STIFT ZWETTL. Er ist gewissermaßen Architekt, Statiker, Maurer und Dachdecker in einem - Peter Forstner. Der Zuckerbäcker aus Stift Zwettl ist weit über die Grenzen hinaus bekannt für seine vielfältigen Interpretationen eines Knusperhäuschen, die rund um die Weihnachtszeit im Rahmen einer märchenhaften Kunstausstellung bewundert werden können. Tips hat im Zuge der Ausstellungsvorbereitung hinter die Kulissen der Backstube geschaut.
Ein verlockender Duft zieht durch die Orangerie im Stift Zwettl. Hier findet man sie derzeit in großer Vielfalt, die zuckersüßen essbaren Häuschen. Am 14. November wurde die Kunstausstellung feierlich eröffnet, die Vorbereitungen dafür begannen aber bereits im Sommer.
Schon im Juni wird der Teig, der gut rasten muss, zubereitet. Dafür wird eine beeindruckende Menge von 1500 Kilogramm Mehl verarbeitet. Neben Roggen- und Weizenmehl kommen noch Honig, Rohrzucker sowie 16 verschiedene Gewürze in den Teig.
Den ganzen August über ist Peter Forstner mit Plan zeichnen beschäftigt, bevor die Produktion mit 1. Oktober startet. Fünf Wochen bleiben Forstner und seinem Team nun, um gut 40 Kunstwerke zu zaubern, vom kleinen Puppenhäuschen bis hin zum Blickfang mit 90 Zentimetern Giebelhöhe, freistehenden Elementen und jeder Menge an aufwändigen Verzierungen. Dazu kommen noch unzählige Häuschen sowie Lebkuchen-Spezialitäten, die die Besucher erwerben können.
Kunterbunt um's Erdenrund
48 verschiedene Modelle werden heuer unter dem Motto „Kunterbunt ums Erdenrund“ präsentiert. „Zum einen sind sie von der Farbe her bunt, zum anderen aber auch bunt, was die Vielfalt betrifft“, erläutert Peter Forstner das Ausstellungsthema. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, so erwartet die Besucher heuer ein zuckerlrosa Traum aus der Ukraine, Exoten aus Südafrika, Indien, Schweden oder Amerika, jedes Einzelne mit Wiedererkennungswert. Und was passiert mit den Wunderwerken nach der Ausstellung? „Sie kommen hinterher karitativen Einrichtungen zugute“, so Forstner.
„Bauzeit“: Mehrere Tage
Der Herstellungsaufwand nimmt mehrere Tage in Anspruch. „Wichtig ist, zuvor einen konkreten Entwurf zu Papier zu bringen, um das kreierte Häuschen dann auf eine Schablone zu übertragen. Der ausgerollte Teig wird gemäß der Schablone ausgeschnitten, gebacken, um dann zu ruhen, am besten über Nacht.
Am nächsten Tag werden die zu klebenden Kanten gerade geschnitten und die Wände hübsch ausgeschmückt. Wenn sich der Dekor gefestigt hat, wird gemäß dem Fertigteilhausprinzip das Häuschen mit einer Zuckerspritzglasur zusammengeklebt, die Verzierung der Dachflächen gibt noch den letzten Schliff.
Erdbebensicher und vollständig essbar
„Unsere Häuschen sind in der Tat erdbebensicher und vollständig essbar, mit Ausnahme der Fensterscheiben aus Zellophan.“ Diese zu genießen, das empfiehlt er auch, schließlich handle es sich um einen Naturlebkuchen. Forstner garantiert im Gegensatz zu den erhältlichen Supermarktprodukten eine Geschmacksexplosion.
„Ein guter Lebkuchen braucht Biss, ab einem bestimmten Zeitpunkt spürt man alle Gewürze auf der Zunge“. Und das sind immerhin 16 verschiedene. In der Tat schmeckt er sehr würzig, mit einer ganz dezenten Schärfe. Die bekannten Kaufprodukte seien zumeist nicht grundlos mit Schokolade überzogen, wie er meint: „Entweder, dass man nicht schmeckt was sonst drinnen ist oder dass er - umschlossen durch die Fettmasse Schokolade - nicht hart wird.“ Forstner selbst setzt auf ein uraltes Rezept, dass er von einem Lebzelter aus der Steiermark bekommen hat.
Weit zurück geht auch die Geschichte des Naschwerks, bereits die alten Ägypter haben honiggesüßte Kuchen gekannt. „Wenn man Lebkuchen ordentlich aufhebt, ist er auch 2000 Jahre haltbar“, grinst Forstner.
Die Ausstellung heuer ist insgesamt seine 23. „Das 25-jährige Jubiläum würde ich noch gerne machen“, liebäugelt der bald 70-Jährige mit einem baldigen Ruhestand.
Kunstausstellung:“Europas schönste Lebkuchenhäuser“
- Öffnungszeiten: noch bis 17. Dezember, täglich von 10 bis 17 Uhr
- in der Orangerie des Zisterziensterstiftes Zwettl
- Eintritt: 3 Euro pro Person, Kinder bis 12 Jahre frei
- Infos: www.kaiserfranz.at
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden