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Weltmeisterin im Bodybuilding kommt aus Regau

Wolfgang Macherhammer, 25.06.2024 11:29

REGAU. Katrin Preßl (24) ist Bodybuilderin und Weltmeistern sowie Europameisterin in der Kategorie Wellness. Sie ist diplomierte Gesundheits- und Fitnesstrainerin, leitet ein Fitnessstudio und ist auch selbstständig als Trainerin und Coach tätig. Tips sprach ausführlich mit der jungen Frau, für die Gesundheit, Kraft, Fitness und Körperbewusstsein sehr viel bedeuten und für die das Bodybuilding einfach ihre Leidenschaft ist.

Die 24Jährige Katrin Preßl aus Regau holte in Linz den Weltmeistertitel im Bodybuilding. Einen Monat zuvor wurde sie in Budapest bereits zur Europameisterin gekürt. (Foto: Privat)

Tips: Du bist frisch gebackene Weltmeisterin im Bodybuilding. Kannst Du uns ein bisschen etwas zu deiner Person sagen?

Katrin Preßl: Genau, ich bin Weltmeistern bei der NABBA und Europameisterin bei der WBPF, jeweils in der „Wellness Kategorie“ Ich heiße Katrin Preßl, bin 24 Jahre jung und werde von anderen gern als ein sehr offener, ehrlicher, kreativer, empathischer und aufgeweckter Mensch bezeichnet. Ich durfte auf einer Landwirtschaft in Regau aufwachsen und habe in Regau die Volks- und Hauptschule besucht. Aufgrund meiner Liebe zu Kindern habe ich im Anschluss an die Hauptschule die BAKIP in Vöcklabruck besucht, hab dort 2019 maturiert und habe dann im Kindergarten als Kindergartenpädagogin gearbeitet. Neben meiner schulischen Ausbildung habe ich bereits im Alter von 16 bis 18 Jahren als Samstagskraft im Einzelhandel gearbeitet und anschließend von 18 bis ich 22 Jahren in der FItfabrik in Regau (geringfügig und später Teilzeit). Mit 21 Jahren bin ich von zu Hause ausgezogen und wohne ebenfalls in Regau. Ja genau, Fitfabrik und die Arbeit als Kindergartenpädagogin überschneiden sich, da ich in beiden Bereichen gleichzeitig gearbeitet habe. Ich wollte ursprünglich Physiotherapeutin werden, dieser Wunsch ist mir zweimal abgelehnt worden und so habe ich mich dazu entschieden, mir meine Ausbildung als Dipl. Gesundheits- und Fitnesstrainerin selber zu zahlen, da ich auf jeden Fall im Sportbereich tätig sein wollte. Ich habe also Vollzeit gearbeitet und nebenbei meine Diplomausbildung absolviert. Im Jahr 2022 habe ich dann eine Stelle als Fitnesstrainerin in Laakirchen im Fitnessstudio (im BeMaxFit) bekommen und bin seither dort tätig - auch als Studioleiterin. Im September letzten Jahres habe ich mich dazu entschlossen, mich als „Personaltrainerin bzw. Online Coach“ nebenbei selbstständig zu machen, was für mich ein echte Überwindung war, da ich nicht wusste, was auf mich zukommen würde. Ich betreue aktuell 20 Personen von jung bis alt (Abnehmen, Muskelaufbau, Bodybuildingambitionen, Bandscheibenvorfälle, Haltungsverbesserung, etc)

Tips: Wie bist Du zum Bodybuilding gekommen, was macht den Reiz dieses Sports aus?

