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Weihnachten hinter dicken Mauern: Einblicke in das Welser Gefängnis

Gerald Nowak, 23.12.2017 09:40

WELS. Franz Schrittwieser ist seit vielen Jahren Gefängnisseelsorger. Er eröffnet den Festgottesdienst in der Anstaltskapelle: „Gott ist Mensch geworden. Das feiern wir an Weihnachten.“ Das ist naturgemäß eine abstrakte, religiöse Botschaft, aber Schrittwieser setzt nach: „Es geht aber auch darum, dass es Hoffnung und ein Ziel für jeden gibt.“

Eingang in das Welser Gefängnis.
Eingang in das Welser Gefängnis.

Es geht bei dem Gottesdienst und generell bei den Gesprächen immer um das Thema Mensch: „Die Insassen hier sind keine Nummern. Sie sind in erster Linie Menschen. Sie sind nicht freiwillig hier. Das ist klar. Es gibt eine Vorgeschichte. Aber wenn wir sie in der Gesellschaft wieder integrieren wollen, dann müssen wir ihnen Respekt entgegenbringen, diesen aber auch einfordern“, sagt die provisorische Leiterin des Gefängnisses, Teresa Heigert.

Vertreter anderer Organisationen, der Psychosozialen Dienste, des Sozialen Wohnservices, der Justiz und des Gerichts sind vor Ort. Es wird gesungen und danach noch zusammengesessen und geredet. Natürlich begegnet man Menschen in Ausnahmesituationen, die einiges am Kerbholz haben: „Aber ohne gute Umgangsformen, Respekt und Höflichkeit geht es eben nicht. Wir pflegen das unter den Kollegen, das färbt auch auf die Insassen ab“, erklärt Heigert. Es gilt das Sprichwort: „Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es zurück.“ Ein Honiglecken ist dies aber nicht. Denn es gilt Struktur in den Tagesablauf mancher Insassen zu bekommen. Es gibt ja auch die Zeit danach, deswegen werden Therapien, aber auch Arbeitsmöglichkeiten innerhalb des Gefängnisses eingesetzt. Die Menschen müssen vorbereitet werden, denn draußen ist alles schnell wieder anders.

Bischof zu Gast

Das weiß auch Bischof Manfred Scheuer. Er hält den Gottesdienst. Sehr oft ist er in Gefängnissen zu Gast. Das war schon in Tirol so und ist nun in Oberösterreich nicht anders. Solche Gottesdienste sind mit anderen nicht vergleichbar: „Wenn ich zu einem stillen Gebet aufrufe, dann ist es an solchen Orten so still, wie es in einer Kirche nie ist. Es wird dann intensiv nachgedacht. An das, was man getan hat, aber auch an das, was kommen wird.“ Wichtig ist auch für ihn, mit den Menschen zu arbeiten. „Viele wollen ja einen Halt. Sie wollen nicht in das alte Muster zurück. Das geht aber nur mit Unterstützung.“ Dass ein Gottesdienst in einem Gefängnis anders abläuft, ist klar. Wenn der Chor John Lennons „This is Christmas, War is over!“ singt, dann brandet Applaus auf. Das gehört dazu. Das eine oder andere Auge wird dann feucht. Das Klischee vom harten Mann, der zu Weihnachten im Häfen weich wird, trifft aber nicht zu. Es ist die Situation, die schwierig ist und die nachdenklich macht: „Nicht selten geht die Sehnsucht mit der Sucht einher“, meint der Bischof. „Die Lebensgeschichten tragen Spuren von Verletzungen, an sich selbst und vor allem an anderen. Doch trotzdem gibt es da jemanden, der sagt: ,Ich bin etwas wert.“ Doch wie wird Wert gemessen? Berühmtheit oder Geld ist es für die einen, Anerkennung und Freundschaft für die anderen. Es geht aber darum, Frieden zu spüren, und zu zeigen, was es heißt, ein Mensch zu sein.“ Auch an so einem Ort wie einem Gefängnis mit dicken Mauern.


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