„Die Stadt kann sich eine Baustelle auf Dauer nicht leisten"
WAIDHOFEN/YBBS. Die Familie und der Name Piaty sind untrennbar mit der Stadt Waidhofen verbunden – und das seit über 100 Jahren.
1910 übernimmt der Großvater von Karl Piaty sen. die Bäckerei am Unteren Stadtplatz, im selben Jahr wird auch Vater Karl IV geboren. Von ihm erbt er die Leidenschaft zur Fotografie. Allein in seines Vaters Nachlass finden sich rund 6000 Fotos. Karl V blickt mittlerweile selbst auf stolze 80.000 digitale Bilder und etwa 800 Videos beziehungsweise Kurzfilme zurück. (Interessantes Detail am Rande: 1972 absolvierte er als einer der ersten Österreicher einen Programmierkurs. Das Interesse an Neuem in diesem Bereich kommt ihm noch heute zugute: Mit Dateien, Ordnern, youtube und Blogs ist der 69-Jährige auf Du und Du.) Neuerungen und Veränderungen steht er zwar kritisch, aber nicht per se ablehnend gegenüber.
Stadtbildpfleger in beratender Funktion
„Was ich allerdings nicht leiden kann, ist, wenn es dem Künstler oder Architekten nur ums Auffallen und nicht ums Verschönern geht“, so der einstige Kubus-Gegner. Auch diese Einstellung ist ein Erbe seines Vaters: Schon Karl IV setzte sich als Stadtbildpfleger in beratender Funktion für den Bürgermeister ein. Gemeinsam mit dem Großvater von Klangraum-Intendant Thomas Bieber und Architekt Hyra wusste er in den 60er-Jahren ein „schwarz-marmornes“ Bankinstitut zu verhindern. „Zum Glück, das würde ja sonst wie ein Mausoleum aussehen“, steht Piaty hinter dem Engagement seines Vaters.
Kritisch gegenüber Kubus, Steg und Pflasterung
Auch Karl Piaty sen. hat gemeinsam mit seinem Mitstreiter, Kin-derarzt Günter Schuhfried, jahrzehntelang aufgezeigt, wo es zu Problemen und Schwierigkeiten bei baulichen Maßnahmen kommen könnte. So ist er noch immer überzeugt, dass „der ursprünglich als Kubus geplante Glasquader nicht für die Ewigkeit da oben stehen wird“, weil die Bausubstanz des Schlossturms dafür nicht ausreicht. Auch das Steg-Drama habe er kommen gesehen. Aktuell aber ist ihm die Pflasterung ein Dorn im Auge: „Das Pflaster in der Innenstadt ist ein vorprogrammierter Pfusch – das war mir von Anfang an klar – und ich habe das auch entsprechend kundgetan. Reparaturen im Fahrbahnbereich stehen auf der Tagesordnung, kleinste Einbauten wie aktuell das Glasfaserkabel machen die Stadt zur Staub- und Lärmhölle. Und das alles bei gigantischen Mehrkosten. Das wirkt sich auf die Geschäftswelt und die Bewohner wie eine Krankheit aus. Waidhofen darf sich auf Dauer diesem Zustand nicht aussetzen. Je früher die Politik die gemachten Fehler einsieht, umso schneller könnte es vernünftige Lösungen geben“, so der kritische Geist mit gesundem Hausverstand.
Pflasterung zu Hitlers Geburtstag
Wie Fotos aus seinem reichhaltigen Archiv belegen, gab es nie ein historisches Pflaster. Das erste wurde 1939 anlässlich Hitlers Geburtstag gelegt und das noch nicht einmal durch die gesamte Stadt. Am Unteren Stadtplatz reichte es von der Firma Kröller bis zum Cafe Erb und am Oberen Stadtplatz nur vom Stadtturm bis zum Ybbsturm. Auf die Frage, ob es sich lohne, immer wieder zu kritisieren und aufzuzeigen: „Ja, denn unser Waidhofen ist so schön, dafür muss man weiterkämpfen.“
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