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Rundgang mit Oberförster Blaich: Der "Brotbaum" Fichte an seiner Grenze

Katharina Vogl, 10.08.2018 08:10

ZWETTL. Der Borkenkäfer bereitet vielen Land- und Forstwirten schlaflose Nächte. Die Fichte ist in Bedrängnis, mehr noch, sie kommt bekanntermaßen in niederen Lagen an ihre Grenzen. Oberförster Gerald Blaich, seit 35 Jahren im Forstbetrieb des Stiftes Zwettl tätig, zeigt auf Einladung der Grünen Zwettl Alternativen zum allseits bekannten „Brotbaum“ auf, und plädiert für Biodiversität und Artenvielfalt.

Beim Rundgang mit Oberförster Gerald Blaich
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„Die Fichte wurde weit über ihr natürliches Vorkommen in niedrigen Lagen angebaut. Sie ist arg in Bedrängnis und zwar in einem Ausmaß, dass wir noch nicht hatten“, erläutert Oberförster Gerald Blaich eingangs.

Aus wirtschaftlicher Perspektive galt und gilt sie als „Brotbaum“ auf den viele Waldbesitzer setzen. Lange Zeit gut gegangen, kommt sie nun, vor allem unter 700 Meter, an ihre Grenzen. So brauche sie mindestens 600, besser noch 700 Millimeter Jahresniederschlag, letztes Jahr regnete es aber nur rund 500 Millimeter.  Das seien Weinviertler Verhältnisse. Die Klimakurve gehe, was den langfristigen Trend betrifft, mittlerweile steil nach oben. „Ich kann hier keine Entwarnung geben“, so Blaich. Fehlendes Wasser und zu heißes Wetter lässt die Fichte kränkeln, kommt noch langsames Reagieren der Verantwortlichen hinzu, macht dies die Ausbreitung des Borkenkäfers perfekt.

„Willst du deinen Wald vernichten, so pflanze nichts als Fichten“, dieser Satz, geltend für niedrige Lagen, ist Blaich bereits aus seiner Schulzeit bekannt.  “Wir müssen uns also an der nächsthöheren Waldstufe orientieren, dem Übergang zum Weinklima“, fügt der Oberförster hinzu. Weiters sei die Fichte in Forstkreisen auch als „Prinzessin“ bekannt, als eine heikle Baumart, die Wind und Raureif oft nachgibt.

Widerstandsfähiger Mischwald

All das hat Oberförster Blaich bereits 1983, als er nach Stift Zwettl kam,  veranlasst, auf Mischwald zu setzen - je nach Bodenverhältnis die richtige Baumart.  Ob die trockenresistente Eiche, das widerstandsfähige Ahorn, Esche oder die Weißtanne – pro Aufforstung setzt Blaich auf zehn bis 15 verschiedene Baumarten. 

Rundgang: Biodiversität hautnah

Was damals noch als Versuch startete, sollte sich heute als überaus wertvoll herausstellen, wie er im Zuge eines kleinen Rundgangs durch sein Revier veranschaulichte.  Seit seinem Eintritt in das Stift hat Blaich 494.000 Forstpflanzen setzen lassen, das entspricht umgerechnet einer Aufforstungsfläche von rund 150 Hektar. Hier reiht sich Vogelkirsche an Ahorn, Buche, Erle, Eiche, Birke oder Kiefer. „Es sind so viele Bäumchen dazugekommen, die ich nie gepflanzt habe, das lässt mein Forstherz höher schlagen“, freut sich Blaich über die Vitalität und Kraft, die die Natur hier zeigt.

Wildverbiss

Natürlich: das Thema Wildverbiss ist hier beim Mischwald ein sehr großes. Blaich behilft sich vor allem mit seinem System der „wandelnden Zäune“, nicht zuletzt erfordert Mischwald stets eine intensive Betreuung.

Dennoch gälte es, Mischbestände zu forcieren, denn nicht zuletzt ist „Biodiversität gleichzeitig ein Puffer für künftige Ereignisse“, so Blaich. Man werde sich zukünftig vermehrt auf Laubholz umstellen müssen, weil Nadelholz in der Masse nicht mehr vorhanden sein wird.

Zu begrüßen wäre ein Umdenken, von der vielfach vorhandenen, rein wirtschaftlichen Perspektive hin zu einer langfristigen und nachhaltigen Sichtweise, auch im Sinne der nächsten Generationen, sind sich Blaich als auch die Grünen Zwettl einig.


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