„Unser Grundsatz lautet, nie zu sagen, wir sind nicht zuständig“
MONDSEE. Ab 1. Juli tritt Christine Schneeweiß die Nachfolge von Eva Mauder als Sozialberaterin in der Marktgemeinde an. Tips bat die beiden zum Interview.
Tips: Wofür ist die Sozialberatungsstelle eigentlich zuständig?
Schneeweiß/Mauder: Das hat sich in den vergangenen 20 Jahren, seit es sie gibt, verschoben. Früher war der Schwerpunkt Pflege und mitunter finanzielle Angelegenheiten, mittlerweile ist es 50:50. Bei finanziellen Angelegenheiten geht es von der Delogierung, alleinerziehende Mütter... Das größte Problem ist dabei, dass es im gesamten Seengebiet keine leistbaren Wohnungen mehr gibt und nur wenige Sozialwohnungen. Junge Menschen ziehen oft weg oder wieder zu den Eltern heim. Viele warten bis zur Delogierung und hoffen dann auf ein Wunder.
Versuchen, das Schlimmste abzuwenden
Tips: Was kann dann noch getan werden?
Schneeweiß/Mauder: Die Sozialberatungsstelle schaut die Einnahmen/Ausgaben an, macht ein Konzept. Dann schauen wir, ob es Förderungen gibt oder einmalige Hilfen, um das Schlimmste abzuwenden.
Tips: Aber das ist ja nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?
Schneeweiß/Mauder: Wir raten dann dazu, sich für einige Monate etwas zu verkleinern oder zurück zu den Eltern zu gehen. In dieser Zeit kann man etwas sparen, dann kommt man oft aus dem Schlamassel wieder raus. Auch die Schuldnerberatung ist wichtig.
Tips: Worum kümmern Sie sich noch?
Schneeweiß/Mauder: Verwahrlosungen sind oft ein Thema. Wir kümmern uns um Grundreinigungen und deren Finanzierung sowie in weiterer Folge um eine etwaige mobile Hilfe oder um einen Pflegeplatz. Es geht auch um plötzliche Erkrankungen oder Einsamkeit (nicht nur wegen Corona), wo vielleicht sensible Nachbarn sich melden. Sie zieht sich mittlerweile durch alle Altersgruppen.
Einkaufsausweise für Sozialmarkt
Tips: Und dann stellen Sie auch noch die Einkaufsausweise für den Sozialmarkt aus?
Schneeweiß/Mauder: Auch dazu wird noch viel gemacht, beispielsweise geschaut, ob es GIS-Befreiungen gibt, ob die Pflegegeldeinstufung passt usw. Aber natürlich können wir keine Wunder bewirken. Viele haben eine Hemmschwelle, wenn sie Beratung suchen oder Hilfe brauchen. Dabei kann es ganz schnell jeden von uns treffen, das ist das Leben – gerade wenn es um Krankheiten oder Pflege geht.
Tips: Die Fälle gehen oft nahe, wie grenzt man sich ab?
Schneeweiß/Mauder: Wir haben unseren Ausgleich, beispielsweise in der Natur oder im Sport. Und es gibt auch eine Supervision, wo man Hilfe bekommt, und in Teamsitzungen kann man sich viel von der Seele reden. Privates und Beratung muss getrennt werden, das ist das Allerwichtigste im Beruf.
Die neue Sozialberaterin Christine Schneeweiß hat Ausbildungen in der Behindertenbegleitung und Krisenintervention, war 16 Jahre in der Lebenshilfe Mondsee tätig und engagierte sich 18 Jahre lang beim Roten Kreuz.
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