Mietkauf: Wenn der Traum vom Eigentum zur Kostenfalle wird
OÖ. Im letzten Monat ging es um das „Geschäft mit der Hoffnung“ – über Mietkaufmodelle, die vielen als leistbare Einstiegslösung ins Eigentum verkauft werden. Die Realität sieht jedoch anders aus. Viele glauben, sie würden bereits kaufen, dabei zahlen sie jahrelang Miete – und am Ende bleibt vom Traum vom Eigentum nicht viel übrig.
Ein Beispiel zeigt, wie teuer das werden kann: Eine 75-Quadratmeter-Wohnung wird als Mietkauf angeboten. Der Marktpreis liegt bei 300.000 Euro. Die Genossenschaft verlangt eine Anzahlung von 10 Prozent, also 30.000 Euro. Danach zahlt der Mieter zehn Jahre lang monatlich 1.000 Euro – in Summe 120.000 Euro. Nach zehn Jahren kann die Wohnung um 330.000 Euro gekauft werden, also teurer als zu Beginn. Insgesamt ergibt das Zahlungen von 480.000 Euro. Beim direkten Kauf derselben Wohnung wären inklusive Nebenkosten rund 330.000 Euro fällig gewesen. „Das sind 150.000 Euro Unterschied – also fast ein zusätzlicher Kredit, nur ohne Gegenwert“, erklärt Immobilienexperte David Zulj.
Unerwartete Kosten
Viele unterschätzen die Nebenkosten, die beim Wohnungskauf immer anfallen. Sie betragen rund zehn Prozent des Kaufpreises: 3,5 Prozent Grunderwerbsteuer, 1,1 Prozent Grundbucheintragung, etwa 1–2 Prozent für Notar oder Rechtsanwalt und rund 3 Prozent Maklerprovision zuzüglich Mehrwertsteuer. Beim Mietkauf kommen diese Kosten am Ende zusätzlich dazu – meist dann, wenn schon hohe Summen an Miete geflossen sind.“Zehn Jahre sind eine Ewigkeit“, sagt Zulj. „In dieser Zeit kann alles passieren – Jobverlust, Scheidung, Krankheit oder geänderte Kreditbedingungen. Wenn man dann nicht kaufen kann, ist das ganze Geld verloren.“ Viele nehmen sogar für die Anzahlung einen Kredit auf – doppelte Belastung, ohne Sicherheit.
Besser direkt kaufen
Dabei wäre es in vielen Fällen gar nicht nötig, sich auf ein Mietkaufmodell einzulassen. Mit rund 50.000 Euro Eigenkapital bieten Banken heute bereits Finanzierungen an, mit denen man dieselbe Wohnung von Anfang an kaufen kann, anstatt sie zehn Jahre lang zu mieten. „Wer die Möglichkeit hat, sollte direkt kaufen. Alles andere ist ein Spiel mit der Zeit – und mit dem Geld anderer“, so Zulj abschließend. Denn eines ist sicher: Erst wenn man im Grundbuch steht, hat man wirklich gekauft. Alles davor ist nur Hoffnung – und genau darauf baut dieses Geschäft auf.
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