„Wenn man aufmerksam durch‘s Leben geht, lässt sich viel verhindern“
BEZIRK VÖCKLABRUCK. Mit einer Aufklärungsquote von 64,4 Prozent kann die Bezirkspolizei zufrieden auf das vergangene Jahr zurückblicken. Trotzdem ließen sich viele Straftaten überhaupt vermeiden, behauptet Hans-Jürgen Hofinger vom Kriminalreferat.
Insgesamt wurden im Vorjahr 4.699 Fälle angezeigt (2017: 4.573), das ist eine leichte Steigerung von 2,8 Prozent. Der Hauptanteil daran ist auf den Suchtgiftbereich zurückzuführen. Im Detail wurden darunter 859 strafbare Handlungen gegen Leib und Leben (wie Körperverletzungen, Mord oder Totschlag), 277 gegen die Freiheit (wie Freiheitsentziehung, Entführung, Nötigungen, gefährliche Drohungen, Stalking) oder 2.496 gegen fremdes Vermögen (wie Diebstähle, Raub) verübt. Hinzu kommen Anzeigen wegen Suchtmittelmissbrauch oder Falschgeld und viele mehr. 3.025 Fälle davon konnte im Vorjahr von den Beamten des Bezirks geklärt werden. Damit hat sich die Aufklärungsquote von 59,3 Prozent auf 64,4 Prozent erhöht.
„Ein keiner Moment der Unaufmerksamkeit genügt oft schon.“
„Was uns auffällt, ist, dass grundsätzlich die Kriminalität bei uns gleich bleibt“, so Hofinger, beispielsweise bei Körperverletzungen. Im Bereich des Stalkings wäre sogar ein leichter Rückgang zu beobachten. „Es gibt jedoch viele Delikte, die sich generell vermeiden ließen, weiß der Experte. „Und zwar da, wo wir auf die aktive Mitwirkung der Bevölkerung angewiesen sind!“
Als Beispiel nennt Hofinger die diversen, leider steigenden Diebstähle in Diskontmärkten. „Es gibt leider nach wie vor Leute, die ihren Pin-Code auf einem Zettel in der Geldbörse aufgeschrieben oder kein Limit für die Geldbehebung mit der Bankomatkarte haben.“ Ganz zu schweigen von jenen Personen, die die Handtasche offen im Einkaufswagen liegen lassen. „Ein keiner Moment der Unaufmerksamkeit genügt oft schon. Das ist den Leuten schwer zu vermitteln. Solche Diebstähle wären leicht zu verhindern und das tut einfach weh.“ Hofinger warnt auch vor den sogenannten „Umarmungstäter: Nach einer kleinen Spende gibt es für den Wohltäter eine Umarmung und plötzlich sind Geldtasche und Uhr verschwunden.
Autos oft nicht abgesperrt
In den Sommermonaten steigen auch wieder die Einbrüche in geparkte Autos. Viele Autofahrer ließen ihre Handy, Taschen oder teure Sonnenbrillen lose im Wageninneren liegen – für den Dieb geradezu eine Einladung. Diese Gegenstände in den Kofferraum zu legen, brauche nicht viel Zeit, würde aber viele Einbrüche verhindern. „Wir machen es den Tätern manchmal zu leicht“, ärgert sich Hofinger. Er ist sich auch sicher, dass nach wie vor viele Autobesitzer – aus Gedankenverlorenheit – ihren Pkw nicht absperren. „Nicht jeder Autodieb schlägt die Fensterscheibe ein. Viele probieren einfach ihr Glück und schlagen dann zu“, so Hofinger. Der Polizeibeamte erinnert sich an eine Trickdiebin, die erfolgreich in Salzburg unterwegs war. Sie schaffte es durch die gezielte Ablenkung ihrer Opfer, meist Kassier in Geschäften, immer wieder Geld zu ergaunern. Dabei spielte auch ein mitgebrachtes Kleinkind eine Rolle. Dass die Aufmerksamkeit der Bevölkerung Straftaten verhindern könne, beweisen etwa die Diebstähle der Bootsmotoren, die 2016 am Attersee für Aufsehen sorgten. Teilweise am helllichten Tag montierten die Täter die Motoren ab. Erst als die Zeugen ihre verdächtigen Wahrnehmungen bei der Polizei meldeten, konnten die Langfinger geschnappt werden. „Wir hatten seither keinen einzigen Bootsmotor-Diebstahl mehr!“
„Lieber einmal zu viel anrufen, als einmal zu wenig“
Durch den Anruf eines aufmerksamen Anrainers sei vor kurzem eine Serie von rund 130 Fahrraddiebstählen aus Kellerabteilen geklärt worden. Die Täter hatten über längere Zeit immer wieder Räder gestohlen und abtransportiert, bis einem Zeugen auffiel, dass es ungewöhnlich ist, dass zwei Männer in der Nacht mit ein paar Rädern herummarschieren. Der Ball kam ins Rollen, die versteckten Fahrräder wurden gefunden und die Straftatserie geklärt. „Wir sind dabei auf die Mithilfe der Bevölkerungen angewiesen. Jede verdächtige Wahrnehmung melden und lieber einmal zu viel anrufen, als einmal zu wenig“, appelliert Hofinger.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden