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Landwirtschaftskammer OÖ zieht Bilanz über die heurige Ernte: Bauernschaft von Wetter-Extremen gefordert

Mag. Jacky Stitz, 05.08.2022 11:06

URFAHR-UMGEBUNG. „In weltweit unsicheren Zeiten mit hoher Inflation, Krieg und knapper Gasversorgung bringt die OÖ Landwirtschaft auch heuer eine solide Getreideernte ein. Neue EU-Verordnungen drohen zugunsten von Insekten- und Vogelpopulationen die landwirtschaftliche Produktion in Europa zu halbieren“, erklärt Landwirtschaftskammer OÖ-Präsident Franz Waldenberger.

  1 / 2   Die Landwirtschaftskammer OÖ zog eine erste Bilanz über die heurige Erntesaison . (Foto: Jacky Stitz)

Nach einem zu warmen Winter und trockenem März folgte ein kühlnasser April mit vorerst schwierigen Anbaubedingungen für Sommerkulturen, wie Mais und Sojabohne. Die Aussaat erfolgte großteils Anfang Mai, der warm und eher trocken verlief. Fast tropisches Wetter im Juni und Anfang Juli sorgte schließlich für gutes Pflanzenwachstum und erste zufriedenstellende Ertragsergebnisse bei der Getreideernte in Oberösterreich.

Frost und Hagel auch 2022 aktuell

Wetterextreme stellen die Landwirtschaft jedes Jahr vor große Herausforderungen. Im Frühjahr kam es in Oberösterreich auch heuer wieder zu Frostschäden, vor allem beim Steinobst (Marillen). Bedingt durch den verfrühten Vegetationsbeginn entstand durch den Frost ein Gesamtschaden in der Höhe von 500.000 Euro. Im Ackerbau stellen tierische Schädlinge wie die Saatenfliege, Wildtauben oder auch Krähen ein zunehmendes Problem dar. Besonders Kulturen wie die Sojabohne und der Mais hatten beim Aufgang damit zu kämpfen, wodurch etwa 600 Hektar ein zweites Mal angebaut werden mussten. Die heurige Hagelsaison startete in Oberösterreich verhältnismäßig früh am 4. Mai im Bezirk Vöcklabruck. Eine bis zu zehn Zentimeter dicke Hagelschicht verursachte zum Teil schwerste Schäden bei Grünland und Getreide. In den darauffolgenden Wochen folgten weitere kleinere Gewitterzellen, die vor allem Schäden an Getreide, Grünland und Mais hinterließen. Die bisherigen Höhepunkte erreichte die heurige Hagelsaison am 20. Juni im Innviertel und am 27. Juni im Traun- und Mühlviertel. Dabei entstanden schwerste Unwetterschäden an Getreide, Raps, Mais, Sojabohnen sowie bei Sonderkulturen wie Grassamen- oder Saatmaisvermehrungen. Allein durch diese beiden Wetterereignisse entstand ein Schaden an landwirtschaftlichen Kulturen in der Höhe von 11,8 Millionen Euro. Insgesamt entstand durch Frost, Hagel, Sturm und Überschwemmung in Oberösterreich bereits ein Schaden im Ausmaß von 16 Millionen Euro und dies auf einer Agrarfläche von etwa 40.000 Hektar.

In Summe gingen bis zum Stichtag 20. Juli 2022 im heurigen Jahr bei der Österreichischen Hagelversicherung bereits 1.669 Hagelschadensmeldungen ein. Im Durchschnitt hat sich diese Zahl seit dem Jahr 2000 verdreifacht. Bei allen sonstigen Wetterrisiken haben sich die Schadensmeldungen verdoppelt. Grund dafür sind die Wetterextreme, die aufgrund des Klimawandels in ihrer Intensität und Häufigkeit zunehmen. Vom Gesamtschaden aus dem Rekordjahr 2021 in der Höhe von 63 Millionen Euro ist die Landwirtschaft im Moment noch einiges entfernt. So war im vorigen Jahr ein Viertel aller Acker- und Grünlandflächen in Oberösterreich von Hagel betroffen. Die heurige Hagelsaison ist jedoch noch nicht überstanden. Diese dauert erfahrungsgemäß noch bis Mitte September an.

