Der Betriebsrat hat großen Wert darauf gelegt, selbstständig im Interesse der Mitarbeiter mit dem Unternehmen zu verhandeln. Das gehört zu seinem Selbstverständnis“, sagt Stelzer. Der Tenor von den Verantwortlichen in München (MAN) und Wolfsburg (VW) sei der Landespolitik gegenüber immer gleich gewesen - nämlich, dass an der Schließung in Steyr kein Weg vorbeiführt.
Man hilft, wo man kann
Stelzer betonte, dass die Landes- und Bundespolitik als „Türöffner“ unterstützt wo sie kann bzw. es auch rechtlich darf und bezieht sich dabei auch auf Gespräche mit Investor Siegfried Wolf. „Die Sicherung von Arbeitsplätzen kann nur durch eine funktionierendes Unternehmen geschehen, dass wettbewerbsfähig am Standort Steyr produziert und auf längere Sicht das Einkommen garantieren kann.“
Ende 2022 ist Schluss
Derzeit verhandeln die Steyrer Betriebsräte mit den Unternehmensvertretern über einen Sozialplan. MAN will mit Ende 2022 den Standort Steyr schließen und schon ab Mai die Produktion drosseln. Ein Druckmittel der Belegschaftsvertreter ist der einseitig aufgekündigte Standortsicherungsvertrag, der bis 2030 datiert war - es gibt verschiedene Rechtsansichten.
Es muss weiter gehen
„Es ist bitter, aber es ist unverrückbar. MAN wird schließen. Ziel muss es sein, dass wir am Standort Steyr wieder ein Unternehmen bekommen. Auch im Interesse der Zulieferbetriebe“, betonte Stelzer im Landtag. Er forderte Interessenten auf, so rasch als möglich die Karten auf den Tisch zu legen. Ankündigungen - etwa von einem Green Mobility Center - seien zu wenig. „Wenn man wirklich Interesse hat, ist es jetzt hoch an der Zeit. Man muss sich outen“, so der Landeshauptmann. Er hat nach wie vor Hoffnung, dass es auch mit Investor Siegfried Wolf noch zu einer Lösung kommen kann. „Das Konzept hat Hand und Fuß. Wolf hat im Automobilbereich höchste Expertise. Wir loten aus, wo und wie wir helfen können“, so Stelzer. Bekanntlich hat die Belegschaft die Übernahme durch Wolf mit 64 Prozent abgelehnt, vor allem weil viele ihren Job verloren hätten und zum Teil deutliche Lohnkürzungen vorgenommen worden wären.
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