Wald und Wiese als letzte Ruhestätte: Steyregg hat nun einen Naturfriedhof
STEYREGG. Laub und Wildblumen statt Grabstein und Kreuz – so sieht der neue Naturfriedhof am Pfenningberg aus. Forst- und Gutsverwalter Niklas Salm-Reifferscheidt erklärt im Tips-Gespräch, was das Besondere an dieser Form der Bestattung ist.
Mit Blick auf die Gebirgskette in der Ferne oder bei Blätterrauschen im Wald – in Steyregg, nahe an der Stadt Linz, gibt es seit heuer eine besondere Art der Bestattung: Ein sogenannter Naturfriedhof bietet hier die Möglichkeit, die Urne eines Verstorbenen im Mischwald oder auf einer Blumenwiese zu begraben. Forst- und Gutsverwalter und Altgraf von Steyregg, Niklas Salm-Reifferscheidt sah bereits vor 20 Jahren in der Naturbestattung eine Möglichkeit, den Wald anderwertig zu nutzen, nachdem sich die Forstwirtschaft in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat.
Schon mit den markierten Mountainbike Trails setzte er ein Zeichen dafür, den Wald am Pfenningberg für die Öffentlichkeit zugänglich machen zu wollen - aber mit einer geordneten Regulierung. Für die Umsetzung des Naturfriedhofs mussten einige Formalitäten überwunden werden - nachdem diese nun aber alle geklärt sind, konnten im Sommer 2024 die ersten Bestattungen durchgeführt werden.
Natürliche Grabpflege
Wachsendes Interesse an einer solchen Art der Bestattung käme auch aus dem gesellschaftlichen Wandel heraus, so Salm-Reifferscheidt: „Die klassische ortsgebundene Familie ist seltener geworden, Familien bleiben nicht mehr Generationen lang im selben Ort. Die Menschen sind nun mobiler, es gibt Patchwork-Familien und auch die Religiosität, gebunden an eine Pfarre, hat abgenommen . Darum ist es auch hier an der Zeit für uns, anders zu denken.“
Auf dem rund zehn Hektar großen Areal des Wald- und Wiesenfriedhofs am Pfenningberg ist kein Grabschmuck zu finden, nur Granitplatten mit Namenstäfelchen am Eingang erinnern an die Verstorbenen. „Die Grabpflege übernimmt zur Gänze die Natur“, betont der Eigentümer des Schlosses Steyregg. Laufende Kosten für die Grabpflege fallen somit für die Angehörigen weg. Das Material der Urnen ist biologisch abbaubar, sodass die Asche möglichst schnell in die Natur übergeht. Zurück bleibt dann nur ein Tonplättchen mit einer Seriennummer, sodass der genaue Standort nachvollzogen werden kann.
Die Bestattung am Steyregger Naturfriedhof wird auch über die Linz AG Bestattung angeboten, die dann mit den Angehörigen die Beerdigung organisiert. Es kann aber auch ein Bestatter nach Wahl die Beerdigung durchführen. Eine Grabstelle wird für 20 Jahre zur Verfügung gestellt, danach können Angehörige diese verlängern.
Erreichbarkeit
Eine Naturbestattung kann nicht bei jeder Witterung durchgeführt werden, außerdem ist das Wald- und Wiesengelände nicht barrierefrei zugänglich – ein Kompromiss, der bei der Wahl einer Naturbestattung eingegangen werden muss. Das Areal an sich ist jedoch mit dem Auto gut erreichbar, ein Parkplatz steht zur Verfügung, gegeben sind zudem schöne Spazierrouten. „Die Frage ist ohnehin: Ist es denn wirklich der exakte Standort, wo man sich dem Verstorbenen nahe fühlt, oder ist es nicht eher das Areal an sich?“, so Salm-Reifferscheidt.
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