Witterungsverlauf 2022

„Von Jänner bis März war es in Oberösterreich gegenüber dem langjährigen Schnitt zu warm und zu trocken. Der April zeigte sich kühl und nass, doch seit Anfang Mai herrscht warmes und wüchsiges Wetter. Geradezu tropisches Wetter herrschte im Juni, der zwei Grad zu warm war und viele Regentage brachte. Im Juni und Anfang Juli hat es teilweise doppelt so viel geregnet wie im langjährigen Schnitt. Die anschließende Sommerhitze in der zweiten Julihälfte begünstigte anfangs die Erntebedingungen für Winterweizen in den Gunstlagen. Im Innviertel, wo die großen Regenmengen im Juni ausblieben und in den Spätdruschgebieten beschleunigten die hohen Temperaturen die Getreide-Abreife zu Lasten des Ertrags“, so LK OÖ-Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr.

Österreichs Landwirtschaft blieb damit von den großen Hitzeperioden, wie sie in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien vorherrschten, verschont. Ganz im Gegenteil: die Niederschlagsverteilung war für Oberösterreichs Landwirtschaft bisher optimal. Nur der Bezirk Braunau hat Mitte des Jahres noch ein Niederschlagsdefizit von etwa 30 Prozent, das Mühlviertel und der Linzer Zentralraum sind sogar mit 20 bis 40 Prozent überversorgt.

Grünland und Feldfutterbau

Die knapp 205.000 Hektar Wiesen und Weiden Oberösterreichs geraten zunehmend unter Druck. Einerseits durch den voranschreitenden Bodenverbrauch - und wo sinnvoll möglich - durch die Umwandlung in Ackerflächen, andererseits durch den Klimawandel mit steigenden Temperaturen und nicht idealer Niederschlagsverteilung. Die sich ändernden Bedingungen verstärken auch den Druck durch Schädlinge und erschweren die Bewirtschaftung zusätzlich. Das Frühjahr 2022 war im Grünland aufgrund der kühlen Witterung gezeichnet von verhaltenem Wachstum. Für die ertragsbetont wirtschaftenden Betriebe zog sich dadurch die Ernte des ersten Aufwuchses, ähnlich wie im vergangenen Jahr, hinaus und erfolgte sowohl in Vöcklabruck als auch im Mühlviertel erst ab 12. Mai. Das sind etwa zwei Wochen später als üblich. Die im weiteren Jahresverlauf regelmäßig verteilt auftretenden Niederschläge trugen zu einer guten Entwicklung der Folgeaufwüchse bei. Im Besonderen für das Grünland, als ausgesprochen wasserbedürftige Kultur, ein wichtiger Faktor für vitale Bestände und damit auch gute Erträge. Die Futtervorräte konnten dadurch gut aufgefüllt werden.

Ein Risikofaktor für die kommenden Aufwüchse ist neben möglicher Sommertrockenheit die Anwesenheit von Engerlingen im Boden. 2022 ist ein Hauptfraßjahr, das von starkem Größenwachstum und damit intensiver Fraßtätigkeit der Engerlinge gezeichnet ist. Gab es bisher aufgrund der guten Niederschlagsverteilung nur vereinzelte Schadensmeldungen, könnten bei anhaltender Trockenheit vor allem in den stark betroffenen Regionen wie dem oberen Mühlviertel oder der Sauwaldregion durchaus noch größere Schadereignisse bevorstehen. Entscheidend wird die Witterung in den kommenden Wochen sein“, warnt der Pflanzenbaudirektor.

Erdäpfel

Hauptanbaugebiet in Oberösterreich ist das Eferdinger Becken mit ca. 350 Hektar, die vier Mühlviertler Bezirke pflanzen rund 300 Hektar, im Innviertel inklusive Sauwald-Region 22/24 sind es rund 150 Hektar, im Salzkammergut und im Bezirk Linz-Land werden jeweils 100 Hektar angebaut. Der Rest teilt sich auf Flächen mit Eigenversorgung auf. Mit Ende Mai zählt der heurige Saisonstart zu den frühesten der letzten Jahrzehnte. Die bisherige Nachfrage und die erzielbaren Erzeugerpreise bewegen sich auf mäßigen Niveau, die Knollen sind häufig zu großfallend. Der Krankheitsdruck hat dieses Jahr besonders die Bioproduzenten in ihren Schutzmaßnahmen gefordert.


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