Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Regionalklimaanalyse: Schwanenstadt besonders heiß

Emma Salveter, 30.08.2023 14:54

BEZIRK VÖCKLABRUCK. Vom Land OÖ wurde eine Regionalklimaanalyse für den Bereich Vöcklabruck, Schwanenstadt und Attnang-Puchheim präsentiert. Auf den Karten zeigt sich unter anderem, dass Schwanenstadt besonders überhitzt ist. Die Klimaanalyse dient als Grundlage für die Raumplanung der Zukunft und soll den Lebensraum der kommenden Generationen sichern.

  1 / 3   Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Regina Pürmayr, Abteilung Umweltschutz (Foto: Land OÖ/Ernst Grilnberger)

Die von Menschen verursachte Klimakrise, die die Anzahl der Hitzewellentage in Österreich ansteigen lässt, stellt insbesondere Städte und Gemeinden vor eine große Herausforderung. Damit die Lebensqualität in den Regionen – trotz Klimakrise – möglichst hoch bleibt, ist eine strategisch durchdachte, zügige Anpassung an die klimatischen Veränderungen in den Städten und Gemeinden Oberösterreichs notwendig. Wind- und Sommerkomfort, Durchlüftung sowie Hitze in der Stadt müssen daher in vielen Bereichen der örtlichen Planung, in der Verwaltung, in der Daseinsvorsorge und im Bürgerservice Berücksichtigung finden.

Ziel: Mehr Bäume und weniger Beton

Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder erklärt „Seit Jahrzehnten warnt uns die Wissenschaft, dass uns mit der Klimakrise die größte Herausforderung der Menschheitsgeschichte bevorsteht. Alle aktuellen Daten dazu bestätigen die Warnungen der Wissenschaft und zeigen, dass wir uns bereits jetzt auf große Veränderungen einstellen müssen. Treffen werden diese Veränderungen aber vor allem unsere Kinder. So prognostizieren Klimaforscher:innen derzeit bis zum Jahr 2100 eine Verzehnfachung der Hitzetage. Diese hohen Temperaturen haben nicht nur Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf die menschliche Gesundheit. Besonders betroffen sind dicht besiedelte und vielfach versiegelte Zonen im Land. Daher müssen wir uns schon jetzt Gedanken machen, wie wir gerade unsere Gemeinden klimafit machen können. Damit die künftige Raumplanung unter dem Gesichtspunkt der Auswirkungen der Klimakrise passieren kann, brauchen wir die entsprechende Datengrundlage. Mit den Regionalklimaanalysen haben wir eine umfassende wissenschaftliche Grundlage für eine rücksichtvolle Klimaraumplanung geschaffen. Wenn wir den Lebensraum für unsere kommenden Generationen sichern wollen, ist es notwendig, die Raumordnung auf diese neue Herausforderung auszurichten. Klares Ziel dabei: mehr Bäume und Grünräume, aber weniger Beton und Asphalt!“

Bäume sind Klimaanlagen für die Städte

Das Land OÖ, im Speziellen die Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft, Abteilung Umweltschutz, hat sich zur Aufgabe gemacht, Städte bei der Erstellung von Stadtklimaanalysen zu unterstützen. Nur in einer großräumigen Betrachtungsweise können bioklimatisch wertvolle Flächen sowohl in den Städten als auch in den Umlandgemeinden vor der drohenden Versiegelung geschützt werden.

„Die effizientesten und günstigsten Klimaanlagen für unsere Städte sind mächtige, über Jahrzehnte gewachsene Bäume. Damit wir in hundert Jahren unsere Städte damit kühlen können, müssen wir uns jetzt Gedanken machen, wo wir diese kühlenden Riesen brauchen werden. Die Regionalklimaanalyse liefert uns die Daten, in welchen Bereichen wir vordringlich tätig werden müssen, um die Erhitzung in Zaum zu halten“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Analysen für die Raumplanung verwenden

