„Wir brauchen eine Begegnung auf Augenhöhe und nicht Mitleid“
THALHEIM. Kathrin Kaufmann will auf die Situation von Menschen mit Behinderungen und ihre Hürden im Alltag aufmerksam machen. Die 37-Jährige organisierte einen Themenabend im Programmkino und arbeitet mittlerweile für den Österreichischer Zivilinvalidenverband.

Bei Kaufmann selbst begann es damit, dass ihre rechte Körperhälfte eingeschlafen ist. Es ist nicht besser geworden und dann kam Panik dazu. Nach langem Suchen stand die Diagnose fest. Multiple Sklerose: „Es gibt Tage, an denen es mir besser geht und dann wieder schlechter. Oft fällt mir das Gehen schwer und oft habe ich Probleme mit Reizüberflutung in der Öffentlichkeit, mit Lautstärke, Helligkeit und so weiter“, erzählt die 37-Jährige.
„Inklusion heißt auch nicht Ö-Norm“
Wahrnehmungsstörungen gehören ebenfalls dazu. Mit der Erkrankung begann sie aber auch die Situation von Menschen mit Behinderung im Alltag mehr zu hinterfragen. „Es ist nicht Inklusion, wenn zu bestimmten Zeiten im Jahr Spendengalas gemacht werden. Inklusion heißt auch nicht Ö-Norm. Wir brauchen eine Begegnung auf Augenhöhe und nicht Mitleid“, stellt Kaufmann klar. Dafür setzt sich in ihrer Arbeit, aber auch im Privatleben ein. „Wir sind bei den Behörden und der Politik keine Bittsteller. Es ist unser Recht, ernst genommen zu werden. Wenn es in einer Wohnsiedlung einen Behindertenparkplatz gibt, dann hat dies einen Grund. Ich kann nicht weit gehen und ein Parkplatz vor der Tür erleichtert mein Leben und ermöglicht mir Mobilität“, so Kaufmann.
Sitzgelegenheiten und mehr
Das geht weiter mit Sitzgelegenheiten und generell Platz bei Veranstaltungen oder tatsächlich barrierefreien öffentlichen Toiletten.„Für viele ist die Lautstärke oder helles Licht oder kleine Beschriftungen ein Problem. In Geschäften, öffentlichen Gebäuden wird oft nicht daran gedacht und so sind Menschen ausgeschlossen. Es sind viele hausgemachte Dinge, die man leicht ändern kann, wenn der Wille dazu da wäre“.
Das Land hat sich vor 15 Jahren zur Umsetzung der Menschenrechte für Menschen mit Behinderungen verpflichtet. In der Umsetzung ist man säumig und in vielen Bereichen, hat es Rückschritte gegeben. „Das kann so nicht weitergehen und wir müssen das ändern“. Dafür kämpft die 37-Jährige mit aller Kraft und wird auch nicht aufgeben: „Wir brauchen die Barrierefreiheit in den Köpfen und nicht nur in den Gebäuden“.
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