
SCHLEISSHEIM. Einer französischen Schwägerin mit einem Gespür für gute Ernährung ist zu verdanken, dass in Karin Hobl 2004 die „Grüne Idee“ zu keimen begann. Inspiriert von einem Schweizer auf einer Messe brachte besagte Madeleine ein Sprossenglas mit nach Schleißheim und stellte klar: „Karin, du musst Sprossen machen“ – und Karin Hobl tat’s.
Seit über 50 Jahren werden am Hobl Hof Schweine – mittlerweile im Freigehege – gehalten und zu allerhand Köstlichkeiten verarbeitet. „Aber ich wollte auch etwas anderes machen als nur Fleisch“, erzählt Karin von der „Grünen Idee“. „Und ich hab angefangen und konnte nicht mehr aufhören. Meine Familie hat sich schon beschwert, dass überall Sprossen stehen“, erinnert sich die 52-jährige Landwirtin lachend. „Aber das ist einfach meins“.
Wirklich einzigartig
Den Kunden waren die Keimlinge in der Fleischvitrine allerdings am Anfang ein wenig suspekt. Und tatsächlich sind die Sprossen auch heute noch weit und breit sehr, sehr einzigartig. „Keiner hat so etwas gekannt und keiner hat sich fragen getraut. Es war wirklich ein langer, langer Weg“, erzählt Karin, die den Hof gemeinsam mit ihrem Mann Herbert bewirtschaftet und dabei von den vier erwachsenen Kindern unterstützt wird. „Anfangs hab ich den Leuten die Sprossen direkt ein bisschen aufgezwungen, aber die letzten drei Jahre läuft es wirklich gut“, so die Bäuerin.
Bewusster ernähren
Daran ist auch Corona schuld, denn die Menschen haben erkannt, dass man sich bewusster ernähren sollte. „Und Sprossen sind das Einfachste und Hochwertigste was es gibt“, ist Karin überzeugt. Für den Vitamin C-Gehalt einer Hand voll Alfalfa Sprossen müsste man sechs Gläser Orangensaft trinken. Mungobohnen wiederum sind sehr reich an Eiweiß. Und auch Brokkoli-, Radieschen-, Rettichsprossen strotzen vor Vitaminen und Mineralstoffen. „Aber man sollte die Sprossen trotzdem mit Maß und Ziel genießen, weil sie sind richtige Vitaminbomben“, rät die Landwirtin. „Jeden Tag ein bisserl, wäre gut – auf’s Butter- oder Aufstrichbrot oder über den Salat, ganz so wie man es mit Schnittlauch oder Kresse macht“, empfiehlt die Schleißheimerin. Sie selbst verarbeitet ihre Keimlinge auch noch zu Laibchen, den Sprossen-Herzen, und angekeimtes Getreide (Dinkel, Buchweizen, Süßlupine und Kamut) zu Brot.
Ausschließlich bio
Bis die Sprossen genießbar sind, dauert es knapp eine Woche. Zuerst wird das Bio-Saatgut – und Karin Hobl besteht auf bio – zwölf Stunden lang eingeweicht, dann abgespült und täglich zwei mal gespült. „Ich nehme dazu einfach ein Salatsieb mit einem sehr feinen Netz. Kühl spülen, mit Frischhaltefolie abdecken und das war es“, erklärt sie. Nach sechs bis sieben Tagen sind die Sprossen dann schön grün. Am Hobl Hof kommen sie dann in ein schwimmendes Bad, wo die Schalen obenauf schwimmen und abgeschöpft werden können und sich die nicht gekeimte Saat absetzt. In einem Netz werden die Sprossen dann in einer Wäscheschleuder trocken geschleudert – „aber daheim tut es auch die Salatschleuder“, erklärt Karin, die bei Fragen auch gerne Tipps gibt. „Mein Ziel wäre, dass die Leute das auch selber machen, weil man braucht nicht viel und kann sich damit ganz viele Vitamine holen“, so die Expertin. „Aber dahinter sein muss man schon“, gibt sie zu bedenken, „sonst vertrocknen oder verschimmeln die Sprossen“.
Große Sprossen-Liebe
Wer lieber kauft statt selber keimt, der ist bei den Hobls freitags von 10 bis 18 Uhr im Hofladen und samstags am Welser Wochenmarkt herzlich willkommen. Und da nimmt dann fast jeder ein Doserl Sprossen mit. „Dass es so viele sind, das freut mich wirklich sehr. Jeder isst die Sprossen gern und ich liebe meine Keimlinge einfach.“