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„Man erlebt dabei Unbeschreibliches"

Karin Novak, 28.12.2017 19:45

WAIDHOFEN/YBBS. Wenn auf einen Polizisten der Begriff Freund und Helfer zutrifft, dann auf Andreas Buder. Seit bald  30  Jahren versieht  der 48-Jährige  seinen Dienst in diesem Sinn, seit heuer setzt er sich zudem mit großem Engagement für den Verein LETR (Law Enforcement Torch Run For Special Olympics) ein. Wir haben den sympathischen Sportler, der auf ein bewegtes und bewegendes Jahr zurückblicken kann, zum Gespräch gebeten.

Polizist und Stadtlauforganisator Andreas Buder hat sein Herz am rechten Fleck.
  1 / 2   Polizist und Stadtlauforganisator Andreas Buder hat sein Herz am rechten Fleck.

Tips: Im Juni dieses Jahres wurde der Verein LETR von österreichischen Polizisten neu gegründet. Wofür setzt sich der Verein, bei dem Sie Obmann-Stellvertreter sind, ein?

Buder: Die ehemalige Schwiegermutter von Arnold Schwarzenegger Eunice Shriver hatte viel über für Menschen mit  intellektuellen Beeinträchtigungen und gründete 1968 die  Special Olympics. 1981 hatte dann ein Polizist aus Kansas die Idee des Fackellaufs, um Spendengelder zu sammeln, damit die Athleten an den Programmen teilnehmen konnten. 1993 waren die ersten Winterspiele in Schladming. Damals organisierte unser Gendarmeriekollege und heutige Ehrenobmann Adi Reiter erstmals diesen Fackellauf in Österreich und konnte damit unglaubliche 700.000 Schilling an die Special-Olympics-Athleten übergeben. Mitte der 2000er-Jahre ist die Idee leider eingeschlafen. Heuer haben wir sie anlässlich der  11. Special Olympics  World Winter Games im März aus dem Dornröschenschlaf geholt  und einen Fackellauf mit rund 100 Polizisten und zehn Special-Olympics-Athleten durch alle neun Bundesländer veranstaltet, beginnend in Vorarlberg. Die Begeisterung der Bevölkerung war wirklich beeindruckend und hat uns  zum Weitermachen motiviert und zur Neubelebung des Vereins geführt. 

Tips: Sind Sie selbst auch gelaufen?

Buder: Nein, ich war im 20-köpfigen Organisationsteam. Unsere Aufgabe war es, die gesamte Infrastruktur zu checken – von den städtischen Gegebenheiten für das Einlaufen der Athleten über den Zeitplan mit den Ansprachen der Bürgermeister und Polizeichefs bis hin zum Aufbau von Videowall, Beachflags, Rollups, Werbemitteln. Und natürlich fungierte man auch als Troubleshooter für Unvorhergesesehenes.

Tips: Was da wäre?

Buder: In Wien hat einer der Special-Olympics-Athleten in die Hose  gemacht. Es ist ja so, dass immer ein Polizist  ge-meinsam mit einem Athleten die Fackel hält und diesen auch abseits des Laufs betreut. Bis hin  zum Niederlegen am Abend oder Aufwecken in der Früh. Wir sind dann kurzfristig mit dem Athleten ins Hotel gefahren. Der zuständige  Betreuerkollege hat ihn in der Dusche gewaschen und  frisch  angezogen und wir sind gut gelaunt wieder zurück-gefahren.

Tips: Was waren die berührendsten Momente?

