WALDKIRCHEN/THAYA. Die Psychologin Manuela Dumendzic ist beruflich und privat in der Flüchtlingshilfe aktiv. Ein besonderes Talent besitzt sie für Maltherapie und Traumanalyse. Mit diesen Methoden hilft sie Menschen bei der Bewältigung unterschiedlichster Probleme. von ERICH SCHACHERL
„Malen ist ein Ausdruck von Emotionen“, erzählt die Psychologin und Maltherapeutin Manuela Dumendzic. „Malen kann innere Spannungen abbauen und nehmen, es kann helfen, innere Prozesse in Gang zu bringen und ungelöste Themen zu verarbeiten“, fährt sie fort. Sie sitzt relaxt auf der Couch ihres gemütlichen Wohnzimmers, hinter ihr an der Wand hängt ein selbstgemaltes abstraktes Werk. „Es hat seine Arbeit noch nicht getan“, schildert sie. „Die Bilder tun was für uns, sie haben eine Wirkung, bei jedem Menschen. Ich habe etwas aus meinem Inneren rausgelassen, das ist jetzt am Bild drauf. Jedes Mal wenn ich darauf schaue, arbeitet es mit mir, ob ich will oder nicht, ob ich es verstehe oder nicht. Irgendwann ist das dann vorbei. Wenn ich das spüre, gebe ich das Bild von der Wand. Es hat dann nicht mehr diese spezielle Kraft.“
Träume malen
Wenn jemand unangenehme Träume hat und sich hilfesuchend an Manuela wendet, geht es vereinfacht gesagt darum, die Trauminhalte über den Prozess des Malens auszudrücken und sie durch die darauf folgende Analyse des Bildes zu erkennen, zu verändern und aufzulösen. „Wenn jemand mit einem Traum zu mir kommt, lasse ich ihn am Beginn in einem tiefen Entspannungsprozess den Traum nochmals durchleben. Danach geht es in den Prozess der Gestaltung, bei dem gemalt wird und bei dem bereits erste Veränderungen im Inneren angeregt werden. Dann wird der Traum besprochen“, erklärt sie den Ablauf der maltherapeutischen und traumanalytischen Tätigkeit. Und ergänzt: „Es gibt den Traum, das Bild, die Geschichte des Menschen, seine Körpersprache, die Emotionen und aus dem Ganzen entsteht eine Erkenntnis, die immer klarer wird. Es ist wie das Reinschauen in eine andere Welt, in ein anderes Verständnis der Dinge.“
Ausbildungszeit
Das mag für manche wie esoterischer Hokuspokus klingen, ist es aber nicht. Denn Manuela hat eine umfangreiche Ausbildung genossen, die irgendwelche Hirngespinste gar nicht zulässt. Als gelernte Mode- und Bekleidungstechnikerin verließ sie die Schule, in Ferialjobs schnupperte sie in die Arbeitswelt hinein. Sie startete eine Ausbildung zur „Produktions- und Managementtechnikerin“, merkte aber schnell, das sie da am falschen Platz ist. Dann kam das Studium der Psychologie. Sie spezialisierte sich auf den Fachbereich Arbeitspsychologie und arbeitete einige Jahre in einem wissenschaftlichen Team am Thema Luftfahrtpsychologie. „Eine sehr spannende Zeit“, erinnert sie sich. Das war es aber noch nicht. Manuela sattelte um und stieg in der Erwachsenenbildung ein. Als Trainerin schulte, motivierte und half sie vielen Menschen. Es folgte der Bereich Jugendausbildung. Während dieser Zeit machte sie die Ausbildung zur „Konflikt- und Mobbingberaterin“. Schließlich entdeckte sie die Methode der Maltherapie. „Dabei hat ein Umdenken bei mir begonnen“, erinnert sie sich, „da bin ich eine andere geworden.“ Die Ausbildung zur Kreativtrainerin und Maltherapeutin brachte Manuela in tiefgreifende innere Prozesse und ließ sie die positive Wirkung dieser speziellen therapeutischen Methode schnell erkennen. „Ich schätze die Maltherapie sehr, weil ich an mir selbst erfahren habe, wie gut das funktioniert, wenn man will und offen dafür ist“, sagt sie. Dann entdeckte sie noch den Bereich der Traumanalyse, „da habe ich gemerkt, dass ich ein Talent dafür habe.“ Sie kombinierte die beiden Methoden und spürte, dass sie ihres gefunden hat. Die Jahre der Lehrzeit und Suche fanden ein vorläufiges Ende.
Frauengruppe
Anschließend zog Manuela Dumendzic ins Waldviertel, nahm sich bewusst eine Auszeit und orientierte sich neu. Im Seminarzentrum Gauguschmühle fand sie den passenden Ort, um mit einigen Frauen ein einjähriges Selbsterfahrungsprojekt zu starten. „Frauen in krisenhaften Lebensumbrüchen“ war der Titel, „es ging darum, über Träume und Malen Selbsterkenntnisse zu gewinnen.“ Eine intensive und überraschende Erfahrung. „Mir war nicht klar, dass es mich auch betrifft“, sagt sie und lacht dabei. „Denn ich selbst war zu dieser Zeit eine Frau in einem krisenhaften Lebensumbruch“. Im Nachhinein gesehen war das Projekt „eine Bereicherung für alle“, freut sich Manuela.
Flüchtlingshilfe
2015 stieg sie dann engagiert in die Flüchtlingshilfe ein, beruflich als Betreuerin von jugendlichen Flüchtlingen in Eggenburg, privat gründete sie mit Gleichgesinnten den Verein „Helping Hearts – Hilfe von Herzen“ und startete in Heidenreichstein ihre maltherapeutischen Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge, speziell für Kinder und Jugendliche (Tips berichtete). „Wenn Kinder verstörende, traumatisierende Erlebnisse gemacht haben, werden diese zumeist verdrängt. Das Malen ist für die Kinder eine Entladungsmöglichkeit, sie können etwas loswerden, können ihre Emotionen ausleben, können auch wild oder aggressiv sein, genau das brauchen sie“, berichtet sie von ihren Erfahrungen mit den Flüchtlingskindern. Psychologisch gesehen geht es dabei nicht um therapeutische Maßnahmen, sondern um den wichtigen Bereich der Prozessarbeit. „Ich therapiere dort niemanden, sondern bin in der Prozessarbeit. Ich lasse Prozesse bei den Kleinen zu, das ist schon eine Art von Katharsis“, erläutert sie. Das Ausleben der inneren Konflikte und verdrängten Emotionen durch das Malen führt also bereits zu einer gewissen Reduktion dieser Konflikte und Gefühle. Diese Arbeit ist nicht einfach, gleichzeitig sehr erfüllend. Manuela möchte aber noch mehr: „Mein Wunsch wäre, dass ich mit jedem einzelnen Flüchtlingskind arbeiten kann, aber die Kapazitäten haben wir nicht, die Möglichkeiten sind begrenzt“, sagt sie.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden