Starke Frauen leisten Aufbauarbeit in landwirtschaftlichen Betrieben
UNTERACH/SCHLATT. Seit 2009 wird der Wettbewerb „Bäuerliche Unternehmerin“ von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich durchgeführt. Im Herbst kamen dabei insgesamt 15 Kandidatinnen in die engere Wahl, darunter auch zwei sehr engagierte und innovative Bäuerinnen aus dem Bezirk.
Theresa Veronika Plachy (36) aus Unterach hatte unter dem Titel „Zukunft kleine Landwirtschaft“ eingereicht. Dem Standort angepasst zu leben, zu wirtschaften und nachhaltig zu arbeiten, ist Theresa Veronika Plachy sehr wichtig. Wertschätzung und Wertschöpfung sind für sie nicht nur Schlagwörter, sondern werden gelebt. Plachy ist bereits auf ihrem Betrieb aufgewachsen. Zwischendurch im „normalen“ Arbeitsleben mit geregelten Arbeits- und Urlaubszeiten tätig, sieht sie es mittlerweile als Privileg, zu Hause arbeiten zu können, sich die Zeit „teilweise“ selbst einteilen zu können und die Kinder in der Natur aufwachsen zu sehen.
Umfassend ausgebildet
Bestens ausgebildet mit dem landwirtschaftlichen Facharbeiter, Matura im Bereich Medien- und Kommunikationsdesign und der Meisterprüfung für Ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement übernahm sie 2018 gemeinsam mit ihrem Ehemann den landwirtschaftlichen Milchviehbetrieb ihrer Eltern. Mit ihren drei Kindern leben sie auf einem Vier-Generationen-Hof und sie wissen dies sehr zu schätzen. Der Betrieb wird als konventioneller Milchviehbetrieb mit eigener Nachzucht im Haupterwerb mit Direktvermarktung und Vermietung geführt. Die täglich anfallenden Arbeiten wie Stallarbeit und die der Direktvermarktung werden von ihr und ihrem Mann gemeinsam erledigt. Die Flächen sind zum Teil sehr steil und aufwändig zu bearbeiten. Zusätzliche Nebeneinkünfte werden durch die Vermietung eines Gästehauses mit sechs Wohneinheiten erwirtschaftet und durch die Direktvermarktung.
Gesteigerte Wertschöpfung
Um aus der Landwirtschaft eine größere Wertschöpfung zu erzielen, wurde 2018 mit der Direktvermarktung von Milch, Molke, Frischkäse und saisonalen Produkten wie Säften und Marmeladen begonnen. Auch Edelbrände und Eier werden ab Hof angeboten. Auf Vorbestellung (dadurch kein Überschuss) werden die Produkte direkt im Ort ausgeliefert, wobei hier seit Beginn Glasflaschen mit Pfandsystem und weitestgehend kunststofffreie Verpackungen verwendet wurden. In Zeiten von Corona war die kontaktlose Zustellung der Produkte vor die Haustüre sehr beliebt. Im August 2021 wurde ein Selbstbedienungshofladen direkt am Hof aufgestellt, um die Wanderer bedienen zu können. Es besteht mit einigen Gasthäusern aus der Umgebung eine gute Kooperation.
Lisa Moritz: „Rein in die Gummistiefel“
Als Quereinsteigerin in die landwirtschaftliche Selbstständigkeit führt Lisa Moritz (38) den Meindlhof in Schlatt im Vollerwerb und sieht sich als Botschafterin für regionale Lebensmittelerzeugung. Mit im Team sind ihre Eltern, ein Saisonarbeiter, zwei Teilzeit-Mitarbeiterinnen und fünf Gemüsefeen für den Verkauf im Hofladen und auf den Märkten. Und natürlich ihr Mann an den Wochenenden und wann immer er sonst gebraucht wird. 2018 haben sie sich gemeinsam entschlossen, den Betrieb ihrer Eltern zu übernehmen und von Lisa Moritz wird dieser im Haupterwerb weitergeführt. Gemeinsam mit den drei Kindern (7, 4, 2) leben und arbeiten sie seit 2019 am Hof. Lebensmittel, deren Produktion und Vermarktung begleiten sie aber schon lange. Nach dem Abschluss des Studiums Produkt- und Projektmanagement an der FH Wiener Neustadt am Campus Wieselburg konnte sie sich in einigen Lebensmittelbetrieben beruflich weiterentwickeln. Die Gemüse-Vermarktung am Meindlhof fußt auf den drei Säulen Hofladen, Salzkammergut-Gemüsekiste und Bauernmärkte. Neben der Regionalität und Saisonalität ist die absolute „gemüsige“ Frische der Erfolgsfaktor. Seit der Corona-Pandemie gibt es zusätzlich einen Onlineshop mit einer kontaktlosen Online-Bestellmöglichkeit und Abholung. Das Sortiment umfasst sämtliche saisonale Gemüsesorten aus Eigenbau, Jungpflanzen, Saatgut und regionale Lebensmittel für den täglichen Bedarf. Die Betriebsleiterin sieht eine große Chance darin, dass das Interesse an der landwirtschaftlichen Urproduktion deutlich steigt und man mit Stolz einer bäuerlichen Zukunft entgegenblicken kann. Ein weiteres Projekt für die nächsten Jahre ist es, ein fundiertes Konzept für verschiedene Schulklassen zu erstellen, da es viele Anfragen von Schulklassen als Exkursionsziel gibt, welche Lisa Moritz unbedingt unterstützen möchte.
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