Buder: Da gab es viele! (lächelt) Die Erlebnisse sind oft kaum zu beschreiben. Gänsehautfeeling hatte ich, als ein Special Olympics auf der Bühne erzählte, dass die  Ärzte  seinen  Eltern in einer kritischen Phase geraten hätten, die  lebenserhaltenden Geräte abzuschalten. Durch den Sport habe er sich aber im Lauf der Jahre so gut entwickelt, dass  er jetzt hier in Österreich an den Weltspielen teilnehmen könne. Da hat man gemerkt, wie der Funke aufs Publikum  übergesprungen ist. Nachhaltig berührt mich auch die Geschichte meines isländischen Kollegen Gudmundur „Gummi“  Sigurdsson. Eines seiner vier Kinder wurde auf dem Fahrrad zum Fußballtraining von einem Lkw erfasst und mit schwersten Hirnschäden ins Krankenhaus eingeliefert. Man brachte ihn zwar so weit hin, dass er wieder in die Schule gehen konnte, aber die mentalen und motorischen Fähigkeiten waren schwer beeinträchtigt. Über einen Behindertensportverein entwickelte er sich so positiv, dass er heute sogar einen Führerschein besitzt und mit seiner Freundin in einer eigenen Wohnung lebt. Alle diese Erfahrungen und Erzählungen waren für mich prägend und haben mich darin bestärkt, über den Fackellauf hinaus etwas zu tun.

Tips: Weltweit zählen etwa 100.000 Polizisten zu dieser Bewegung. Wie viele sind es in Österreich?

Buder: Aktuell sind wir rund 60 Mitglieder. An dieser Stelle möchte ich Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka danken. In seiner Funktion als Innenminister hat er den Ehrenschutz für unseren Verein übernommen und uns  unterstützt.  Wir entwickeln gerade ein Konzept, wie wir unseren Bekanntheitsgrad steigern können. Die Ideen  reichen von Merchandising, sprich T-Shirt-Verkauf oder Aufkleber, bis hin zu  medienwirksamen Aktionen wie bei  unseren internationalen Kollegen. In Island gibt es zum Beispiel  „Polar  Plunge“. Da springen die Polizisten in Uniform ins kalten Wasser. In Amerika gehen Kollegen in  Restaurants, servieren den Gästen und erbitten dafür Trinkgeld für  die gute Sache. Unsere letzte  Aktion war die Galaveranstaltung für das Friedenslicht. Mit einem Special-Olympics-Athleten haben Vereinsobmann Gerhard Lusskandl und ich das Friedenslicht abgeholt und es zwei Tage später  Landeshauptfrau  Mikl-Leitner im Landhaus übergeben.

Tips: Gibt es für 2018 schon konkrete Ideen und Pläne?

Buder: Das nächste große Event sind die nationalen Spiele  in meinem dienstlichen Heimatbundesland, nämlich in Vöcklabruck, von 7. bis 11. Juni. Bis zu 2500 Athleten werden dort unter dem Motto „Brücken  bauen“ an den Start gehen. Dafür brauchen wir natürlich auch schon Spendengelder. Als  Waidhofner Stadtlaufkoordinator plane ich daher, beim Stadtlauf 2018 Special-Olympics-Athleten einzuladen und eine eigene Kategorie ins Leben zu rufen, den Inklusionslauf. Der Lauf soll als Werbung für die nationalen Spiele dienen und zeitgleich Spenden bringen.

Tips: Sie selbst sind mit dem Sport-Gen geboren?

Buder: (lacht) Bewegung war für mich von Jugend an wichtig. Mit elf  Jahren habe ich schon mit  Langlauf und zum  Skitou-engehen begonnen, das hab ich von meinem Vater. Im Sommer bin ich gelaufen. Fußball habe ich  als  Bursche zwar auch gespielt, da musste ich den Mangel an Technik aber übers Laufen wettmachen (lacht).

Glück ist Gesundheit und innere Zufriedenheit.

Was mich nervt: Unehrlichkeit und launenhafte Menschen

Mit wem ich gerne einen Abend verbringen würde: Felix Gottwald

Mit wem auf keinen Fall: Im Dienst lernt man schon einige kennen, mit denen man keinen Abend verbringen will (lacht), aber im Moment fällt mir niemand Konkreter ein.

Wenn ich mich für einen Tag wo hinbeamen könnte, wäre das: an einen schönen Strand am Peloponnes

Worauf ich nie verzichten möchte: morgendlicher Kaffee, Sport, ein Glas Rotwein am Abend mit meiner Frau

Liebe ist, miteinander durch dick und dünn zu gehen.

Mein Lebensmotto: Es geht sich immer wieder aus!


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