Angelika Winzig: „Ehrlichkeit meiner Freunde hilft mir“
BEZIRK VÖCKLABRUCK. Mit Angelika Winzig könnte nach den baldigen EU-Wahlen erstmals eine EU-Parlamentarierin aus dem Bezirk Vöcklabruck kommen. Wir baten die Politikerin zum Interview.
Tips: Frau Winzig, Sie gehen für die ÖVP Österreich auf Platz 3 – Spitzenkandidatin in OÖ – ins Rennen der EU-Wahl! Somit dürfte ein Sitz im EU-Parlament sehr wahrscheinlich sein. Wie wird Ihr Arbeitsalltag dann aussehen?
Angelika Winzig: Bei dieser Wahl ist Platz 3 keineswegs ein fixer Listenplatz. Die ÖVP hat sich für ein Vorzugsstimmenmodell entschieden. Aus neun Bundesländern werden nur jene fünf Kandidaten ins EU-Parlament einziehen, die die meisten Vorzugsstimmen haben. Deshalb geht es jetzt in erster Linie darum, die Menschen davon zu überzeugen, welche enorme Chance es für unseren Bezirk und unser Bundesland wäre, wenn ich die Interessen unserer Region im EU-Parlament vertreten könnte. Erst wenn ich genügend Vorzugsstimmen erhalte, kann ich mir in weiterer Folge auch Gedanken machen, wie mein Arbeitsalltag in Brüssel und Straßburg aussehen wird.
Tips: Bleiben Sie als Abgeordnete im Nationalrat? Wie geht sich das zeitlich aus?
Winzig: Sollte ich mit genügend Vorzugsstimmen ausgestattet sein und ins EU-Parlament einziehen, dann werde ich mein Nationalratsmandat zurücklegen. Mein Ziel ist es, dass ich auch als Europaparlamentarierin möglichst viel im Bezirk unterwegs bin und wie bisher möglichst viel Kontakt zu den Menschen habe. Ich habe immer versucht, möglichst viel bei den Bürgern zu sein. Nur so kann man erfahren, was bewegt und wie sich unsere Politik im Alltag auswirkt.
Tips: Sie sind auch als Unternehmerin in Ihrer Firma Powder Tech in Attnang-Puchheim gefordert. Wie schaffen Sie es, in Ihrem Unternehmen auf dem Laufenden zu bleiben?
Winzig: Wir sind im Betrieb gut aufgestellt und ich habe tolle Mitarbeiter. In der Firma sind wir eine große Familie. Ich habe ein verlässliches Team und da ist meine Anwesenheit nicht immer zwingend notwendig. Man kann ja mittlerweile auch sehr viel telefonisch und mit E-Mail erledigen.
Tips: Warum haben Sie sich für den Einstieg in die Politik entschieden?
Winzig: Ich selbst wollte nie in die Politik. Bei der Gründung meines Unternehmens habe ich mich sogar über manche Dinge sehr geärgert. Mir kam vor allem alles sehr bürokratisch vor und das habe ich auch bei einer Podiumsdiskussion lautstark gesagt. Das hat die damalige Nationalratsabgeordnete Maria Fekter gehört. Sie kam zu mir in die Firma und hat mich überredet, mitzumachen. Über die Interessensvertretung – ich bin auch Wirtschaftskammer-Obfrau von Vöcklabruck – kam ich in den Bundesrat. Seit 2013 bin ich im Nationalrat, und seit 2017 bin ich dort auch die stellvertretende Klubobfrau von August Wöginger und Budgetsprecherin.
Tips: Durch Vorzugsstimmen kann man Sie bei der Wahl unterstützen. Gibt es Themen, die Sie als EU-Abgeordnete speziell für den Bezirk Vöcklabruck, Ihre Heimat, realisieren möchten?
Winzig: Der Bezirk Vöcklabruck ist ein attraktiver und sehr dynamischer Wirtschaftsstandort. Jeder zweite Arbeitsplatz hängt vom Export ab. Es geht aber nicht nur darum, den Wirtschaftsstandort zu stärken, sondern auch unsere vielen kleinstrukturierten Familienbetriebe. Deshalb werde ich mich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass es weniger EU-Bürokratie geben wird. Die EU soll sich mit den großen Themen beschäftigen und sich nicht in Angelegenheiten einmischen, die wir vor Ort besser und effizienter regeln können. Auch im landwirtschaftlichen Bereich werde ich mich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass beispielsweise die Agrarförderungen nicht gekürzt werden und die Bauern nicht unter die Räder kommen.
Tips: Wo sehen Sie Ihren Lebensmittelpunkt?
Winzig: Seit meiner Zeit als Marketingleiterin bei BASF – ich bin beruflich viel in der Welt herumgekommen – sehe ich mich als Europäerin. Seit damals schätze ich die Reisefreiheit innerhalb der Europäischen Union, die gemeinsame Währung und die Möglichkeit, in allen europäischen Ländern zu arbeiten. Ich bin aber auch sehr heimatverbunden und unser Bezirk liegt mir sehr am Herzen.
Tips: Wie oft haben Sie gesellschaftliche Verpflichtungen? Gibt es bei Ihnen beispielsweise auch gemütliche Fernsehabende?
Winzig: Gemütliche Fernsehabende gibt es eher nicht. Am Abend stehen meistens Veranstaltungsbesuche am Programm. Ich erhalte sehr viele Einladungen und wenn es sich irgendwie ausgeht, nehme ich auch gerne an den zahlreichen Veranstaltungen teil.
Tips: Haben Sie auch Zeit für ein Privatleben? Wandern, Kinobesuche, Freundinnen-Abende, Kurzurlaube?
Winzig: Meine Familie und Freunde sind mir sehr wichtig. Viele meiner Freundinnen und Freunde begleiten mich schon seit meiner Schulzeit und da bin ich sehr dankbar. Das gibt mir viel Rückhalt und Kraft und ich schätze vor allem die Gespräche und Diskussionen mit meinen Freunden sehr. Auch so manches Feedback, kritische Meinungen oder andere Blickwinkel sind bereichernd. Die Ehrlichkeit meiner Freunde hilft mir oft bei der Beurteilung von Situationen. Das erwarte ich mir auch von einer Freundschaft. In meiner Freizeit bin ich gerne Skifahren.
Tips: Wäscht, putzt und kocht Angelika Winzig selbst?
Winzig: Ich kann nur mit schneller Küche aufwarten und beim Haushalt helfen alle zusammen.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden