Graumann-Areal in Traun wird modernisiert
TRAUN. Die Firma Graumann schlägt 200 Jahre nach der Firmengründung ein neues Kapitel auf. Das Firmengelände, wo bis heuer noch die alte Spinnerei angesiedelt war, soll sich nach Plänen des Eigentümers Tassilo Lang vom Industriestandort zu einem lebenswerten Stadtteil Trauns mit Wohnungen und Geschäftsflächen entwickeln.
Die Trauner Firma Friedrich Graumann & Co. feiert ihr 200-jähriges Jubiläum (1817-2017) mit einer 128 Seiten starken Chronik der Unternehmensgeschichte. Am Mittwoch übergab Graumann-Eigentümer Tassilo Lang ein Exemplar des Buches an den Trauner Bürgermeister Rudolf Scharinger. Am Fabriksgelände im Stadtzentrum betonten Scharinger und Lang die Verbundenheit des Unternehmens und der Stadt. Am Graumann-Areal wird in den kommenden Jahren ein neuer attraktiver Stadtteil mit Wohnungen, Gewerbeflächen und Büros entstehen.
Scharinger: „Visionen nicht zu Ende“
Bürgermeister Scharinger hob die Lebensqualität, die Traun biete, hervor und verwies auf die beeindruckenden Veränderungen in den letzten Jahren: „Traun entwickelt sich. Die Visionen für unsere Heimatstadt sind noch lange nicht zu Ende, weitere intensive Planungen laufen. Die Entwicklung des Graumann-Areals wird Traun noch lebenswerter machen.“
Graumann-Areal als wichtiges Industriezentrum
„Die Geschichte der Firma Graumann ist untrennbar mit dem Wachstum der Stadt verbunden“, fasst Lang die Firmenchronik zusammen, „und jetzt machen wir den nächsten Schritt, um den zentralen Standort des Graumann-Areals mitten in Traun optimal weiter zu entwickeln.“ Von sukzessiven Erweiterungen der damals noch kleinen Spinnerei der vormaligen Winklmühle über die Boom-Jahre bis weit ins 20. Jahrhundert war die Textilproduktion von Graumann ein wichtiger Arbeitgeber in Traun. Nach dem Niedergang der Textilindustrie Österreichs und Mitteleuropas wurde das Graumann-Areal ein „Hub“ für Industrie und Handel im Stadtzentrum.
„Im Herzen der Stadt“
An vielen Orten in Österreich stellt sich die Frage, wie mit dem industriellen Erbe umgegangen werden soll. Nur selten bieten sich so große Flächen mitten in einem Stadtzentrum an, wie in Traun. Tassilo Lang hat sich daher entschlossen, das Graumann-Areal weiterzuentwickeln: „Wir wollen die hohe Lebensqualität von Traun mit einem modernen Stadtteil-Projekt in zentraler Lage weiter heben. Wir wollen der Stadt ein neues Herz geben.“
Firmengeschichte spiegelt 200 Jahre österreichische Geschichte
Die Geschichte der Firma Graumann spiegelt die ganze Vielfalt zweier Jahrhunderte: Als die Vorfahren Langs die Weberei lernten, führte Napoleon gerade Krieg mit halb Europa. 1817 gründete Friedrich Graumann in Wien seine Firma, ab 1869 produzierte das Unternehmen am Standort Traun. Die Textilindustrie profitierte früh von Industrialisierung und Elektrifizierung, war aber auch früh von Globalisierung und internationaler Konkurrenz herausgefordert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lieferte Graumann zunächst noch Luxuswaren in die ganze Welt. Stolz erwähnt die Firmenchronik 1954 die Nachricht, dass Königin Elizabeth II. bei Harrods in London Badezimmergarnituren von Graumann gekauft hat. Doch trotz des Aufschwungs dieser Zeit war die Textilproduktion bald nicht mehr rentabel. An vielen Orten der Welt wurde günstiger produziert und nach Europa geliefert. 1958 entschied sich Fritz Lang daher, die Produktion aufzugeben und die Fabrikshallen als Lager oder Produktionsstätten zu vermieten. Unternehmen wie Ed. Haas, Gruber & Kaja oder Patex waren über viele Jahre eingemietet. Geschäftslokale und später das Graumann-Zentrum prägten diesen Teil Trauns.
Neuer Stadtteil soll entstehen
Das Kulturzentrum „Spinnerei“ startete seine höchst erfolgreiche Entwicklung in den 1990er-Jahren in der Weberei-West am Graumann Areal. 2017 ist die Spinnerei nach 20 Jahren in einen attraktiven Neubau übersiedelt, das Graumann-Areal ist nun frei für eine neue Entwicklung. In den nächsten Jahren wird im Herzen der Stadt ein neuer Stadtteil entstehen. „Es wird eine gemischte Nutzung von Wohn- und Geschäftsflächen geben. Wir befinden sich in der Planungsphase, die Entscheidung soll nächstes Jahr gefällt werden, wie die Nutzung dann tatsächlich ausfällt“, informierte Graumann-Pressesprecher Stefan Pollach auf Tips-Anfrage.
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