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Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer im Interview über sein "neues Leben"

Josef Gruber, 25.10.2019 10:36

TRAUN/LINZ. Josef Pühringer, der von 1995 bis 2017 Landeshauptmann war, ist 70 Jahre alt. Tips-Chefredakteur Josef Gruber hat mit ihm über sein „neues Leben“ gesprochen und wie er die Politik jetzt sieht.

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Du bist seit der Amtsübergabe als Landeshauptmann weiterhin ständig im Einsatz. Man hat den Eindruck, du kannst keine Freizeit vertragen. Wie sieht dein „neues Leben“ wirklich aus?

Dieser Eindruck trügt, denn ich bin von der 100 Stunden-Woche auf die 40 Stunden-Woche zurückgegangen. Ich nehme mir auch Zeit für das Private. Natürlich für die Familie, natürlich für die persönliche Freizeit wie z.B . Bergwandern, viel Bewegung machen, ein wenig Sport und lesen. Aber natürlich, die neuen Aufgaben verlangen auch einen Einsatz. Aber ich habe mir diese Aufgaben ausgesucht. Sie geben auch dem Leben einen Sinn, denn ich bin vom Wesen her kein Dauerurlaubstyp.

Ein Hauptengagement gehört der Initiative „Pro Mariendom“. Was wurde bisher erreicht und wie viel Arbeit steht noch bevor?

Ich bin mit dem Erfolg der Initiative durchaus zufrieden, auch wenn wir noch lange nicht am Ziel sind. Wir haben von den Bürgern etwa eine gute Million Euro hereingebracht, aber bei der Wirtschaft läuft das noch. Da kann ich im Detail keine Zahl nennen, aber es läuft sehr gut. Auch die öffentliche Hand bringt sich ein, sodass wir über diese Initiative schon einen schönen Beitrag zum Gesamtwerk leisten können. 2024 ist ja das Hundertjahr-Jubiläum des Domes. Da werden wir spätestens fertig sein, aber ich denke deutlich früher.

In Prozent ausgedrückt, wie viel der Summe, die notwendig ist, um alles abzuschließen, wurde bis jetzt erreicht?

Das kann ich nicht beurteilen, weil die Sammlungen draußen laufen, da bin ich noch nicht informiert. Aber mein Ziel wäre es, dass wir von der Gesamtsumme, die wir brauchen, über öffentliche Hand und Spenden, Wirtschaft, Private inkl. Benefizveranstaltungen gut die Hälfte hereinbringen.

Jetzt gerade aktuell sind die Turmpatenschaften. Worum geht es da konkret?

Bei den Turmpatenschaften kann sich jeder verewigen. Man kann die Patenschaft über gewisse Bauteile, beginnend von Leistensteinen mit 50 Euro übernehmen. Eine Liste der Turmpaten wird dann in die Kapsel gelegt und wenn in 50, 60 oder 100 Jahren wieder eine Restaurierung ist, dann ist immer noch deutlich, diese Persönlichkeiten haben sich bei der letzten Renovierung mit dem Mariendom identifiziert. Ich denke, das werden schon viele machen. Bis zur Stunde haben wir um etwa 200.000 Euro Turmpatenschaften verkauft.

Wie oft hat es dich schon gejuckt, dich in die aktuelle Politik, ob im Land oder im Bund, einzumischen?

Ehrlich gesagt, die Anzahl der Fälle, wo ich mir gedacht habe, wie gut, dass ich da nicht mehr dabei sein muss, war höher als die Situationen, wo ich mir gedacht habe, jetzt wäre es interessant, dabei zu sein. Natürlich gibt es beides, aber ich habe mit meinen Betätigungsfeldern ja auch die Möglichkeit, ein wenig dabei zu sein, insbesondere was die Seniorenpolitik anlangt.

Als Chef der Senioren, die ja eine wachsende Gruppe ist, ist das Gewicht wahrscheinlich sehr groß und der Einfluss entsprechend?

