Rettungsschiff für Donau-Störe: Mondseer Fischzucht spielt Schlüsselrolle im Schutzprojekt
MONDSEE/WIEN. Störe sind in der Donau vom Aussterben bedroht. Das Projekt „LIFE-Boat 4 Sturgeon“ will die letzten vier Arten retten – mit Aufzuchtschiff, Genbank und Forschung. Beteiligt ist auch das Bundesamt für Wasserwirtschaft am Mondsee mit zentralen Aufgaben.

Störe zählen weltweit zu den am stärksten gefährdeten Tierarten – auch in der Donau. Von ursprünglich sechs Störarten sind bereits zwei ausgestorben. Die verbliebenen vier Arten – Sterlet, Waxdick, Sternhausen und Hausen – sind akut vom Aussterben bedroht. Mit dem internationalen Projekt LIFE-Boat 4 Sturgeon, das unter der Leitung der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) steht, wird nun ein ambitionierter Rettungsplan umgesetzt, der bis 2030 die genetische Vielfalt sichern und neue Populationen aufbauen soll.
Ein Herzstück dieses Projekts ist die MS Negrelli, ein ehemaliges Steintransportschiff der viadonau, das in eine schwimmende Aufzuchtstation für Störe umgebaut wurde. Mit 31 Aufzuchtbecken ausgestattet, wird das Schiff zur Heimat für Elterntiere und Jungfische im Wiener Donauwasser. Bis zum Jahr 2030 sollen auf der MS Negrelli rund 1,6 Millionen Jungfische heranwachsen und anschließend an geeigneten Donauabschnitten ausgewildert werden.
Elterntierbestand und Jungfischaufzucht
Doch nicht nur auf dem Wasser wird für die Zukunft der Störe gearbeitet. Das Bundesamt für Wasserwirtschaft am Mondsee unterstützt das Projekt, indem es eine Kryo-Genbank für wertvolles Genmaterial aufbaut. Dabei werden Samenzellen bei minus 196 Grad eingefroren. Sie können bei dieser Temperatur unbegrenzte Zeit gelagert, bei Bedarf wieder aufgetaut und zur Befruchtung verwendet werden.
Zudem wird in den Teichanlagen des Bundesamts ein Teil des Elterntierbestandes untergebracht und ein Teil der Jungfischaufzucht übernommen. Ziel ist es, genetisch vielfältige Zuchtlinien zu erhalten, um eine möglichst robuste Nachzucht zu gewährleisten.
Weitere Brutstätten in Ungarn und Slowenien
Neben den Aufzuchtmaßnahmen in Wien werden entlang des ungarischen Flusses Körös sowie an der Mur in Slowenien weitere Brutstätten errichtet, um Risiken zu minimieren und die Wiederansiedlung breiter abzusichern. Insgesamt umfasst das Projekt sechs Maßnahmen: Aufbau eines genetisch diversen Brutbestandes, Reproduktion und Freisetzung von Jungfischen, Schutz der bestehenden Populationen, Aufbau eines länderübergreifenden Monitoringprogramms mittels Umwelt-DNA, umfassende Öffentlichkeitsarbeit und die Einrichtung der Genbank. Das Projekt wird von der EU im Rahmen des LIFE-Programms finanziert und vereint Partner aus Österreich, Rumänien, Bulgarien, der Ukraine, Slowenien und Ungarn. Neben der BOKU und dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft sind auch Organisationen wie WWF, Revivo und MATE beteiligt. Ein weiterer Bestandteil ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. In Zusammenarbeit mit Fischereibehörden und lokalen Gemeinden sollen Bewusstsein und Verständnis für die Bedeutung gesunder Flussökosysteme und den Schutz bedrohter Arten gestärkt werden.