EU-Industrieemissionsrichtlinie bedroht Österreichs Schweinebauern
SIPBACHZELL. Europaabgeordneter Alexander Bernhuber, ÖVP Agrar- und Umweltsprecher im EU-Parlament besuchte anlässlich eines Bezirkstages in Wels-Land mehrere bäuerliche Betriebe. Am Hof von Bauernbund-Bezirksobmann Leopold Keferböck waren neben aktuellen Entwicklungen auf EU-Ebene besonders die jüngst beschlossene Industrieemissionsrichtlinie und deren Folgen speziell auch für die Landwirte in Wels und Wels-Land sowie die Bewusstseinsbildung für bäuerliche Produktion ein Thema.
Von weit über 100 anstehenden neuen Gesetzen um Europa klimaneutral zu machen, betreffen allein rund 40 die Landwirtschaft. „Aber nicht jede Spritze auf dem Feld ist böse“, wird Bernhuber, selbst aktiver Landwirt in Niederösterreich, nicht müde zu betonen und Regelungen wie die kürzlich im EU-Parlament mit ganz knapper Mehrheit beschlossene Industrieemissionsrichtlinie (IED) können bäuerliche Existenzen gefährden. - Auch im Bezirk Wels und Wels-Land.
Nutztierhaltung mit Industrieanlagen gleichgesetzt
Ein Viertel der oberösterreichischen Schweineproduktion passiert im Raum Wels und das macht gleichzeitig zehn Prozent der österreichischen Schweineproduktion aus. „Die Schweinhaltung ist bei uns im Bezirk ein großes Thema und die IED betrifft bäuerliche Familien schon sehr stark, wenn sie so kommt, wie sie derzeit ausformuliert ist“, gibt Schweinebauer Leopold Keferböck zu bedenken. Die IED besagt, dass bäuerliche Nutztierhaltung mit neuen, herabgesetzten Grenzwerten von Tierbeständen mit ihren Emissionen mit jenen von Industrieanlagen gleichgestellt werden. Für Landwirte mit mehr als 80 Zuchtsauen samt Ferkeln beziehungsweise Betrieben mit mehr als 9.000 Stück Geflügel, würde diese Regelung schlagend werden.
Viele Landwirte könnten aufgeben
Die Folge wären teure Verfahrenskosten für Umweltverträglichkeitsprüfung und erhöhte Kosten bei Bau und Betrieb auch für bestehende Stallungen ab einer gewissen Größe. Zwischen 50 und 75 Betriebe wären davon in Wels und Wels-Land betroffen. „Dies ist ein Frontalangriff auf unsere kleinstrukturierten bäuerlichen Familienbetrieb, die bei Weitem keine Industrieanlagen sind. Gefördert werden dadurch tierhaltende Großbetriebe, wie wir sie in Österreich kaum kennen. Für den typischen österreichischen Familienbetrieb bringt die Umsetzung der Industrieemissionsrichtlinie immense zusätzliche Kosten und bürokratischen Aufwand. Das würde wohl viele Betriebe zum Ausstieg aus der Tierhaltung zwingen“, ist Bezirksbauernkammer-Obmann Leopold Keferböck überzeugt und wünscht sich in erster Linie einheitliche Haltungsrichtlinien innerhalb der EU.
Bewusstseinsbildung mit HofAckerdemie
Bezirksbäuerin Margit Ziegelbäck ist die Herkunftskennzeichnung ein großes Anliegen. „Bei einer Tonne an Lebensmitteln, die jeder pro Jahr isst, sollte man sich auch Gedanken darüber machen, woher diese kommen“, gibt Ziegelbäck zu bedenken, dass viele Menschen, nicht nur Kinder, keine Ahnung mehr von landwirtschaftlicher Produktion haben. Mit Workshops der Seminarbäuerinnen und der HofAckerdemie mit „Schule am Bauernhof“ will man dem entgegenwirken.
In Sachen Kennzeichnung Stelle kann EU-Parlamentarier Berndorfer auch einen positiven Beschluss vorbringen. Während bisher auf Honig oft „Aus EU- und Nicht-EU-Ländern“ stand, besteht hier künftig eine genaue Kennzeichnungspflicht. „Das ist ein großer Erfolg, weil wir in Österreich einfach beste Qualität produzieren“, freut sich Berndorfer und appelliert an die Anwesenden: „Wir dürfen den positiven Glauben an die EU nicht verlieren. Wir profitieren als Gesamtgesellschaft enorm von der Europäischen Union!“.
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