Mir geht es nicht um den Einfluss. Den habe ich federführend über 20 Jahre gehabt. Mir geht es darum, dass der Seniorenbund einerseits ein starker Interessensanwalt für die älteren Menschen ist. Dass wir viel für die Älteren tun können, die ja tatsächlich eine riesige Gruppe sind. Derzeit haben wir 370.000 über 60-Jährige. In den nächsten 20 Jahren werden über 200.000 dazukommen. Und natürlich, dass wir auch als Seniorenbund unseren Beitrag in unserer Gesinnungsgemeinschaft leisten.

Aktuell stehen die Sondierungsgespräche im Bund an. Wie groß schätzt du ein, ist die Chance, dass es zu einer Koalition zwischen Türkis und Grün kommt?

Die Chance lebt. Auf einen Prozentsatz will ich mich nicht einlassen, denn eine Koalition von ÖVP und Grünen wäre sicher ein innovatives Projekt. Noch dazu das Projekt der Wahlsieger. Das hat eine gewisse Logik und ich denke, entscheidend ist, dass man den größten gemeinsamen Nenner findet. Eine Koalition, die auf den kleinsten gemeinsamen Nenner aufbaut, die ist nicht von langem Bestand. Man muss ordentlich reden. Es gilt das Prinzip Augenhöhe. Ich bin überzeugt, dass Sebastian Kurz weiß, dass er nicht 50 Prozent hat. Ich hoffe, dass auch Grünen-Obmann Kogler weiß, dass er schwach 14 Prozent hat. Es muss sich natürlich in einer Koalitionsvereinbarung auch der Wille der Bevölkerung, der bei einer Wahl zum Ausdruck kommt, abbilden.

Wenn man sich die Ansagen aus der Vorwahlzeit ansieht, dann ist die Schnittmenge zwischen Grün und Türkis eher die kleinste von allen möglichen Koalitionsformen. Ist es da nicht sehr schwierig, eine Übereinstimmung zu finden?

So sehe ich das ehrlich gesagt nicht. Die großen Themen: Klimaschutz, da kommt niemand vorbei. Da ist man sich vielleicht in den Methoden und in den Maßnahmen nicht so einig, aber da sehe ich keinen Grund. Arbeitsmarkt - die Konjunktur schwächelt ein wenig, die flacht sich ab. In der Arbeitsplatzpolitik glaube ich, wird man sich finden. Das dritte Thema, die Pflege: da führt kein Weg vorbei und da wissen alle, welche Maßnahmen zu setzen sind und da ist man nicht weit auseinander. Steuerreform: ja, vielleicht werden die Grünen noch ein ökologisches Element einfordern, aber ich sehe keine unüberbrückbaren inhaltlichen Themen. Es müssen ja auch in der Koalition zwei verschiedene Parteien bleiben. Ja, es muss eine stabile Regierung geben. Mit wem auch immer, aber zu sagen, Grün und Türkis, oder Schwarz werden nicht zusammenfinden, weil die Themen so schwierig sind, das glaube ich nicht.

Wenn du jetzt 10 Jahre in die Zukunft schaust, wie wird dein Leben in 10 Jahren aussehen?

Das weiß der liebe Gott - nicht der Josef Pühringer. Für mich als Ex-Politiker sind drei Dinge sehr wichtig. Erstens, dass man eingebettet ist in die Familie. Gott sei Dank ist das so. Das verdanke ich meiner Frau und den Kindern. Zweitens, dass man sinnvolle und sinnstiftende Aufgaben hat, denn man kann nicht immer lesen, saunieren oder spazieren gehen. Und drittens, dass man die feste Überzeugung hat und haben kann, dass die Übergabe gut geklappt hat, denn eine Übergabe, die nicht geklappt hat, ist eine Belastung bis zum Lebensende. Gott sei Dank hat das sehr gut geklappt und Thomas Stelzer und sein Team machen das sehr gut. Das lässt mich ruhig schlafen. Natürlich fragt man sich zum 70. Geburtstag, der nicht ganz ohne vorbei geht. Da wird man nachdenklicher, was hat man noch vor, wo kann man noch was einbringen, wie wird sich das Leben gestalten. Die Lebensmitte hat man längst überschritten. Wie gesagt, das sind schon Gedanken die einen bewegen.

Was ist dein größter Wunsch?

Gesundheit für meine Familie und für mich, das ist der größte Wunsch.


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