Überraschendes Votum: 64 Prozent gegen Übernahme von Wolf
STEYR. Bei der geheimen Abstimmung zum MAN-Standort in Steyr gab es eine klare Absage der Belegschaft zu den Plänen von Siegfried Wolf. Der MAN-Vorstand und zahlreiche politische Vertreter haben bereits Stellung genommen.
63,9 Prozent der Belegschaft haben mit „Nein“ abgestimmt. Wolf hatte sich mit der MAN-Führung schon geeinigt, mit seiner WSA Beteiligungs GmbH den Standort Steyr mit 1. Jänner 2023 zu übernehmen. Wie es nun weiter geht, ist völlig offen. Zu den Reaktionen aus der Politik.
Komplette Schießung droht
„Mit Enttäuschung nimmt der Vorstand der MAN Truck & Bus diese Entwicklung zur Kenntnis. Der zusammen mit der WSA ausgearbeitete Plan sah die Rettung eines großen Teils der Belegschaft vor, verbunden mit einer klaren Zukunftsperspektive für den Standort durch die Fertigung von Fahrzeugen der Marke Steyr sowie externen Aufträgen von MAN und anderen Unternehmen. MAN nimmt jetzt als Konsequenz die Pläne zur Schließung des Werks in Steyr wieder auf. Im nächsten Schritt wird zudem der Sozialplan neu verhandelt werden müssen – da der derzeitige Stand an die Übernahme durch WSA geknüpft war“, heißt es in einer Stellungnahme des MAN-Vorstandes.
“Sind sehr enttäuscht“
„Wir sind vom Ergebnis wirklich sehr enttäuscht, da wir die angebotene Alternative zur Schließung als einen für alle Beteiligten sehr guten Weg angesehen haben. Die gemeinsamen Pläne mit der WSA hätten der großen Mehrheit der Mitarbeiter, sowie den Lehrlingen eine Zukunftsperspektive am Standort geboten“, sagt MAN-Personalvorstand Martin Rabe. „Die hohe Wahlbeteiligung von über 90 Prozent beweist das große Interesse der Mitarbeiter. Leider gab es innerhalb der Belegschaft offensichtlich noch zu wenig Transparenz über das wirklich gute Konzept der WSA Beteiligungs GmbH. Wir bedauern sehr, dass sich die Belegschaft dagegen entschieden hat.“
Viele offene Fragen
„Es ist klar, dass jetzt sehr viele Fragen auftauchen werden. Wir sind für unsere Mitglieder da und stehen ihnen zur Seite“, versichert Andreas Stangl, Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA in einer ersten Stellungnahme zum Ergebnis der Urabstimmung bei MAN Steyr. Das Konzept von Wolf sei zwar „schlüssig, die Einschnitte wären aber zu gravierend gewesen“, sagt der stellvertretende Betriesbratsvorsitzende Helmut Emler zur Apa.
Wolf bedauert Ergebnis
Investor Siegfried Wolf, der sich mindestens zwei Drittel Zustimmung erhofft hatte, zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht. „Ich kann dieses Votum nur mit großem Bedauern zur Kenntnis nehmen. Mein Team und ich haben unglaublich viel Herzblut in dieses Projekt investiert, weil ich überzeugt davon bin, dass mit diesem Potenzial an Know-how in der Fahrzeugproduktion an diesem Standort unter der Marke Steyr etwas Neues, Großes entstehen hätte können.“
Update: 8. April, 15 Uhr
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