Für das Projekt „Stadtklimatologische Untersuchungen in Oberösterreich“ wurden im Jahr 2021 für den Zentralraum von Oberösterreich die ersten Regionalklimaanalysen erstellt. Nun werden in einem weiteren Schritt die hochaufgelösten Klimaanalysen auf das ganze Land ausgeweitet, wobei sich die Überwärmungskarten auf die größeren Städte in Oberösterreich konzentrieren. Die Analysen geben einen Einblick, in welchen Gegenden bzw. Bereichen in größeren Städten in Oberösterreich es klimabedingte Überwärmung gibt. Dort bietet es sich an, detailliertere (stadtspezifische) Analysen vorzunehmen und daraus abgeleitet Planungshinweise erstellen zu lassen. Für die Erstellung der hochaufgelösten Klimaanalysen wurden die bestmöglichen Werkzeuge / Tools eingesetzt, die von erfahrenen Meteorologen bedient wurden. Somit kann eine hohe Datenqualität gewährleistet werden. Die Karten wurden auf der CLAIRISA-Webseite veröffentlicht (https://www.doris.at/themen/umwelt/clairisa.aspx).

Überwärmungskarte: Schwanenstadt besonders heiß

Für die Überwärmungskarte wurde die Landnutzung mit dem Temperaturmittel kombiniert. Das Temperaturmittel berechnet sich in diesem Fall aus den stündlichen Lufttemperaturen in zwei Metern Höhe für zwei typische heiße und wolkenlose Sommertage. Auf den Karten ist zu erkennen, dass Schwanenstadt am stärksten überhitzt ist.

Frischluft- und Kaltluftentstehungsgebiete

Frischluftentstehungsgebiete sind Waldgebiete oder Gebiete mit dichtem Baumbestand. Das Waldklima zeichnet sich durch stark gedämpfte Tages- und Jahresgänge der Lufttemperatur und Luftfeuchte aus. Im Stammraum herrschen gegenüber dem waldfreien Umland tagsüber relativ niedrige Lufttemperaturen und höhere Luftfeuchten, während nachts die Temperaturen relativ gesehen milder sind.

Frischluftzufuhr im erweiterten Sinne sind natürlich auch Situationen, bei denen „unbelastete und saubere“ Luft im Sinne von schadstoff- und aerosolarm heran strömt. Dies kann durch einen Luftmassenwechsel oder durch das Heruntermischen unbelasteter Luft aus höheren atmosphärischen Schichten geschehen, welche zuvor länger keinen Kontakt mit dem Boden hatte.

Kaltluftentstehungsgebiete sind Flächen, die auf Grund der nächtlichen Abstrahlung stärker auskühlen als andere Flächen. So können freie und offene Wiesen, Felder und kahle Flächen deutlich stärker abkühlen als zum Beispiel Wälder, Wasserflächen, Siedlungen oder strukturiertes Gelände mit vielen Objekten.

Vöcklabruck hat Kaltluftzuströme aus dem Norden und Osten. Hauptsächlich kommt die kühle Luft über die Hanglagen vom Hausruck-Plateau. Die Vöckla-Ager-Schneise lässt die Luft durch.

Maßnahmen setzen

Durch Planungsmaßnahmen kann man erreichen, dass die Kaltluftentstehungsgebiete und Frischluftströme rundum von Vöcklabruck und Schwanenstadt erhalten bleiben, damit auch zukünftig Kalt-/Frischluft in die Stadt gelangt. „Die Maßnahmen müssen wir jetzt setzen, damit es in Zukunft nicht noch heißer wird“, betont Regina Pürmayr, Abteilung Umweltschutz. Kaineder ergänzt: „Das ist eine Sache von Jahrzehnten, aber man muss jetzt damit beginnen.“

Die erste Objektfront am Stadtrand sollte möglichst durchlässig gestaltet werden. So kann die kühle Luft weiter zufließen. Dadurch kann man das Potenzial für Tropennächte im Stadtkern senken. Weitere Anpassungsmaßnahmen, um das Stadtklima zu verbessern sind die Schaffung von Grünraum und Wasserflächen zum Beispiel in Form von Brunnen oder Wasserspielen als lokale Kühlzonen. Die Pflanzung von Bäumen und Begrünung von Parkplätzen, Dächern oder ähnlichem sind besonders wichtig. Ebenso sollte auf die Schaffung von Klein-Plätzen mit mehr Grünanteil, höherer Aufenthaltsqualität und mehr Möglichkeit für regionale Nutzung geachtet werden.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden