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Ökostrom: Zukunft der Biogasanlagen ungewiss

Norbert Mottas, 07.02.2017 12:44

ZEILLERN. Die Familie Dorn – Andreas und Andrea mit den Kindern Peter (5), Sarah (3) und Lukas (8 Monate) – betreibt eine Biogasanlage. Doch deren Zukunft ist ungewiss.

Andreas, Peter (5) und Andrea Dorn auf dem Gärbecken, in dem Biogas erzeugt wird Foto: mott
  1 / 2   Andreas, Peter (5) und Andrea Dorn auf dem Gärbecken, in dem Biogas erzeugt wird Foto: mott

ZEILLERN. Vor 14 Jahren besichtigte Andreas Dorn im Zuge eines Ausflugs eine Biogasanlage, die ihn als Technikinteressierten faszinierte. Das Ökostromgesetz im Jahr 2003 ermunterte Dorn zu investieren und er errichtete in seinem Bauernhaus eine Biogasanlage, die Strom ins öffentliche Netz einspeist.Derzeit sind die landwirtschaftlichen Produkte in einer Tiefpreisphase – doch auch die Strompreise. Ohne geförderten Einspeisetarif kann die Biogasanlage nicht wirtschaftlich betrieben werden.

Lotteriespiel

„Die kleine Novelle des Öko­stromgesetzes lässt uns zwar hoffen, aber ob wir gefördert werden ist ungewiss, wie bei einem Lotteriespiel“, erklärt Dorn. Im schlimmsten Fall heißt das, dass die Biogasanlage im Juni für immer abgeschaltet wird. Das wäre nicht nur für die Familie Dorn ein schwerer Schlag, sondern auch für alle, die wirtschaftlich damit verbunden sind.“

Die Instandhaltungskosten betragen 25.000 Euro im Jahr und für Mais-Silage geben wir im Jahr 100.000 Euro aus. Das ist Geld, das zur Gänze in der Region bleibt“, rechnet Dorn vor.

Gern würde Dorn in einen Ausbau seiner Anlage investieren – wieder Geld, das in der Region bleibt – aber solange er nicht weiß, ob er die Anlage überhaupt weiter betreiben kann, kann er natürlich keine Investitionen tätigen. Auch die Bauern der Region, die Dorn beliefern, wissen nicht, ob sie Silo-Mais anbauen sollen, da die Zukunft ungewiss ist.Interessant sind die ökologischen Vorteile der Biogas-Anlage. Zum einen wird die Anlage mit nachwachsenden Rohstoffen bestückt, zum anderen aber auch mit Gülle, Hühnermist, Grünschnitt, Trester und ähnlichen Produkten. Beim Silo-Mais wird die Energie, die zur Erzeugung aufgewandt wird, 11,2-fach in Stromenergie umgesetzt. Wenn man die externe Wärmenutzung mitberechnet, erzielt man sogar das 16,5-fache des Energieeinsatzes.

Bakterien produzieren aus dem Substrat Biogas und was dann übrig bleibt ist hochwertiger Dünger, der wesentlich besser riecht als reine Gülle. Andrea Dorn erinnert er an Holler.“Damit ist meine Anlage CO2-neutral und ich erspare den Einsatz von Kunstdünger, der auch sehr energieintensiv erzeugt werden müsste“, so Dorn. Nach der Getreideernte kann Dorn Zwischenfrüchte anbauen, die gemäht und siliert werden. Damit ist der Boden ständig bewachsen und durchwurzelt. So wird auch Humus aufgebaut. Dorns Anlage erspart rund 120.000 Liter Heizöl und 20 Tonnen Kunstdünger pro Jahr.

Die Biogasanlage

Die Biogasanlage besteht aus dem Gärbottich, in dem Bakterien aus dem Substrat Biogas erzeugen. Das ist ein erdgasähnliches Gas. Mit diesem Gas wird das Herzstück der Anlage, ein 200 PS Motor, betrieben. „Dieser läuft an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr“, berichtet Dorn. Der Motor wiederum treibt einen Generator an, der Strom erzeugt, der ins öffentliche Netz fließt. „Der Generator erzeugt 1,2 Millionen Kilowattstunden per Jahr, das ist der Strombedarf von rund 300 Haushalten“, erklärt Dorn.Auch die Wärme, die der Motor erzeugt, wird genutzt. In der Trockenanlage werden Hackschnitzel oder Mais getrocknet.

Der Nachteil der Anlage: Der auf diese Weise erzeugte Strom ist teurer als der derzeit sehr billige Strom. Daher sind Erzeuger von Biogas auf Förderungen angewiesen. „Doch jeder Euro, der in Ökostrom investiert wird, bleibt in Österreich“, erklärt Dorn: „Wenn Leute kritisieren, dass Ökostrom von der öffentlichen Hand gefördert wird, so kommt ihnen das ja trotzdem zugute.“Die kleine Ökostromnovelle, die laut Dorn bereits unterschriftsreif ausverhandelt ist und nur noch unterschrieben werden muss, sieht einen Fördertopf von fünf Millionen Euro vor. Dorn: „Das ist viel zu wenig für Österreich. Da weiß kein Biogasanlagenbetreiber, ob er in den Genuss einer Förderung kommt. In der Steiermark wurde schon eine Anlage still gelegt. Und da ist ein Wiederhochfahren fast unmöglich. Die müsste neu gebaut werden.“Jetzt hofft die Familie Dorn, dass die Politik doch auf die entsprechende Förderung von Ökostrom aus Biogasanlagen umschwenkt.


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