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"Wir könnten nichts erzeugen, was uns selber nicht schmeckt"

Martina Gahleitner, 05.07.2018 12:40

ULRICHSBERG. Es sind weniger die Vegetarier, die Hermann und Thomas Neuburger mit ihrem Fleischersatz auf Pilzbasis ansprechen wollen. Es sind in erster Linie jene Menschen, die zwar manchmal auf Fleisch, aber nicht auf dessen Geschmack verzichten wollen. „Wir wollen ja etwas verändern“, sagen die beiden Unternehmer, mit Blick vor allem auf das Tierwohl. Im Tips-Gespräch haben sie mehr über die Beweggründe zum Projekt Hermann Fleischlos verraten, über Zukunftspläne und auch darüber, was bei ihnen privat auf den Teller kommt.

Hermann Neuburger und Sohn Thomas sehen das Fleischgeschäft kritisch und bieten deshalb mit Hermann Fleischlos eine schmackhafte Alternative. Hochwertiges Fleisch kommt bei ihnen trotzdem weiterhin auf den Tisch. Foto: Hermann Fleischlos

„Wir könnten nichts erzeugen, was uns selber nicht schmeckt“, sind sich die findigen Unternehmer einig. „Wir essen Neuburger gerne, der kommt jeden Sonntag bei uns auf den Frühstückstisch. Wir essen auch Hermann Fleischlos gerne. Denn wir wissen, was drinnen ist.“ Bei dem Premium-Fleischersatz kommt es aber vor allem darauf an, was nicht drin ist – nämlich chemische Zusatzstoffe oder irgendwelche Helferlein. Hermann und Thomas Neuburger verraten ihre Philosophie: „Wir lassen alles weg, was uns und unsere Umwelt belastet. Das ist ein Versprechen, das wir den Konsumenten geben.“

Fleisch müsste dreimal so teuer sein

Auch wenn Hermann Neuburger seit vielen Jahren mittendrin im Fleischgeschäft steckt, sieht er dieses kritisch. „Auf lange Sicht wollten wir hier nicht mitspielen. Fleisch kostet fast nichts mehr. Aus guter, tierfreundlicher Produktion müsste Fleisch das Dreifache kosten, damit der Kreislauf vernünftig gestaltet werden kann. Der Druck, der auf den Landwirten lastet, geht auf Kosten der Tiere. Da fragen wir uns schon, ob das so sein muss.“ Die Marke Hermann Fleischlos zeigt eine Alternative auf. „Wenn jeder Österreicher nur eine Fleischmahlzeit in der Woche weglassen würde, hätte das eine gewaltige Wirkung“, sagt Hermann Neuburger. Sein Sohn Thomas ergänzt: „Ernährung ist ein sehr konservativer Sektor, der Konsument ändert seine Gewohnheit nicht leicht. Aber wir spüren einen Wandel – hin zu mehr Bewusstsein für die Umwelt, die Natur und die eigene Gesundheit.“

Endlich wieder in ein Würstel beißen

Der Konsument spiegelt“s wider, dass die Firma Neuburger mit ihrem biologischen Fleischersatz auf dem richtigen Weg ist. „Jede Woche bekommen wir begeisterte E-Mails von Kunden, die Hermann Fleischlos in den Speiseplan inte- grieren. Oder von Vegetariern, die gerne wieder in ein Würstel beißen. Wir haben uns den Erfolg erhofft, als wir vor sechs Jahren das Projekt gestartet haben. Seit fast zwei Jahren sind unsere Hermann-Fleischlos-Produkte auf dem Markt und die Resonanz stimmt auf jeden Fall positiv“, freuen sich die Ulrichsberger, die sich mit dem aktuellen Zubau der Pilzzucht und dem Ausbau der Produktion zum Standort im Oberen Mühlviertel bekennen.

Aller Anfang ist schwer

Der Entschluss zum fleischlosen Produkt ist bereits vor zehn Jahren gefallen. Weil es aber in Europa kein Wissen in diesem Bereich gegeben hat, hat sich Hermann Neuburger in den asiatischen Ländern schlau gemacht. Ein fertiges Produkt oder Verfahren habe er nicht heimgebracht, dafür drei Rohstoffe zum Weitertüfteln. Soja und Seitan schieden bald aus – aber aus den Pilzen, konkret den Kräuterseitlingen, entwickelten die Forscher im Hause Neuburger die Hermann-Fleischlos-Produkte, für die es auch ein Patent gibt. Die neuen Pilzzucht-Hallen, die derzeit in Ulrichsberg entstehen, sorgen dafür, dass der Hauptrohstoff nicht ausgeht, und hält zudem die Transportwege kurz.

„Wollen kein Multikonzern werden“

Die Produkte kommen nicht nur in Österreich gut an, sondern werden seit Anfang Juni auch beim deutschen Nachbarn angeboten. Langfristiges Ziel ist der gesamte deutschsprachige Markt. „Wir wollen kein Multikonzern werden und auch weiterhin jeden unserer Mitarbeiter kennen. So sind schnelle Entscheidungen möglich und das ist unsere Stärke gegenüber den Großen“, sind die beiden Geschäftsführer überzeugt. Und auch, dass das Projekt Hermann Fleischlos in einem großen Unternehmen nie möglich gewesen wäre.

Wachsen will man auch im Sortiment – im Kleinen bis zu maximal zehn Produkten. Unter anderem ist ein fleischloser Burger in Entwicklung.

Verpackung auf Kartonbasis

Noch etwas wird neu: Ab Herbst wird Hermann Fleischlos mit einer kartonbasierten Kunststofffolie verpackt. Langfristig soll auch die Kunststoff-Schale ersetzt werden. Und wie schon beim Produkt selbst begibt sich die Firma Neuburger auch dafür wieder auf Neuland.

Seit 1948 wird am Firmensitz in Ulrichsberg der feine „Neuburger“ produziert und in ganz Österreich und Deutschland ausgeliefert. Die fleischfreie Alternative „Hermann Fleischlos“ ist nach langem Forschen, Kochen und Kosten seit knapp zwei Jahren auf dem Markt. 70 Mitarbeiter sind im modernen Fleischerbetrieb und 20 in der vegetarischen Produktion beschäftigt.

www.hermannfleischlos.at


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