Katrin Preßl: Schon als Kind war ich immer aktiv, da es auf unserem Bauernhof viel zu entdecken gab. 2015 machte ich mit drei Freundinnen spaßhalber ein Probetraining im Fitnessstudio und war sofort begeistert und hab mich angemeldet. Ich bezahlte das Studio selbst und ging ich 4-5 Mal pro Woche direkt nach der Schule zu Fuß dorthin und bin mit dem nächsten Schulbus nach Hause gefahren (damit meine Eltern, meine große Schwester mich nicht extra holen mussten). Das Training wurde schon nach kurzer Zeit für mich zu einer richtigen Leidenschaft. Ich konnte mich dort auspowern, was gerade nach der Schule sehr hilfreich war, um den Kopf frei zu bekommen. Leider habe ich anfangs ohne Anleitung trainiert und aufgrund vieler Fehlinformationen und falscher Idole habe ich unkontrolliert extrem stark abgenommen. Ich hatte also mit 17 Jahren nur mehr 42 kg und hab mich zwar extrem unwohl gefühlt, hab mich aber zu diesem Zeitpunkt nie als so dünn gesehen. Ich konnte aber dann dennoch für mich entscheiden: Ich muss was ändern und konnte dann in einem Jahr ganz alleine wieder 20 kg zunehmen. Das war für mich übrigens auch der Grund, warum ich als Fitnesstrainerin arbeiten wollte. Ich will nicht, dass anderen Mädels das Gleiche passiert!

2019 habe ich mir dann meinen ersten Trainer im Internet gesucht, den ich mir völlig alleine mit meinen Geringfügigkeitsjobs finanziert habe. Der war aus Deutschland und wir haben so eine Art „Online Coaching“ gestartet. Ich bekam zum ersten mal einen Trainings - und Ernährungsplan, an den ich mich strikt gehalten habe. Ich konnte relativ schnell extreme Fortschritte sehen und hab gut Muskulatur aufgebaut/zugenommen und wollte dann einfach mal wissen „Was versteckt sich unter dem Fett?“ Daraufhin habe ich meine erste Diät gemacht für ein Fotoshooting im Jahr 2021. Der Gedanke, sich mal mit anderen zu messen und auch zu zeigen, für was man täglich so hart arbeitet, ist immer stärker geworden. Also hab ich mich 2022 dazu entschieden, dass ich einen Wettkampf machen werde, bei dem ich Platz 1 und Platz 3 geschafft habe. Ich hab sofort Blut geleckt und mein Gedanke war „Ich möchte mein Bühnenpaket toppen!“ Gemeinsam mit meiner jetzigen Trainerin aus Wien habe ich zwei Jahre lang Muskulatur aufgebaut und hab dann im Dezember 2023 die Wettkampfdiät gestartet und in Summe 16 Kilogramm Fett abgenommen!

Der Reiz am Bodybuilding - kurz: Es ist einfach durch und durch meine Leidenschaft. Das Training sehe ich einerseits als einen Ausgleich, wo ich abschalten kann, und andererseits macht's einfach Spaß, sich immer wieder an seine Grenzen zu bringen, stärker zu werden und sich zu bewegen. Ich hab auch absolut keine Probleme damit, dass ich nach Ernährungsplan esse. Mir schmeckt mein Essen extrem gut. Mit den Lebensmitteln geht es meinem Körper und Geist super. Ich bin sehr leistungsfähig, hab keine Heißhungerattacken und hab sehr viel Energie. Und andererseits, wenn man merkt, wie der Körper sich ins Positive verändert, macht man es gern! Und die Disziplin, die man für's Bodybuilding aufbringt, die überträgt sich auf alle anderen Lebensbereiche auch.

Ein Reiz am Bodybuilding ist definitiv auch das „Spielen mit der Muskulatur, das Anspannen“. Man lernt, seine Muskulatur anzuspannen und sie ästhetisch darzustellen - auch in Kombination mit Musik. Man lernt mit dem vielen Posing seinen Körper zu spüren, verbessert seine Haltung. Ein weiterer Reiz ist der gesamte Prozess, vom Diätstart bis hin zum Bühnenauftritt, man manipuliert geplant seinen Körper und lernt sich so besser kennen und man wächst auch mental extrem, da man definitiv an seine Grenzen kommt! Der Moment auf der Bühne, der Körper völlig definiert und dann spannt man an, das ist einfach unbeschreiblich, wenn man genau weiß, wie sehr man in den Monaten davor gelitten/gearbeitet hat!

Tips: Welche Kriterien zählen für die Jury, wie läuft so ein Wettkampf ab?

Katrin Preßl: Kriterien in meiner Klasse sind: Der Unterkörper muss muskulär dominanter als der Oberkörper sein. Die Beinrückseite sollte gut ausgeprägt sein. Die Form soll zwar gut definiert und der Körperfettanteil niedrig sein, allerdings darf die Muskulatur nicht quergestreift sein. Wichtig ist ein feminines Auftreten: spezielle Stöckelschuhe, maßgeschneiderter Bikini, Make Up und Haare, schmuck, Bräunungsfarbe.

Ablauf: Am Vortag werden bereits 1-2 Schichten der Bräunungsfarbe gemacht und es werden vor einem Wettkampf viele Kohlenhydrate gegessen, damit die Muskulatur „voll wirkt“. Am Wettkampfmorgen wird die letzte Farbschicht gemacht und Haare und Make Up. Bis zum Wettkampf ist es wichtig, die Füße hochzulegen und möglichst zu entspannen, damit der Körper kein Wasser speichert und die Muskulatur auch bei den Beinen schön sichtbar ist. Am Wettkampftag wird relativ wenig getrunken und kein Salz konsumiert bis zum Auftritt, damit der Bauch flach bleibt und die Form nicht „schwammig“ wird und es wird im zwei/drei Stundentakt immer wieder eine leicht verdauliche, kleine Kohlenhydratquelle gegessen. 20 bis 30 Minuten vor dem Auftritt wird die Muskulatur aufgepumpt, dafür nimmt man 1g Salz und trinkt beispielsweise 400ml Gatorade. Mit Bändern wird anschließend Blut in die Muskulatur gepumpt, damit man muskulöser und praller wirkt. Kurz vor der Bühne wird etwas Öl auf die Haut aufgetragen, damit die Muskulatur noch besser sichtbar ist. Alleine das ist schon ein Reiz für's Bodybuilding.

Bühnenablauf: Zu Beginn werden alle Teilnehmerinnen auf die Bühne gebeten und es werden die „Vergleichsposen bzw. Vierteldrehungen“ gemacht. Also es gibt von jeder Seite (Front, Seite und Back) eine Pose, die alle ident machen müssen und hier wird man verglichen. Wer hat die meiste Muskulatur, wer ist definierter, wer stellt die Pose am besten, wer hat die beste Bühnenpräsenz. Also es wird auch das Auftreten extrem bewertet: Lächeln, wie flüssig ist das Posing, wie selbstbewusst ist man. Anschließend gibt es die Einzelpräsentation: Jede Teilnehmerin hat ca. eineinhalb Minuten Zeit für einen „I-Walk“. Dazu wird Musik abgespielt und hier präsentiert man sich von seiner besten Seite - im Idealfall…und zeigt seine besten Posen her. Wichtig hier ist das gesamte Auftreten (Selbstbewusstsein, das gehen mit den Schuhen, etc.)

Im Anschluss werden noch einmal alle auf die Bühne gebeten und es werden beispielsweise noch einmal Vergleiche gemacht. Oft werden Athletinnen auf der Bühne anders nebeneinander gestellt, um direkte Vergleiche zu machen. Es folgt dann die Siegerehrung.

Tips: Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Katrin Preßl: Ich habe in dieser Saison fünf Wettkämpfe gemacht und bei jedem eine Top 3 Platzierung (4x Platz 1) erreicht und in sechseinhalb Monaten 16 kg abgenommen. Es ist jetzt Zeit, den Körper wieder mit mehr Energie zu versorgen, damit er regenerieren und sich erholen kann. Ich werde in den nächsten Wochen das Essen/die Kalorien langsam wieder erhöhen und mein Training aber genauso intensiv fortführen. Weil es mir auch genau so lustig ist, wenn ich an meine Grenzen gehen kann. Ziel jetzt ist also, meine verlorenen Kilos möglichst fettfrei wieder zuzunehmen, wieder Muskulatur aufzubauen und vor allem dem Körper die notwendige Regeneration zu geben. Nächstes Jahr wird definitiv einmal pausiert und Muskulatur aufgebaut. Ich setze mir selber zwar noch kein fixes Wettkampfziel, aber der Gedanke noch einmal zu starten ist definitiv nach so einer erfolgreichen Saison da.


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