
WELS. Das Image der Gastronomie bei Arbeitnehmern ist schlecht. Kein Wunder, wurde dieses doch ausgiebig gepflegt, Angestellte nur minimal angemeldet und schwarz bezahlt und Dienstzeiten waren unattraktiv. Doch jetzt geht es bergauf, ist „In´s Haas“-Betreiber Wolfgang Jäger überzeugt, denn die Bezahlung wird besser und die Jobs haben viel zu bieten.
Der 66-Jährige ist in Niederösterreich in einem Wirtshaus mit Fleischhauerei aufgewachsen. „Da kann man gar nicht mehr aus, wenn man mit zehn Jahren schon serviert hat“, sah Jäger seinen beruflichen Weg früh vorgezeichnet.
Nach 14 Jahren im Ausland – in Australien, in einer Lodge in Kenia, mehreren Stationen in Europa inklusive Monte Carlo und auf einem Schiff – hat Jäger 1990 beginnend mit dem Il Campanile in Wels zahlreiche Kult-Lokale eröffnet und geführt. Von der Arbeit in der Gastronomie kann der gelernte Koch/Kellner und Hotelfachmann durchaus viel berichten.
„Ein Beruf in der Gastro ist einer der schönsten, die man machen kann“, ist Jäger überzeugt. „Man kann sich die ganze Welt anschauen, man kann die unterschiedlichsten Gastro-Zweige ausprobieren, von der Bar über das Café und das Restaurant bis hin zur Großküche“, erinnert sich der Weinliebhaber an seine Wanderjahre: „Das war für mich eine Wahnsinnszeit und das war damals eben nur in der Gastro möglich.“
Man muss viel bieten
Nicht zuletzt deshalb haben sich „früher die jungen Leute angestellt, um eine Lehrstelle zu bekommen. Heute weiß man gar nicht mehr, was man noch alles tun soll, um einen Lehrling zu finden“, weiß Jäger, der derzeit zwei Lehrlinge für das Service sucht, wovon er spricht.
„Eigentlich sollte da etwas von der Politik kommen. Die reden immer nur, dass die Lehre toll ist, aber es passiert nichts. Und vom Kollektiv her waren wir immer schlecht. Also muss jeder Betrieb für sich aktiv werden und auch die kleinen Betriebe müssen etwas bieten. Wir zum Beispiel zahlen unseren Lehrlingen den Führerschein und natürlich alle möglichen Weiterbildungen wie für Sommelier oder Barista“, erzählt der Wirt.
Die Fortbildung nutzt beiden: dem Betrieb und den Mitarbeitern. „Lehrling haben dann ganz andere Möglichkeiten! Es ist aber auch ganz wichtig, dass sie sich umschauen, einen Überblick verschaffen, was es gibt, was gut ist und was schlecht – vor allem, wenn man sich einmal selbstständig machen will“, empfiehlt der erfahrene Gastronom. Umgekehrt erwartet er sich aber auch von seinen Mitarbeitern und Lehrlingen etwas. „Man muss die Liebe zu dieser Arbeit haben. Nur auf das schnelle Geld aus sein, das funktioniert nicht. Lehrlinge müssen auch bereit sein, sich zu engagieren“, betont Jäger.
Liebe zur Arbeit
Über seine Mitarbeiter ist er voll des Lobes. „Ich hab ein junges, motiviertes Team. Es geht ihnen gut und deshalb bleiben sie auch lange da“, freut sich der Gastronom, dass ihm viele seiner Mitarbeiter schon jahrelang die Treue halten. Lehrling in der Küche hat er immer nur einen, „weil wir nur eine kleine, keine richtige Ausbildungsküche haben“.
Im Service sind im „Haas“ jeweils vier Lehrlinge im Einsatz. Zwei werden derzeit gesucht. „Wenn sie die ersten drei Probemonate überstehen, dann lernen sie auch immer aus“, weiß Jäger, dass ein Job in der Gastro natürlich nicht für jeden etwas ist, aber er bleibt dabei: „Ein Beruf in der Gastro ist das Schönste!“