Arbeit im Primärversorgungszentrum: Ronald Ecker spricht aus der Praxis
MARCHTRENK. Arzt Ronald Ecker gilt als einer der Vorreiter in Sachen Primärversorgungszentren. Gerade in Zeiten von Hausärztemangel ist dies eine Möglichkeit, die medizinische Grundversorgung zu halten. Außerdem sucht er für die Stadt Wels nach jungen Medizinern, die den Schritt wagen wollen.
Tips:Angenommen ich wäre ein junger Arzt und möchte in einem Primärversorgungszentrum (PVZ) arbeiten. Warum sollte ich das machen?
Ecker:Selbstständig zu sein, hat schon einen Reiz: Man kann den Arbeitsalltag, die Abläufe oder Personalfragen selbst bestimmen. Außerdem hat man – im Vergleich zu einem angestellten Arzt – zugegebenermaßen auch finanzielle Vorteile. In einem Primärversorgungszentrum ist man selbstständig und gleichzeitig fallen fast alle – für uns Ärzte oft lästig erscheinende – administrative und organisatorische Aufgaben weg. Das macht ein Gesundheitsmanager. Der Arbeitsaufwand ist somit in einem PVZ definitiv geringer als in einer Einzelpraxis. Nach achteinhalb Jahren Einzelpraxis und nun fünfeinhalb Jahren PVZ Marchtrenk habe ich den Vergleich!
Tips: Es wird ja gerne mit Begrifflichkeiten um sich geworfen. Was darf man sich unter einem PVZ vorstellen?
Ecker: Medizinische Primärversorgung ist die erste Anlaufstelle für alle Menschen mit gesundheitsbezogenen Fragen und Anliegen. Neben den klassischen Einzelpraxen, in denen nach wie vor mit weitem Abstand die meisten Hausärzte in Österreich tätig sind, gibt es auch andere Organisationsformen: Gruppenpraxen und eben Primärversorgungseinheiten. Die PVE sind zumeist in einem Zentrum zusammengefasst – dann nennt man das PVZ (Primärversorgungszentrum), seltener in örtlich getrennten Stellen, genannt PVN (Primärversorgungsnetzwerk). Eine Primärversorgungseinheit (PVE) leistet durch verbindliche Zusammenarbeit in einem Team aus Angehörigen mehrerer Gesundheits- und Sozialberufe eine an Gesundheit orientierte Grundversorgung für die Bevölkerung in der jeweiligen Region – so die Definition. Medizinisch geleitet werden diese Einheiten von Hausärzten, organisatorisch zumeist von einem Geschäftsführer – im Fall des PVZ Marchtrenk hat diese Position meine Gattin über.
Tips:In Wels gehen in den kommenden Monaten wieder viele Hausärzte in Pension. Sind diese PVZ die Lösung?
Ecker: Primärversorgungseinheiten sind eine, aber natürlich keineswegs die einzige Lösung. Ich denke, dass viele junge Ärzte gerne in die Selbstständigkeit gehen, gleichzeitig aber weniger unternehmerisches Risiko tragen wollen und weniger Energie und Zeit unter anderem in Organisation und Abrechnung stecken möchten. Für diese Ärzte sind PVE genau das Richtige.
Tips:Marchtrenk war eines der ersten Zentren in Österreich. Sie waren unter den Top-Drei. Wie sind Sie zu dieser Entscheidung gekommen beziehungsweise wie konnten Sie Ihre Kollegen überzeugen, mitzumachen?
Ecker:Es war nach gut acht Jahren Hausarzt-Tätigkeit in einer Einzelpraxis keine leichte Entscheidung, die positiven Punkte haben jedoch überwogen: insgesamt weniger Arbeitsaufwand – sprich Arbeitserleichterung. Das Arbeiten in einem großen interdisziplinären Team. Aus meiner Sicht stellen PVE unter anderem durch lange Öffnungszeiten und gutes Patientenservice mit zahlreichen Angeboten auch eine moderne Form der Primärversorgung dar.
Tips: Wie läuft der Alltag bei Ihnen ab?
Ecker: Nicht viel anders als in einer Einzelpraxis. Für mich positiv ist, dass das Rundherum noch besser organisiert ist – auch wegen des hohen Personalstandes an Arztassistentinnen und Krankenschwestern. Für einen Allgemeinmediziner toll ist natürlich, dass man die Patienten ganz niederschwellig zu den PVZ-Therapeuten bringen kann – im eigenen Haus, kaum Wartezeit für den ersten Termin, der noch dazu von den Assistentinnen vereinbart wird.
Tips:Wels will unbedingt diese PVZ forcieren. Sehen Sie Chancen?
Ecker:Die Chancen stehen sehr gut, wenn die Stadt Wels dahintersteht – Bürgermeister Andreas Rabl tut das zu 100 Prozent. Die erste und sicherlich herausfordernde Aufgabe von mir wird sein, drei Ärzte zu finden, die bereit sind, in einem PVZ zusammenzuarbeiten. Sobald das erfolgt ist, läuft die Maschine an – dann geht es um Gebäude, Personalsuche, Verträge und so weiter. Also bitte liebe Kolleginnen und Kollegen: Meldet euch gerne bei mir zum Beispiel unter office@roneck-sportmed.at oder direkt im PVZ in der Stadt Marchtrenk.
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